Rütti-Schwefel
Es ist nicht genau festzustellen, aber höchstwahrscheinlich war das Gebiet um
den Langacker und den Schwefel bis nach 1902 nur von der Rütti her
zugänglich und zu bewirtschaften. Für diese Annahme sprechen die Holz-
transportverhältnisse, die sich Richtung Rütti unproblematisch erweisen,
Richtung Schloss jedoch mit langen horizontalen, teils steigenden Zufahrten
gestalten.
Hier möchte ich noch auf zwei Wege hinweisen, die wohl nicht der Waldnutzung
dienten, aber von der historischen Bedeutung her einige Aufmerksamkeit
verdienen.
Der Gipsweg (auch Gypsweg und Ybbsweg)
Wann der Gipsweg angelegt wurde, ist ungewiss. Er diente dem Transport des
gebrochenen Gesteins vom Gipsbruch, zwischen «Siebatäli» (Masescha) und
Vorderprofatscheng gelegen, zur Gipsmühle im Mühleholz.
Der Weg führte abschüssig durch den Erblewald und südlich des Erbletobels
hinab in den alten Frommenhausweg. In seinem unteren Teil durchquerte er
den Bereich des späteren Absteigquartiers, um zwischen dem vorderen Weihe!
und dem Spaniabach die Felsbänder zu kreuzen und südlich des Vaduzer
Friedhofs zu enden.
Dieser Weg diente allein dem Transport des Gipses, der mühsam in Tansen,
vielleicht auch auf kleinen Schlitten, zu Tale befördert werden musste.*)
Der Stieg
Hier haben wir es ebenfalls nicht mit einem ausgesprochenen Waldweg zu tun,
Der Stieg entstand wohl im Zusammenhang mit der um 1640 vom Grafen
Franz Maria von Hohenems durchgeführten «Verschönerung» des Schlosses
und seiner Umgebung und war Teil einer Garten- oder Parkanlage.**)
Der Stieg führt vom südlichen Bereich des Schlosses über Treppen und
«Känzeli», ein kleines Aussichtsplateau, durch den Wald direkt hinter das alte
Regierungsgebäude, das heutige Landesmuseum, und die Landvogtei, heute
Verweserhaus, und diente ehemals den fürstlichen Beamten als Weg zur
Arbeit.
Ein altes Gewohnheitsrecht (Wegrecht) gestattete den Einheimischen die
Benützung des Stieges und damit auch die Bewanderung des fürstlichen
Areals südlich des Schlosses. Dieses Gewohnheitsrecht wurde vor Jahren mit
der Anbringung von Bäumen und Toren jäh unterbrochen. Schade um den
Stieg, denn ab diesem Tage war sein Verfall Gewissheit. Vielleicht gibt es eine
Möglichkeit, diese historische Wegverbindung wieder herzustellen!
Was von 1859 bis zur Jahrhundertwende in den Vaduzer Waldungen an
Wegbau passierte, ist von geringer Bedeutung. Die teilweise jahrhundertealten
Schneisen, Riese, Rutschen und Wege versahen weiterhin den ihnen
zugedachten Dienst. Der Weg zur Waldarbeit war beschwerlich, die Arbeit
selbst sehr gefährlich und hart. Die Wirtschaftlichkeit aber liess zu wünschen
übrig, falls man dies aus heutiger Sicht überhaupt beurteilen darf.
*) Alexander Frick: Von uralten, alten
und neuen Alpwegen. In: Berg-
heimat 1973, S. 38 F.
Alois Ospelt: Wirtschafts-
geschichte des Fürstentums
Liechtenstein im 19. Jahrhundert,
JBL 72 (1972), S. 255 ff.
**) vgl.: Julius Banko, In: JBL 37
(7937), S. 61.