Volltext: 100 Jahre Blasmusik in Eschen

alten Bedeutung des Bläserklanges durch: Das Spielen bei Gottes- 
diensten, Prozessionen, kirchlichen Feiern, Beerdigungen u.ä. hat 
mehr hinter sich, als den blossen Umstand, die Kirchenorgel nicht 
mittragen zu können. Zu den Bräuchen des Tagwachtspielens an 
hohen Feiertagen, im Silvesterblasen und in den Turmmusiken mischt 
sich Gotteslob, Dank und Bitte um Segen mit Schalk, Spass und 
einem letzten Restchen Ahnung, das Geschick und die ausserirdi- 
schen Kräfte und Mächte beeinflussen zu können. Noch offener tritt 
dieser Zug hervor, wenn einzelne Bläser oder kleine Bläsergruppen 
von bevorzugten, meist geschichtsbeladenen Anhöhen über dem 
Dorf, von Bergspitzen, Alpkreuzen oder vom dunklen Waldrand aus 
ihre Weisen schmeichelnd, betörend, bittend, betend, segnend, 
beschwörend, bannend über Dächer und Tal erklingen lassen. Sän- 
ger, Pilgrim, Bettler, Priester, Pan und Satyr unisono! 
Gegenwärtig ist die Blasmusik in Liechtenstein dabei, sich einen 
neuen Platz im kulturellen Gefüge zu suchen und zu sichern. Radio, 
Fernsehen, Schallplatte, Tonband und der Musikmarkt haben ihr 
unvermerkt eine Rolle im Abseits des aktuellen Musikgeschehens 
zugewiesen und ihr das Etikett von etwas angenehm Veraltetem 
umgehängt, von etwas, dem man liebevoll helfen muss, so wie man 
für Grosseltern Altersheime-baut. Am Lebenswillen und an der 
Vitalität der Blasmusik, aber auch an ihrer Publikumswirksamkeit 
haben sich viele Kulturmanager gründlich getäuscht. Nie zuvor 
haben soviele Menschen an den Musikvereinen und ihrer Musik 
Freude gefunden, und nie vorher hatten die Corps einen so hohen 
Leistungsdurchschnitt. Ob nun die Blasmusik zur Unterhaltungs- 
musik oder zur ernsten Musik zuzuordnen ist, ob die Konzerte in 
Sälen mit Konzertbestuhlung oder mit Wirtsbetrieb stattfinden, ob 
die Musikanten Uniformen oder Trachten tragen, ist letztlich nicht 
entscheidend. Die Stellung und die Zukunft der Blasmusik bleibt 
gesichert, wenn sie sich die Funktionen und Aufgabenbereiche im 
Kulturleben der Gemeinschaft erhält, sie ausfüllt und die Relationen 
zu den grossen professionellen Orchestern, Chören, Unterhaltungs- 
bands und dem heutigen Musikmarkt richtig einschätzt.
	        

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