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3. Die neue Zollgrenze.
Vergleiche hiezu die vorstehende Karte:
ac = die neue Zollgrenze . . . . . 33 km
ab = die Rheingrenze . . . . 27h Ÿ,
bc — die liechtensteinisch-bündnerische Grenze 10
Kein Satz in der ganzen Botschait vermochte unter der
Grenzbevülkerung, ob Freund oder Gegner des Vertrages,
ebenso beim gesamten ortskundigen Zollpersonal, hoch und
niedrig, so viel Befremden, ja, fôrmliche Bestürzung auszu-
lósen als dieser eine (Seite 7 und 8): Die neue Zollgrenze sei
pur Abwehr des Schmuggels besser geeignet als die alte Rhein-
inie!
Ehe wir den Vater Rhein als untauglich aus dem Dienst ent-
lassen, wird es doch geboten sein, die Karte genauer anzusehen
und in der Wacht am Rhein ergraute Beamte zu hóren. Der
mächtige Strom mit seinen hohen Dämmen, mit seiner Breite
von reichlich 100 Meter, ist von jeder Stelle des Dammes aus,
nicht nur auf seine Breite, sondern auch auf einige hundert
Meter Länge zu überblicken. Die neue Grenze hingegen durch-
schneidet, vom Rhein ausgehend in zirka drei Kilometer lan-
ger Strecke ein mit Gebüsch durchsetztes Streueriet, überquert
dann die Strasse Nofels-Rugell und steigt von da durch Wal-
dung auf den Rücken des Schellenbergs, der von ihr nicht
umfasst, sondern in liechtensteinisches und österreichisches
Zollgebiet geteilt wird. Etwas unterhalb der südlichen Seite
des Hügelrückens biegt die Grenzlinie gegen Südwesten um,
läuft zirka 1*/» Kilometer parallel dem Kamme, windet sich
dann um die kleine österreichische Ortschaft Hub herum und
erreicht von dort quer über das Riet die Strasse Feldkirch-
Schaan, um von hier aus sich dem Gebirge zuzuwenden. Die
ganze Strecke vom Rhein bis hieher, besonders aber die zirka
drei Kilometer lange, auf dem Schellenberg liegende Teil-
strecke ist leicht begehbar, aber sehr unübersichtlich und da-
her, gleich der Strecke Sareiserioch-Naaf, wie die letzten Jahre
zur Genüge zeigten, ein wahres Dorado für den Schmuggel
und den Uebertritt von schriftenlosem Gesindel. Die vier
Rheinbrücken sind dagegen Tag und Nacht vom Zollpersonal
bewacht oder geschlossen, der übersichtliche Rhein ist von
verhältnismässig wenig Grenzpersonal sicher zu überwachen,
da derselbe für den mit Kontrebande beladenen Schmuggler
nur mit Hilfsmitteln (Schiff oder Floss) traversiert werden
kann. Man sollte nicht glauben, dass hierüber Meinungsver-
schiedenheiten bestehen könnten. Nicht zuletzt war es die
gute Rheingrenze, die seinerzeit Oesterreich veranlasste, mit