DAS LIECHTENSTEINISCHE
GESELLSCHAFTSWESEN
DR. IVO BECK
[. RECHTLICHE UND WIRTSCHAFTLICHE
VORAUSSETZUNGEN
1. Allgemeine Grundlagen: Die geographische Lage Liechten-
steins zwischen Österreich und der Schweiz, seine Rechtsstaat-
lichkeit, die liberale Wirtschafts- und Sozialpolitik, sowie dass
Liechtenstein ein Bestandteil des schweizerischen Währungs- und
Wirtschaftsgebietes ist, die geordneten politischen, wirtschaft-
lichen und sozialen Verhältnisse, das Fehlen jeder Verstaatlichungs-
und Enteignungsgefahr, sowie das Steuer- und Bankgeheimnis
als auch das Verbot des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes
stellen die allgemeinen Grundlagen dar, die Unternehmer und
Kapitalgeber einen Anreiz geben, die Vorteile des an Unterneh-
mensformen reichen Personen- und Gesellschaftsrechtes für wirt-
schaftliche und nichtwirtschaftliche Zwecke zu benutzen.
2. Spezielle Voraussetzungen: Der Beitritt Liechtensteins zur
Kleinen Freihandelszone (EFTA) und die Mitgliedschaft bei spe-
ziellen Organisationen der Vereinten Nationen haben verschie-
dene ausländische Unternehmen in wachsender Zahl veranlasst,
in Liechtenstein insbesondere Holdinggesellschaften und Sitz-
unternehmen zu errichten, um ihre Interessen in Europa besser
wahrnehmen zu können, zumal in bezug auf diese Unternehmen
praktisch keine unterschiedliche Behandlung von Ausländern und
Liechtensteinern besteht. Investierungen und Niederlassungen
derartiger Unternehmen werden durch steuerliche Vorteile, wie
steuerfreie Erträgnisse und Gewinnausschüttungen, Reduktion
der Kapitalsteuer, absolutes Steuergeheimnis und Verbot der
steuerlichen Amts- und Rechtshilfe, sowie liberale Formvor-
schriften in bezug auf Gründung und Betrieb weitgehend be-
günstigt: rasche und kostenbegünstigte Errichtung, keine ge-
werbliche Konzessions- oder andere behördliche Bewilligungs-
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