Volltext: Briefmarkenskandal im Fürstentum Liechtenstein

hoch bemessen sind. Die Verschleitz- 
isteNe Salzburg weist einen Brutto 
ertrag von insgesamt 2,214.310.93 
Kronen aus, hievon entfällt un 
gefähr die Hälfte auf Regien, das 
sind 1,107.155.46 Kronen, wäh 
rend, die Liechtensteiner Teilhaber 
bis auf einen kleinen Betrag den 
ganzen Ertrag für sich allein in 
Anspruch nehmen. In der kurzen 
Zeit, die der Kommission zur Ver 
fügung stand, konnte festgestellt 
werden, datz der Eeschäftsführer- 
Stellvertreter Herr Ferdinand 
Nigg mit Arbeit anderweitig be 
reits überlastet ist und konnte er 
deshalb bei Führung der Bücher 
und Ausführung der Aufträge 
nicht jene Ordnung halten, die ein 
solcher dem Lande sowie den 
andern Gesellschaftern gegenüber 
verantwortlicher Betrieb erheischen 
würde. Sonst wären die im Fol 
genden angeführten Fälle nicht 
möglich. Biele, sehr viele Händler 
und Sammler sandten nach Baduz 
Weid, um Marken zu erhalten, 
erhielten aber nach vielen Monis 
ten weder das Geld retour noch die 
bestellten Marken. Die nachfolgen 
den zwei nach Vaduz gelangten 
Schreiben sollen zur Erläuterung 
dienen: Das. erste ist vom 2. Mai 
1921, worin sich ein Fritz Adametz 
in Graz darüber beschwert, datz 
er am 1. November 1920 Kronen 
463.— an die Verschleitzstelle nach 
Vaduz sandte, aber bis dato weder 
Marken noch Geld habe. — Der 
zweite Brief ist vom 27. April 
1921 von einem Paul Locher in 
Nizza, der am 3. November 1920 
per Einschreibbrief 1000.— Kr. an 
dieselbe Adresse nach Vaduz sandte 
und auch weder Marken noch Geld 
erhielt. Solche Fälle könnten noch 
viele aufgezählt werden. Sie reden 
eine sehr deutliche Sprache über 
'die Ordnung in der Verschleitz 
stelle. Dann ist anzuführen die 
nicht rechtzeitige Abführung der 
Eeldeingänge an das Land. 
Ansicht der Kommission ist es, 
Latz ein Beamter, der bis abends, 
sei es im Bureau oder in der 
Schule angespannt ist, die hier zu 
bewältigende Arbeit nicht leisten 
kann, und datz dann entweder dies 
oder jenes leiden mutz." 
Der verantwortliche Geschäfts 
führer Herr von Flesch-Brunningen 
führt dem gegenüber an, „datz sich 
die Gebahrung der Verschleitzstelle 
Vaduz naturgemätz der hierortigen 
Verantwortung entzieht und datz 
wir uns nicht das Recht angematzt 
haben und anmatzen, die Bürger 
des eigenen Landes unter eine 
hierseitige Kommandogewalt zu! 
stellen." 
Zu seiner Verantwortung teilt 
Herr Ferdinand Nigg der hohen 
fürstlichen Regierung am 16. Juni 
0L921 mit. datz er den Fehlbetrag 
von zirka 236.000 Kronen der 
fürstlichen Landeskassa überwiesen 
habe; ebenso stellt er fest, datz 
hinsichtlich der von der Untersuchl- 
ungskommifsion erwähnten Vor 
schüsse der Liechtensteinischen Kon 
sortiumsmitglieder eigentlich nicht 
von „Vorschüssen", sondern nur 
vom „Anteil am Gesellschastsge- 
winn" geredet werden könne. Was 
die Höhe dieses Anteiles anlange, 
haben die Liechtensteinischen Ee- 
sellfchaftsmitglieder mit einem Ver 
triebe von 13 Millionen gerechnet 
!und seien sie von der Anschauung 
ausgegangen, datz sie de nach Mit 
teilung von KommissDNSmitglie- 
dern von der Salzburger Ee-
	        

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