Volltext: Zum Zollvertrag mit Liechtenstein

— 13 — 
Rechnung bringt, so: „Wollen wir unsere politische 
Grenze verlegen?" 
Wenn die Botschaft zur Entkräftung unserer Einwände 
darauf hinweist (Seite 9), dass Liechtenstein dank der Kündi- 
gungsklausel es periodisch in der Hand habe, sich wieder in 
den Vollbesitz seiner Souveränität zu setzen, so betrachtet 
sie die Sache nicht vom schweizerischen, sondern vom liech- 
tensteinischen Standpunkte aus. Für uns ist eine andere Be- 
trachtungsweise geboten. Keine Regierung vermag die durch 
die einmal vollzogene Zollunion freiwerdenden Assimilierungs- 
kräfte auf die Dauer zu hemmen, auch wenn sie wollte. Wenn 
es ihr aber überhaupt nicht daran liegt, die mit der Zollunion 
einsetzende Entwicklung zu bremsen, wenn massgebende, sogar 
allernächst interessierte Kreise im Liechtensteinischen auf die 
Erhaltung der politischen Selbständigkeit keinen Wert legen, 
ja, darin eine gern abzutretende Last erblicken sollten? Wie 
dann? Dann mögen die Liechtensteiner den Verzicht mit sich 
selbst ausmachen. Für uns aber erhebt sich die Frage: Ist 
es für uns geboten, diesen Verzicht zu unsern Gunsten anzu- 
nehmen? Ist die Zustimmung zu einem Wirtschaftsvertrage, 
der uns mit allmáhlich wachsenden Souveránitütsrechten über 
ein fremdes Land belastet, im Interesse des sch weizeri- 
schen Staates? Ist es heute geraten, eine Gebietserwei- 
terung ins Auge zu fassen, durch eine Zollunion vorzubereiten 
und gar, wie es in einem Teil der Presse geschieht, durch 
die Berufung auf die heute durch irredentistische Bestre- 
bungen ominós gewordene und für uns Schweizer dreifach 
omindse ,.Stammesverwandtschaft zu begründen? Oder ist 
es heute, wo alles íliesst, rátlicher, mit allen uns zu Gebote 
stehenden Mitteln, Eines vor dem allgemeinen Fluss zu 
schützen: unsere politischen Grenzen? 
Die Botschaft weist jeden Expansionsgedanken weit von 
der Hand, sintemal ja auch jene Gebietserweiterung, die vor 
wenig Jahren noch die Gemüter bewegte, „gegenwärtig“ 
(Seite 12) aus Abschied und Traktanden falle. Gegenwärtig! 
Was heisst gegenwärtig? 
„Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, 
Ewig still steht die Vergangenheit“, 
Dass die Logik der Tatsachen häufig unerwartete Wege 
geht, haben wir in der Vorgeschichte des Zollvertrages im 
eigenen Lande erlebt. In der nationalrätlichen Kommission 
zur Beratung des Postvertrages mit Liechtenstein wur- 
de aus dem Schosse des Rates die Zusicherung verlangt und 
von höherer Stelle abgegeben, dass der Postvertrag kein
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.