Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 / DANIEL SCHMUTZ Der relativ geringe Einfluss aus dem westlich an- grenzenden Währungsgebiet ist auch aus dem voll- ständigen Fehlen der St. Galler Münzen im Schel- lenberger Fund erkennbar. Das Verbreitungsgebiet der ober- und mittelrhei- nischen Pfennige liegt schwerpunktmässig am Rhein. Vereinzelt sind sie auch im schwäbischen Raum anzutreffen, sowohl in Einzel- als auch in Schatzfunden.110 Aus dem Alpenrheintal sind Ein- zelfunde ober- und mittelrheinischer Pfennige be- kannt.111 Dennoch ist die grosse Anzahl dieser Münzen (59 Stück) im Schellenberger Fund ausser- gewöhnlich und wohl nur durch die Entstehungs- geschichte des Fundes zu erklären. Diese Münzen haben im Alpenrheintal kaum eine so prominente Rolle gespielt, wie aufgrund des Schellenberger Fundes vermutet werden könnte. Den entscheidenden Anteil am Geldumlauf im Alpenrheintal wie auch im südwestdeutschen und im deutschschweizerischen Raum machten im 15. Jahrhundert fremde Münzen aus (Abb. 14).112 Aus Nordosten strömten seit dem frühen 15. Jahr- hundert die Prager Groschen in den südwestdeut- schen Raum. Von den 28 in der Karte erfassten Funden des 15. Jahrhunderts enthielten zwölf Pra- ger Groschen. Der grösste Teil liegt in der östlichen Hälfte des untersuchten Gebietes. Einen deutlichen Schwerpunkt bildet der Bereich des oberen Do- los) Schüttenhelm. S. 193. 106) Die Riedlinger Pfennige und Heller und sogar ein Schilling sind in nicht unbedeutender Zahl unter den Fundmünzen der Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen vertreten. Nau, Elisabeth: Die Münzen. In: Fehring, G. P: Scholkmann, B.: Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen a. N. Archäologie und Baugeschichte 1. Die archäologische Untersuchung und ihre Ergebnisse. Stuttgart. 1995. (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 13/1). S. 269-298, hier S. 292. Pfennige sind abgesehen vom Schellenberger Fund auch in Einzelfünden des Alpenrheintals nachgewiesen. Zäch, Alpenrheintal, S. 229. Anm. 146. 107) Schatzfünde mit Prägungen aus dem Umkreis des Riedlinger Bundes: Aufhofen, Lkr. Biberach, 1962 (nach 1436): 1 Ravensburger Schilling (Krusy, Aufhofen (wie Anm. 91); Nau, Münzumlauf, S. 151, Nr. 90); Baden-Baden. Stkr. Baden-Baden, 1887 (nach 1470): 2 Pfennige und 2 Schillinge von Ravensburg, 4 Überlinger Pfennige (Joseph, Paul: Ein badischer Münzfund. In: Berliner Münzblätter 9 (1888), 
