antwortung für die immensen finanziellen Verluste der Spar- und
Leihkasse zu tragen hat, bleibt hier ausser Betracht.
Die Volkspartei ist in der Folge in Distanz zum Staat. Es entsteht
damit notgedrungen eine Kluft‘® zwischen Volkspartei und Bürger-
partei, die von 1928 bis 1932 allein die Regierungsverantwortung
trägt. Die Bürgerpartei vertraut auf ihre eigene politische Kraft. Sie
steht im Staate. Aus dieser Entwicklung resultiert ein Spannungsver-
hältnis zwischen den Parteien einerseits und zwischen der Volkspartei
und dem (monarchischen) Staat andererseits.
Die Kundgebung des Liechtensteiner Heimatdienstes vom 9. Dezember
1934 ist eine offene Herausforderung an Staat und an das Fürsten-
haus. In einer Resolution wird der Rücktritt der Regierung und die
Auflösung des «Parteilandtages» gefordert. Weiters wird verlangt,
dass die Regierungsgewalt durch Seine Durchlaucht den Thronfolger
Prinz Franz Josef übernommen werde, unbeschadet der Rechte des
regierenden Fürsten Franz I., oder aber Übernahme der Regierung
durch einen anderen Prinzen des fürstlich-liechtensteinischen Hauses,
welcher seinerseits unmittelbar Seiner Durchlaucht dem Thronfolger
als Beauftragter und Bevollmächtigter des regierenden Fürsten ver-
antwortlich ist.‘ Die Entrüstung bei der Bürgerpartei ist gross. In
der Landtagssitzung vom 11. Dezember 1934 wirft der Abgeordnete
Peter Büchel dem Liechtensteiner Heimatdienst vor: «Das ist eine
Drohung und eine Drohung bedingt Abwehr. Zudem ist es eine
Schande, dass sie unser allverehrtes Fürstenhaus in die Demonstra-
tionsreden hineingezogen haben. Dagegen muss Protest erhoben wer-
den. Sie haben nicht nur das Fürstenhaus beleidigt, sondern auch das
Volk. In meinen Augen sind solche Führer abgetan.»*8 Landtagsprä-
sident Pfarrer Anton Frommelt sprach von einer Resolution «revo-
lutionärer Natur»“, Zu dieser Äusserung veranlasste ihn der Um-
16a Die Volkspartei kommt trotz allem nicht umhin zuzugestehen, «dass lediglich
die Intervention des fürstlichen Hauses in der Lage wäre, die beiden Parteien,
die heute weiter als je auseinander sind, zu gemeinsamer Arbeit zusammen zu
bringen.» So im Schreiben der Parteileitung der Volkspartei vom 17. November
1928 an Prinz Franz sen. (Schlossarchiv).
47 Es gibt verschiedene Resolutionstexte. Sie sind verfasst von der Landesleitung
des Liechtensteiner Heimatdienstes, unterzeichnet von Dr. Otto Schädler, Dr.
Alois Vogt und Carl Freiherr von Vogelsang. LRA Reg. 149/139.
48 LRA Landtagsakt S 4/1934.
49 LRA Reg. 149/139.
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