an das neue Grossdeutschland im Interesse Liechtensteins läge und
eine gewisse Propaganda für diese Ansicht machen, während das ganze
übrige liechtensteinische Volk sozusagen geschlossen an der Parole
festhielt: Liechtenstein soll Liechtenstein bleiben, und die Verträge
sollen beibehalten werden, die es mit der Schweiz verbinden. Alle
Nachbarstaaten des neuen Deutschland fanden es damals im März
für im Interesse der Beruhigung Europas gelegen, das in seinem inner-
sten Gefüge zu wanken drohte, feierliche Erklärungen abzugeben,
denen zufolge sie ihre Unabhängigkeit und Selbständigkeit beibehalten
wollten. Für das grosse Europa wäre eine solche Erklärung Liechten-
steins nicht besonders interessant und deshalb auch nicht notwendig
gewesen, aber ein anderes Land interessierte sich an der Erhaltung
Liechtensteins auf das Lebhafteste in jenen Tagen, das war die Schweiz,
die heute in unserem Lande so ausgedehnte Interessen besitzt. Es hatte
zahlreiche Schweizer hier, die ihren Berufen nachgehen und fremden-
polizeilich und zolltechnisch unsere Grenzen schützen. Diese haben
ihre Familien hier. Schweizer Banken haben hier namhafte Gut-
haben usw. Für die Schweiz war es wichtig zu wissen, was Liech-
tenstein zu tun gedenke. Nach der Einstellung der überwältigenden
Mehrheit unseres Volkes konnte unsere Erklärung nur dahin lauten,
dass Liechtenstein an seiner Selbständigkeit unter dem Fürstenhause
Liechtenstein festhalte und auf dem Boden der liechtensteinisch-
schweizerischen Verträge stehe. Wir riefen die Führer bei-
der Parteien zusammen, um in dieser Richtung eine einhellige
Erklärung an die Schweiz und das übrige Ausland zu formulieren.
Die Führer der Vaterländischen Union stellten sich im Zuge der Ver-
handlungen wie jene der Bürgerpartei auf den Standpunkt der Un-
abhängigkeit und Selbständigkeit, hielten es aber für notwendig, dass
im gleichen Zuge eine innerpolitische Befriedung eingeleitet werde.
Die Führer der Vaterländischen Union wiesen darauf hin, dass
ihre Parteimitglieder die proportionelle Gleichberechtigung auf
allen Gebieten des staatlichen Lebens fordern, wenn sie sich hinter
die gewünschte Erklärung ihrer Führer stellen sollten. Wir haben
diesen Standpunkt bedauert, konnten ihn aber nur zur Kenntnis neh-
men. Wir standen vor der Wahl, der Welt zu offenbaren, dass die
Vertreter von fast der Hälfte unseres Volkes nicht auf dem Boden
der Selbständigkeit unseres Landes stünde, oder aber die proportio-
nelle Gleichberechtigung einzuräumen und nach aussen als ein ge-
schlossenes und entschlossenes Liechtenstein da zu stehen, das an seiner
Selbständigkeit festhalten will und auf dem Boden der Verträge mit
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