Sp. 841-846 und 861-862; Schüttenhelm, S. 220; Nau, Münzumlauf, S. 153, Nr. 112); Benningen, Lkr. Ludwigsburg, 1912 (nach 1478): 2 Ulmer Heller, 1 Konstanzer Pfennig (Goessler, [Peter]: Neue Münzfunde aus Württemberg (1912-1918). In: WVI.g NF 28 (1919), S. 24-31, hier S. 25; Nau, Münzumlauf, S. 147, Nr. 44); Beuren, Lkr. Überlingen, 1851 (nach 1436): 1 Ravensburger Schil- ling (Schüttenhelm, S. 220; Nau. Münzumlauf, S. 152, Nr. 96); Bopfingen, Lkr. Aalen, 1928 (nach 1441): 1 Konstanzer Schilling, 1 Württemberger Pfennig (Fundakten WLM; Schüttenhelm. S. 216; Nau, Münzumlauf, S. 148, Nr. 57); Kusterdingen, Lkr. Tübingen, 1864 (nach 1423): 3 Konstanzer Pfennige, je 1 Pfennig aus Ulm und Württemberg, 1 Ulmer Schilling (Fundakten WLM, Schüttenhelm, S. 216; Nau, Münzumlauf, S. 150, Nr. 77). Memprechtshofen, Lkr. Kehl, 1853 (nach 1478): 1 Ravensburger Schilling (Schüttenhelm, S. 220; Nau, Münzumlauf, S. 153, Nr. 110); Neuburg a. d. Kammel, Lkr. Krumbach, 1909 (um 1490): 1 Ravens- burger Schilling (Buchenau, Heinrich: Fund von Neuburg an der Kammel. In: MBNG 28 (1910), S. 132-134; Nau, Münzumlauf. S. 145, Nr. 24); Nusplingen, Lkr. Balingen. 1965 (nach 1433): 1 Ulmer Schilling, 1 Württemberger Schilling (Fundakten WLM, Schüttenhelm, S. 221 und 225; Nau, Münzumlauf, S. 151, Nr. 87); Osterfingen SH, 1897 (um 1435/40): 1 Württemberger Pfennig (Henking (wie Anm. 97); Nau, Münzumlauf, S. 152, Nr. 100); Sontheim, Lkr. Münsingen, 1877 (nach 1472): Ulm, Schilling, nicht bestimmbar ob Nau, Oberschwaben, S. 68, Nr. 5 oder 7 (Fundakten WLM; Nau, Münzumlauf, S. 149. Nr. 67); Welzheim, Lkr. Waiblingen, 1822 (nach 1469): Konstanz, Schillinge (Fundakten WLM; Nau, Münzumlauf, S. 147, Nr. 47). 108) Zum Geldumlauf im mittelalterlichen Graubünden vgl. zuletzt Diaz Tabernero, S. 42-59. 109) Unter den 110 grösseren Silbermünzen des Schatzfundes von Osterfingen befinden sich 21 Schweizer Plapparte. Von den 946 einseitigen Pfennigen des Fundes stammen 796 aus der Schweiz. Henking (wie Anm. 97), S. 309-311. 110) Schüttenhelm, S. 207 (für Baden), S. 306 (für Strassburg). S. 327 (für Mainz), S. 330-331 (für Kurpfalz). Vgl. auch Esslingen. Stadtkirche St. Dionysius (Nau, Esslingen (wie Anm. 106), S. 291-292). Zum Schatzfund von Langenau s. oben, Anm. 100. 111) Zäch. Alpenrheintal, S. 228. 112) Abb. 14 nach Vorlage von Nau, Münzumlauf, Karte III: Aufhofen, Nr. 90; Baden-Baden, Nr. 112; Basel, Nr. 137; Beuren, Nr. 96; Blumberg, Nr. 99; Dietenheim, Nr. 91; Günzburg, Nr. 22; Immendin- gen, Nr. 98; Kadelburg, Nr. 101; Kandern, Nr. 104; Nusplingen, Nr. 87; Langenau, Nr. 63; Liebenau, Nr. 93; Mönstetten. Nr. 23; Mundingen, Nr. 107; Oberbühlertal, Nr. 111; Osterfingen, Nr. 100; Schellenberg, Nr. 142; Sontheim. Nr. 67; Steingebronn, Nr. 69; Tübingen, Nr. 74; Vogelbach, Nr. 105; Welzheim, Nr. 47; Wiblingen. Nr. 66; Winterbach, Nr. 46. Nachträge nach Klein, Karte 3: Kon- stanz, Nr. 38; Sulz, Nr. 20; «Vorarlberg», Nr. 42. Nachträge nach Schärli, Mailändisches Geld: Allschwil, Nr. 38; Neunkirch, Nr. 48; Elgg, Nr. 33; Niedergösgen, Nr. 35: Rickenbach, Nr. 28; Trimbach, Nr. 34; Zürich, Altstetten. Nr. 32. Küttigen: Schärli, Aargau (wie Anm. 88). 65
	        

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