Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 / DANIEL SCHMUTZ Der Besitzer und die Umstände der Vergrabung Der Fundinhalt, das Fundgefäss und der Fundort geben gewisse Flinweise auf den ehemaligen Besit- zer des Fundes. Die Zusammensetzung des Schel- lenberger Fundes mit seinen Anteilen an italieni- schen, böhmischen, tirolischen und süddeutschen Münzen ist typisch für den südwestdeutschen Raum. Die eher lokal zirkulierenden Schweizer Plapparte, das ungewöhnlich frühe Auftreten von Sigismundskreuzern und besonders die Gegen- stempel von Feldkirch sprechen jedoch dafür, dass der Fund im Alpenrheintal selbst geäufnet wurde. Auch das Fundgefäss, das eine für Süddeutschland und die nördliche Schweiz typische Form aufweist, spricht für diese These. Der etwas abseits der Fernhandelsstrasse durch das Alpenrheintal gele- gene Fundort deutet auf einen in dieser Gegend be- heimateten Besitzer hin. Ob das Geld allenfalls den Bewohnern der «Unteren Burg» gehörte oder ob der Besitzer unter der ländlichen Bevölkerung zu suchen ist, muss offen bleiben.102 Der Beginn der 1460er Jahre war für das Alpen- rheintal eine sehr unruhige Zeit. Nach den Zer- störungen durch den Toggenburger Erbschafts- krieg (1436-1450) folgte 1460 bereits das nächste kriegerische Ereignis. Im September dieses Jahres eroberten die Eidgenossen den vormals habsburgi- schen Thurgau. Gleichzeitig zog eine zweite eid- genössische Streitmacht entlang des Walensees ins Alpenrheintal und verheerte die Herrschaften Va- duz und Schellenberg.103 Da der Vergrabungszeitpunkt des Schellenber- ger Fundes gemäss seiner Zusammensetzung kurz nach 1460 liegen muss, ist eine direkte Verbindung zwischen den kriegerischen Ereignissen dieses Jahres und der Verbergung des Münzschatzes nicht möglich. Die Angst vor dem Krieg war im Mit- telalter keineswegs der einzige Grund zum Vergra- ben von Münzen, wenn auch im vorliegenden Falle die Furcht vor weiteren kriegerischen Auseinan- dersetzungen als Motivation nicht ganz auszu- schliessen ist. Mangels anderer Aufbewahrungs- möglichkeiten diente der Boden aber auch in Frie- denszeiten als «natürlicher Tresor».104 
99) Krusy, S. 25. Zäch, Alpenrheintal, S. 228 (1410/20-1430/40). Die Prager Groschen wurden in Tabelle 6 sinnvollerweise jener Epoche zugewiesen, in der die Gegenstempelung erfolgte und nicht der Epoche ihrer Entstehung. 100) Aus dem Gebiet der oberen Donau ist dagegen der Fund von Langenau zu erwähnen, der 112 Pfennige aus Mainz und der Pfalz enthielt. Im Gegensatz zum Schellenberger Fund sind die Prager Groschen (1 Stück), die mailändischen Münzen (11 Stück) und die tirolischen Münzen (10 Stück) dagegen im Fund deutlich weniger stark vertreten (Gesamtzahl: 134 Stück). 101) Auch Zäch vermutet, dass diese Pfennige alle aus einer Zahlung stammen. Zäch, Alpenrheintal, S. 228. 102) Unter den im 15. Jahrhundert vergrabenen Schatzfunden in Südwestdeutschland stammt der grösste Anteil aus dem ländlichen Bereich (80,5 %). Nau, Münzumlauf, S. 117. 103) Bilgeri, Benedikt: Politik, Wirtschaft, Verfassung der Stadt Feldkirch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In: Geschichte der Stadt Feldkirch. Bd. 1. Sigmaringen, 1987, S. 75-387. S. 197. Zur Eroberung des Thurgaus vgl. Schaufelberger, Walter: Spätmittelalter. In: Handbuch der Schweizer Geschichte. Bd. 1. Zürich, 1980, S. 239-388, hierS. 310-312. 104) Nau. Münzumlauf, S. 107. 63
	        

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