Volltext: Fürstentum Liechtenstein

chen Friedhof in München beigesetzt. Weil während des Zweiten 
Weltkrieges das Grab durch Bomben schwer beschädigt worden 
war, erfolgte nach Kriegsende die Überführung in seine Heimat. 
So ruhen nun Fanny und Josef Gabriel Rheinberger in einem ge- 
meinsamen Grab auf dem Friedhof in Vaduz, unweit des Hauses, 
in welchem der bedeutende Lebensweg des grossen Musikers be- 
gonnen hatte. Sein Geburtshaus, dessen Schicksal lange Zeit un- 
gewiss war, wurde in den Jahren 1966—1968 stilgerecht renoviert 
und ist nun seit dem Frühjahr 1969 Sitz der Liechtensteinischen 
Musikschule. Es birgt auch das Josef Rheinberger-Archiv. 
Betrachten wir den geradlinig aufsteigenden Lebensweg Josef 
Gabriel Rheinbergers, so mag uns die eingangs erwähnte Charak- 
terisierung seines Werkes als «akademisch» vielleicht nicht allzu 
abwegig erscheinen. Wenn wir diesen Begriff verstehen als voll- 
ständige und gründliche Beherrschung des.Handwerklichen in der 
Musik, oder ihn als Gegensatz setzen zu Beethovens titanischem 
Ringen um Inhalt und Form, so wird er bis zu einem gewissen 
Grade sogar seine Berechtigung haben. Setzen wir «akademisch» 
jedoch gleichbedeutend für trocken, schulmeisterlich oder ver- 
staubt, wird uns schon ein flüchtiges Blättern im umfangreichen 
Gesamtwerk Rheinbergers eines Besseren belehren. — Hört man 
gar eines der Werke in einer guten Aufführung, was in jüngster 
Zeit wieder vermehrt möglich war, so ist oft des Staunens kein 
Ende: «Die Überraschung im positiven Sinne aber war Rhein- 
berger», liest man dann etwa in der Kritik eines namhaften Rezen- 
senten. In der Tat haben Konzerte in den vergangenen Jahren be- 
wiesen, dass ein grosser Teil seiner Kompositionen auch heute 
noch — oder wieder — etwas zu sagen haben. Wenn auch manches 
im gesamten Werk Rheinbergers seiner Zeit verhaftet erscheint, 
so vermögen doch Kompositionen wie etwa die grosse Messe in 
C-dur, op. 169, der «Cantus missae» in Es-dur, op. 109, die Weih- 
nachtskantate «Der Stern von Bethlehem» op. 164, viele Werke 
der Kammermusik und die meisten seiner Orgelkompositionen 
neben dem Besten, was uns jene Zeit geschenkt hat, zu bestehen. 
Dies mag die Ehrenrettung Josef Gabriel Rheinbergers, die sich 
das Josef Rheinberger-Archiv zur Aufgabe gemacht hat, rechtfer- 
tigen. Das Vermächtnis jenes Liechtensteiners zu verwalten, der 
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