aber die ausländischen Arbeiter 1963 plafoniert wurden, verschärfte sich die Kon-
kurrenz bei den Arbeitskräften. Handwerksbetriebe hatten in den 60er und frühen
70er Jahren zum Teil grosse Mühe, einheimische Lehrlinge zu erhalten.
Betriebs-
konzentration
Veränderungen
in der Berufs-
auffassung
Die grosse Zahl der Betriebsaufgaben ist auf diese Probleme zurückzuführen. Die
Schwierigkeiten waren vor allem für die vielen Kleinstbetriebe gross. Für Inhaber
von Einmannbetrieben, die ja ihr Handwerk oft nur als Nebenberuf ausgeführt hat-
ten, boten sich in der aufkommenden Industrie neue Beschäftigungsmöglichkeiten.
Diese Situation soll nun mit einigen Kommentaren aus dieser Übergangszeit be-
leuchtet werden. So schrieb der Gewerbesekretär Dr. A. Goop 1950: «Vor 30 Jah-
ren war fast jedes Gewerbe, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nebenberuflich.
Der Grundstock des Familieneinkommens bildete damals noch die Landwirtschaft.»
Er beschreibt dann, wie sich unter den Gewerbetreibenden oft eine bäuerliche
Mentalität erhalten hatte: «Die genaue und exakte, ja präzise Arbeitsauffassung,
die in jedem Gewerbe notwendig ist, die Notwendigkeit der Termineinhaltung, die
Notwendigkeit fristgerechter Rechnungsstellung, des Mahnwesens, des leider
auch notwendigen Betreibungswesens, des günstigen Einkaufs fehlen in dieser
Unmittelbarkeit im Berufe des Bauern, nicht aber beim Handwerker und Händler.»
Die Schwierigkeiten sich umzustellen, kommen in einem andern Vortrag noch
besser zum Ausdruck, den Dr. Goop ein Jahr später veröffentlichte: «Die Verbin-
dung zwischen Leben und Arbeit, diese innere Einheit, ist aber auch kaum bei
einem andern Beruf so stark wie gerade im Gewerbe. Die Arbeit ist ein harmoni-
scher Teil des Lebens und die ganze Familie ist mit Beruf und Arbeit und Ge-
schäft verbunden. Genau dasselbe finden wir beim Bauernstand. Das Leben fällt
auch hier nicht auseinander: hie Arbeit — hie Familie und Eigenleben. Alles ist
eine natürliche in der Natur der Dinge gelegene Einheit und Harmonie. Genau wie
Stall und Boden und Acker ein Teil des Ganzen sind, so sind es die Werkstatt,
das Geschäft und die damit zusammenhängenden Dinge. Es besteht eine gewisse
innere Harmonie von Dingen und Menschen, die ausgeprägte Individualisten her-
‚orbringt. Meister, Geselle, Lehrling, Meisterin und Gesinde: sie alle sind, wie auf
dem Hofe des Bauern, mit den Dingen verwachsen und ihnen verpflichtet. Es ist
aber auf der andern Seite ein wesentlicher Teil des sogenannten sozialen Pro-
blems, dass gerade durch die Mechanisierung der Produktion, durch den Gross-
setrieb und die Serienfertigung der an der Maschine stehende Arbeiter die innere
3eziehung zur Arbeit und zum hergestellten Produkte verliert. Für ihn bietet sich
volens-nolens mit der Zeit eine gefährliche Zweiheit heraus: hier Familie — dort
die Arbeit an anderer Stelle. Das innere Verhältnis zum geschaffenen Produkte
geht verloren, weil vielfach die Präzision und Kompliziertheit der Maschine dem
Arbeiter die schöpferische Leistung abnimmt. Namhafte Soziologen sagen daher
heute: Stellt die Einheit zwischen Leben und Arbeit wieder her und gebt dem
Menschen die Werte wieder, die in der Vollbringung einer Arbeit liegen. Das ist