Volltext: Beiträge zur geschichtlichen Entwicklung der politischen Volksrechte, des Parlaments und der Gerichtsbarkeit in Liechtenstein

politischer Scherz, aber diesen Leuten müsste ebenso eine Berechti- 
gung zugestanden werden, eine solche Minderheit könnte nicht abge- 
lehnt werden. Nun denken wir, eine solche Minderheit wäre das 
Zünglein an der Waage. Ich weiss, wie es manchmal im Landtage 
geht, man muss einmal ja sagen, wo man lieber nein sagte. Aber wenn 
es nicht nur im Interesse einer Gemeinde oder eines Landesteiles, son- 
dern eben ein Interesse einer solchen Mehrheit steht, was dann? Es 
sind dies dann diejenigen, die über Unwohl und Volksgut entschei- 
den. Wir können aber die Initiative auch anders auffassen. Wenn wir 
den Menschen gerecht sein wollen, müssen wir sie begreifen in ihren 
persönlichen Umständen. Wenn der Proporz um des Proporzes wil- 
len vorgelegt wird, dann ist es eine ehrliche Sache, sonst aber ist er 
Mittel zum Zweck und eine Köderung des Volkes. Wenn die Initia- 
tive nicht ihren Grund hätte in reiner Opposition, hätten die Vor- 
halte, die man Regierung und Landtag zu machen gehabt hätte, in die 
Initiative einbringen müssen. Ist dann etwas nicht in Ordnung, dann 
soll der Landtag gehen, und die Regierung soll weg. So aber kommt 
man zur Überzeugung, dass sie eben der Opposition willen besteht. 
Um Neujahr herum wäre ja Neuwahl, so hätte man noch ein wenig 
Geduld üben können, wenn nicht schwerwiegende Gründe dafür 
sprechen. Das war denn doch 1928 ganz etwas anderes. Heute ver- 
fährt man mit Landtag und Regierung, wie man damals hätte ver- 
fahren sollen. Wäre etwas nicht in Ordnung, müsste der Fürst strenger 
vorgehen als 1928 und das Volk ebenfalls. So aber macht es den An- 
schein, es soll eine gewisse Revanche sein für 1928. Das ist ein partei- 
mässiger Gedanke, den man schliesslich noch verstehen könnte. Das 
andere aber ist so. Die Krisis ist schwer. Es sind so viele, die gern eine 
Arbeit hätten. Sonst arbeiten mögen sie nicht, da müssten sie als 
Beamte irgendwo hinein. Ich hänge nicht an der Arbeit dieser Art 
und auch keineswegs am Gelde aus der Arbeit dieser Art. Ich ver- 
sichere Ihnen, dass ich ohne jedes Wehgefühl scheide von der Arbeit 
dieser Art. Eines aber möchte ich in Anspruch nehmen: Ehrlichkeit. 
Sie habe ich mir immer zur höchsten Pflicht gemacht. Und es würde 
mir leid tun, wenn Unehrlichkeit dorthin kommen würde, wo ich 
einmal gesessen bin. Die Ehrlichkeit trägt manchmal grobe Briefe ein. 
Diese Art Arbeit ist nicht so angenehm, das Geld ist sauer verdient. 
Aber da es der Beamte haben soll, fühlt sich jeder zur Kritik berufen, 
damit er auf Neujahr schon sicher vorgesorgt sei. Zum zweiten 
Teil der Initiative: Proporz verstehe ich noch. Dass in dieser 
Initiative mit dem Proporz Ständestaat vorliebt, verstehe ich 
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