Ein Fortunat-Spruch
Als die Bürgermusik beim Balz-
ner Fest 1935 wieder einmal an
einem Haus von der «anderen
Farbe» vorbeimarschierte und aus
allen Fenstern Pfiffe und Buh-Ru-
fe erschollen, soll Fortunat zu-
rückgerufen haben: «Do z’Balzers
muass s’Glas aber tüür si, dass si
d’Feschtera met Affa ver-
schoppen.»
Wegen angeblicher Sympathien für den Nationalsozialismus und den
wahrscheinlich dadurch bedingten Schwierigkeiten musste der Diri-
gent Mähr die Bürgermusik im Jahre 1934 verlassen, und Adolf
Büchel aus Vaduz wurde sein Nachfolger. Büchel kam viele Jahre
mit dem Fahrrad zu den Musikproben und pedalte bei Wind und
Wetter durchs Land, denn er war ebenfalls Leiter der Harmoniemu-
sik Vaduz und der Harmoniemusik Balzers. Adolf Büchel erinnert
sich: «Die Eschner waren musikalische Leute und Schwierigkeiten
entstanden nur durch mangelhaften Probenbesuch» — früher wie
heute!
Dirigent Adolf Büchel erhielt damals Fr. 8.— pro Probe. Trotz
Gemeindebeiträgen war der Verein in erheblichen Geldnöten. Oft
konnte der Kassier den Dirigenten nicht aus der Vereinskasse bezah-
len und streckte das Geld aus eigener Tasche vor.
Veranstaltungen der Bürgermusik
In den ersten Jahren ihres Bestehens veranstaltete die Bürgermusik
jeweils im Frühjahr und im Herbst ein Passivkonzert. Der jährliche
Passivbeitrag betrug Fr. 2.—.
Später wurde eines der zwei Passivkonzerte in ein sogenanntes
Kassakonzert umgewandelt, um so die finanzielle Lage etwas aufzu-
bessern. Der Eintrittspreis betrug Fr. 1.50 bis Fr. 2.—.
Alljährlich um die Weihnachtszeit fand die Christbaumfeier mit
sogenanntem «Glückstopf» statt: es wurden Lose zu 50 Rp. bzw. zu
20 Rp. verkauft. Im Rahmen von Konzerten führten die Musikanten
in der Regel auch Luststücke auf. Im Protokollbuch sind ferner
mehrere Gartenkonzerte im Gasthaus «Waldeck» in Gamprin ver-
merkt.
Ab dem Jahre 1931, nach dem politischen Wechsel in der Gemeinde-
behörde Eschen, war die Bürgermusik sozusagen die offizielle
Gemeindemusik. Alle Anlässe der Gemeinde, wie z.B. den Weissen
Sonntag, Fronleichnam und Jahrmarkt bestritt die Bürgermusik
(«schwarze» Musik).
1932 wagte der neue Verein den ersten Ausflug ausser die Gemeinde.
Die Musikanten besuchten ein Musikfest in Balzers. Dazu erzählte
ein Ehemaliger: «. .. Die politische Zugehörigkeit des Vereins war
natürlich auch in Balzers bekannt. So gab es während des Umzuges
aus den Häusern mit Bewohnern der gleichen «politischen Farbe
Blumen und Beifall, bei den andern hagelte es «Buh-Rufe,
Es fanden auch Gemeinschaftskonzerte mit den Musikvereinen von
Ruggell im Jahre 1941 und Mauren im Jahre 1942 statt, was auf
freundschaftliche Kontakte zu diesen Vereinen schliessen lässt.