der spätgotischen Stilepoche zusammen. Die kulturellen Einflüsse
dieser Zeit strahlten vom süddeutschen Raum her in das liechten-
steinische Gebiet ein. Die Epoche hinterließ Werke von beacht-
licher Qualität.
Die spätgotische Architektur ist durch einige kirchliche Bauten
vertreten, wie: St. Peter in Schaan, die Pfarrkirche von Bendern,
die Kapelle von Masescha und die Rofenbergkapelle in Eschen;
eine Reihe schöner Kirchen und Kapellen aus spätgotischer Zeit
wurden zerstört, darunter die Florinskapelle (mit den Gräbern
der Grafen von Vaduz und denen der Freiherren von Brandis),
sowie die St. Wolfgangskapelle in Triesen.
Das reichste Erbe aber hinterließ die Spätgotik im liechtensteini-
schen Raum in den Schnitzwerken, Altären und Altarbildern.
Das Landesmuseum in Vaduz beherbergt jetzt das St. Wolf-
gangsbild in Temperamalerei (Seite 78), das höfische Haltung
und ritterlichen Edelmut verrät (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts).
Das Bild schmückte ehedem die abgebrochene St. Wolfgangs-
kapelle in Triesen. — Etwas jünger als das St. Wolfgangsbild
dürften die Reste eines Flügelaltars aus Triesen sein, der um
1455 geschaffen worden ist und das Martyrium der Zehntausend
darstellt. Das Bild ist im Liechtensteinischen Landesmuseum aus-
gestellt. — Der ein halbes Jahrhundert später entstandene Altar
in St. Mamerten in Triesen (um 1492 oder 1494) verdeutlicht in
seinem Schnitzwerk die süddeutschen Einflüsse, besonders die der
Werkstatt des jüngeren Jörg Syrlin. — Die dazugehörenden
Flügel des Altärchens (Seite 84) aus dem Ende des 15. Jahrhun-
derts sind im Landesmuseum untergebracht. Sie wurden im Lauf
einer Restauration vom Retabel entfernt. Auf den beiden Flü-
geln ist Mariä Verkündigung dargestellt, und zwar bilden die
beiden Flügel eine derartige thematische Einheit, daß ihre Teilung
nur von der Funktion her einzusehen ist. Im linken Altarflügel
kniet Maria vor einem Lesepult; über ihrem Haupt schwebt der
Heilige Geist, und darüber steht die biblische Antwort der
Muttergottes. Im rechten Flügel der Verkündigungsengel mit
den Begrüßungsworten. Das Bild — aszetisch einfach — öffnet
sich in keiner Weise dem plauderhaften Ton spätgotischer Schil-
derungen. — Im reichen Hauptaltar der Vaduzer Schloßkapelle
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