Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 / DANIEL SCHMUTZ Altersstruktur und Vergrabungszeitpunkt Der Schatzfund von Schellenberg ist nicht nur in Bezug auf die Herkunft der Münzen und seine No- minalstruktur ein ausgesprochener Mischfund, son- dern auch wegen seiner Altersstruktur (Tab. 6). Der älteste Anteil des Fundes besteht aus italie- nischen Münzen, von denen der grösste Teil noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Alle vor 1400 entstandenen italienischen Münzen sind mailändi- sche Prägungen (190 Stück). Diese setzen sich aus Münzen von Barnabö und Galeazzo II. (inkl. Ge- meinschaftsprägungen) und Gian Galeazzo Visconti aus den Münzstätten Mailand, Pavia und Verona zusammen, die für Schatzfunde des ersten Drittels des 15. Jahrhunderts nördlich der Alpen typisch sind.97 In der Regel sind Funde mit Münzen von Barnabö und Galeazzos II. spätestens um 1435 ab- geschlossen.98 Der Anteil dieser frühen Mailänder Prägungen im Schellenberger Fund ist somit unge- wöhnlich. Das breite Spektrum der italienischen Münzen wird daher kaum als geschlossenes En- semble in den Schellenberger Fund gelangt sein. Die frühen Prägungen des 14. Jahrhunderts bilde- ten wohl eher einen Grundstock, zu dem später einzelne Münzen aus Mailand, Genua, Venedig und Bologna hinzugefügt wurden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts machen die äl- testen süddeutschen und deutschschweizerischen Münzen den Hauptteil des Fundes aus. Diese sind jedoch zur Zeit vor dem Abschluss des Riedlinger Bundes von 1423 erst mit kleinen Stückzahlen ver- treten. Prägungen der Münzbünde vor 1423 wie der Münzvertrag der Bodenseestädte mit Zürich von 1417 oder der Vertrag von 1409 am Oberrhein waren zahlenmässig nur schwach bemerkbar. 
94) Den Bewertungen in Tabelle 5 liegen die Angaben für die Zeitspanne von 1423 bis 1475 bei Schüttenhelm, S. 135, zugrunde. Die dort angegebenen Werte fussen teils auf überlieferten Tarifierun- gen, teils auf nur ungefähren Durchschnittswerten. Schüttenheims Tabelle stellt somit eine starke Vereinfachung der in Wirklichkeit viel komplizierteren Verhältnisse mit ihren oft räumlich und zeitlich schwankenden Kursen dar. Dennoch ist seine Tabelle ein sinnvolles Arbeitsinstrument, wenn man sich dieses Sachverhalts bewusst ist. Für Tabelle 5 bedeutet dies, dass die dort angegebenen Bewertungen als blosse Schätzungen zu gelten haben. Diese lassen aber dennoch interessante Vergleiche zu. Die bei Schüttenhelm nicht erwähnten Nominale, v.a. die venezianischen Silbermünzen, von denen nördlich der Alpen keine Tarifierungen zu erwarten sind, wurden aufgrund ihres Gewichts mit den übrigen Nominalen verglichen und entspre- chend bewertet. 95) Die Schätzungen von Nau, Münzumlauf, S. 118, Anm. 120 (zirka 2 010 Pfennige), und Schüttenhelm, S. 573, Nr, 248 (2 113 Pfennige), beziehen sich nur auf den von Kittelberger publizierten Hauptanteil des Fundes. 96) Beispiele nach Zürcher Quellen gemäss den Angaben bei: Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte. Von den Anfängen bis 1500. Bearbeitet von Werner Schnyder. 2 Bände. Zürich und Leipzig, 1937, Bd. 2, S. 1 061. und Zäch, Benedikt; von Kaenel, Hans- Markus. Zürcher Geld. 950 Jahre zürcherische Münzprägung. [Zürich, 1986J, S. 39. Für das Alpenrheintal stehen im Moment keine entsprechenden Preis- oder Lohnangaben zur Verfügung. Vgl. Zäch, Vaduz, S. 20, Anm. 39. 97) Einen ähnlichen Anteil von mailändischen Münzen wie der Schellenberger Fund enthielt etwa der Fund von Aufhofen (Krusy, Aufhofen (wie Anm. 91)), der Fund von Osterfingen (Henking, K.: Der Münzfund von Osterfingen im Jahre 1897. In: SNR 17 (1911), S. 307-311), und der «Vorarlberger Fund» (Klein, S. 292 mit Anm. 50 und Tf. 4). Der dem Schellenberger Fund am nächsten gelegene «Vorarlberger Fund» enthielt folgende Mailänder Prägungen: Barnabö und Galeazzo II. (31 Stück), Galeazzo II. (48 Stück, davon 41 aus Pavia), Barnabö (21 Stück), Gian Galeazzo (92 Stück). Wegen des früheren Vergrabungszeitpunktes sind in diesem Fund noch keine Prägungen des Riedlinger Bundes enthalten. Aus demselben Grund sind wohl die früheren Mailänder Prägungen proportional stärker vertreten als im Schellenberger Fund. Die Angaben zu diesem Fund verdanke ich Ulrich Klein, Stuttgart. 98) Für die Schweiz aufgearbeitet bei Schärli, Mailändisches Geld, S. 294, Beilage 1. Süddeutschland/ Tab. 6: Altersstruktur des Fundes Zeitspanne 
Italien 
Deutschschweiz Böhmen Tirol 
Rest Total 1350-1400 190 1 191 1400-1423 4 
48 5 
5 62 1423-1450 
12 161 72 8 
2 255 nach 1450 
2 
1 97 1 
101 unbestimmt 2 
2 Total 
611 61
	        

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