Mit ungefähr 700 Gattungen und etwa 25 000 Arten bilden die Orchideen die
umfangreichste Familie der Blütenpflanzen.
Zu dieser Familie gehören Pflanzen, die nur wenige Zentimeter gross sind und
nur stecknadelkopfgrosse Blüten haben, aber auch Pflanzen, deren Blüten-
stengel über 4 m lang sind.
Die Orchideen sind stammgeschichtlich sehr jung, die ältesten einigermassen
sicheren Belege stammen aus dem oberen Pliozän, das entspricht einem
Alter von etwa 2 Millionen Jahren. Die ältesten bedecktsamigen Blütenpflanzen
zu denen auch die heutigen Orchideen gehören, sind vermutlich in der unteren
Kreidezeit, also vor etwa 140—120 Millionen Jahren entstanden.
Orchideen
in Vaduz
Orchideen gibt es in fast allen Teilen der Welt, von den arktischen Gebieten
bis zu den Tropen, wobei die meisten Arten in den tropischen und subtropi-
schen Zonen leben. Der Arten- und Formenreichtum nimmt in den gemässigten
Breiten ab. In Mitteleuropa sind es noch etwa 60 Arten in 27 Gattungen.
Während in den Tropen die epiphytischen Formen überwiegen, die sich auf den
Bäumen des Urwaldes angesiedelt haben, handelt es sich bei uns ausschliess-
lich um Erdorchideen mit Wurzelstöcken oder Knollen, aus denen bei günstigen
Verhältnissen jedes Jahr neue Blütenstengel treiben. Die mitteleuropäischen
Orchideen besitzen eine begrenzte Vegetationsperiode. Die jährliche Neubil-
dung der Blätter erfolgt in Mitteleuropa meist im zeitigen Frühjahr. Nach der
Blütezeit, wenn die unterirdischen Speicherorgane (Knollen- oder Wurzelstöcke)
gefüllt bzw. neu angelegt sind, sterben die Blätter in der Regel ab.
Die Ruheperiode erstreckt sich bei den meisten mitteleuropäischen Arten vom
Hochsommer bis Ende der Schneeschmelze.
Unter günstigen Bedingungen vermehren sich einige Arten vegetativ durch
Ausläufer (weisse Sumpfwurz, kriechendes Netzblatt und einige andere), selte-
ner durch Anlage mehrerer Ersatzknollen (z. B. Ragwurz und einige Knaben-
kräuter). In der Regel wird jedoch nur ein Ersatztrieb bzw. eine neue Knolle
angelegt, die im folgenden Jahr einen neuen Blütenspross hervorbringt.
Gelegentlich überspringen manche Pflanzen beiwechselnden Standortbedin-
gungen ein oder mehrere Jahre ohne zu blühen.
Es sind vor allem Insekten, die den Transport der Pollenpakete von der Narbe
einer Blüte auf die Narbe einer anderen Blüte übernehmen. Meist sind die
Blüten einer Orchideenart so speziell aufgebaut, dass sie nur von ganz be-
stimmten Insekten bestäubt werden können, weil nur diese Insekten an den
Nektar der Blüten gelangen. Viele Orchideen haben Blüten, die jeweils den
Weibchen einer bestimmten Insektenart täuschend ähnlich sind (Ragwurz-
arten). Die Insektenmännchen fliegen die Blüten an, weil sie annehmen, ein
Weibchen vor sich zu haben. Sie beginnen oft sogar mit Kopulationsbewe-
gungen, bevor sie ihren Irrtum bemerken. Dann sind die Pollenpakete der
Orchideenblüte aber bereits an ihnen festgeklebt, um auf die nächste Blüte
übertragen zu werden. Nur etwa drei Prozent der Orchideen vermehren sich
durch Selbstbestäubung, wobei die Pollenpakete bereits so angelegt werden.
dass sie in Richtung auf die Narbe wachsen und diese schliesslich berühren.