Volltext: Zum Zollvertrag mit Liechtenstein

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Ferne nicht aufwiegen würde. Unsere Gegnerschait gegen den 
Zollanschluss an sich beruht daher nicht auf lokalen, sondern 
auf allgemein schweizerischen Gesichtspunkten. Nun sind wir 
allerdings nicht die berufenen Hüter des Landesinteresses. 
Aber nach gutem Schweizerbrauch haben wir uns erlaubt, 
als wohlmeinende Biirger unsere Bedenken gegen den ge- 
planten Vertrag bei der obersten Landesbehörde geltend zu 
machen. In gleicher Eigenschaft ersuchen wir auch die hohen 
Räte um Gehör und hoffen, um so weniger eine Fehlbitte zu 
tun, als die Wiedergabe unserer Einwände durch die bundes- 
rätliche Botschaft da und dort der Berichtigung und Ergänzung 
bedarf. In Bezug auf das Tatsächliche stützen wir uns teils 
auf eigene Erfahrungen, teils auf das Zeugnis von Männern, 
die sich im Laufe von Jahrzehnten die genaueste Vertraut- 
heit sowohl mit Land und Leuten als mit dem Zolldienst er- 
worben haben, und wir hoffen, auf dieser Grundlage manches 
beizubringen, was in dem Läuterungsfilter des Instanzenzuges 
nur zu leicht verloren geht. Wir möchten Ihre Aufmerksam- 
keit auf nachstehende Hauptpunkte richten. 
I. Der politische Aspekt. 
Ein Zollvertrag ist zweifellos eine wirtschaftliche, will 
sagen nicht politische Angelegenheit. Gilt das auch von der 
vólligen Verschmelzung zweier Zollgebiete mit dem Ratten- 
schwanz von Gesetzen und Gerichtsbarkeit, der sich vom 
einen Lande auf das andere überträgt? Oder lassen sich hier 
neben den wirtschaftlichen Zügen unverkennbare Keime eines 
andersartigen, nicht mehr bloss wirtschaftlichen Gebildes 
nachweisen? Befremdend war schon während der Inkubations- 
zeit des Zollvertrages das Verhalten eines Teiles unserer, 
allem Anschein nach inspirierten oder inspirieren wollenden 
Grosspresse: die über den Anschlussgegner verhängte Sperre, 
die anschlussfreundliche Speisung der Regionalpresse durch 
eine zentrale Propagandastelle, endlich im psychologischen 
Moment, als man laut „Oberrheinischen Nachrichten“, 
dem liechtensteinischen Regierungsblatt, hoffen zu dürien 
glaubte, den Vertrag schon in der Junisession der Bundes- 
versammlung unter Dach und Fach zu bringen, die Maien- 
tagung der Schweizerpresse in Vaduz und als Epilog dazu die 
einheitlich organisierte Suggestion, unter die das Leserpubli- 
kum zwei Wochen lang durch die journalistischen Dithy- 
ramben auf das bedrüngte Nachbarvólklein gestellt wurde. 
Bei der Betrachtung dieser Vorgánge stellte und verneinte
	        

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