Bund auf 80 erhöht worden. Diese 80 Soldaten bildeten das Lech-
zensteinische Kontingent und rückten im Jahre 1866 zum letzten
Male ins Feld. Sie fanden Verwendung an der Grenze zwischen
Tirol und Italien, waren überhaupt nur sechs Wochen von der
Heimat abwesend und nur eine Woche in Stellung auf dem Stilf-
ser Joch, wobei sie den Feind nie zu Gesicht bekamen. Wohlbe-
halten kamen sie zurück, und der Fürst zahlte privat die Kosten
des ganzen «Feldzuges».
Das Kontingent wurde nun nicht mehr einberufen, und im
Jahre 1868 wurde das liechtensteinische Militär durch Fürst Jo-
hannes II. endgültig aufgelöst.
VOR DEM ERSTEN WELTKRIEG
Die Zeit ist charakterisiert durch einen hart erarbeiteten, be-
scheidenen wirtschaftlichen Aufstieg.
Die Textilindustrie (Baumwollindustrie und Stickerei) brachte
vor allem den Frauen Arbeit, und vor dem Ersten Weltkrieg fan-
den darin gegen tausend Personen Beschäftigung. Männerarbeit
war ausser der Landwirtschaft selten im Lande, und zu Hunderten
zogen liechtensteinische Bauarbeiter in der Sommersaison nicht
nur in die schweizerische Nachbarschaft, sondern bis nach Frank-
reich. Viele junge Männer, aber auch manche Familien wanderten
nach Übersee aus. Langsam entwickelte sich ein einfacher Ge-
werbestand, und es zeichnen sich die Anfänge des Fremdenver-
kehrs ab. Im Alpengebiet entstehen die ersten Kurhäuser.
Noch immer aber war die Landwirtschaft der Haupterwerbs-
zweig und Zuchtvieh der Hauptexportartikel.
Ein Bild von den bescheidenen Mitteln des Staates bekommen
wir aus den Bilanzsummen: 1873 stehen der Landesverwaltung
nur 45’000 Franken zur Verfügung, und zur Jahrhundertwende
sind es auch erst 160’000 Franken. Ungeheuer sind aber die Ko-
sten, welche die neuen Rheindimme verursachen: In den letzten
drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts werden über drei Millionen
Franken am Rhein verbaut, eine Last, die hauptsächlich von den
Gemeinden getragen werden muss.
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