Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

Münzvertrag ein.32 Der auf fünf Jahre abgeschlos- sene Bund sah die Prägung von Schillingen, Pfenni- gen und Hellern vor. Schillinge wurden nur in ge- ringem Umfang geprägt. Dieser Umstand mag er- klären, dass nur ein entsprechendes Exemplar die- ses Nominals im Fund vorhanden ist. Abgesehen von diesem Konstanzer Schilling ste- hen alle übrigen Münzen aus dem Bodenseegebiet mit dem Riedlinger Münzbund von 1423 in direkter Verbindung.33 An diesem Vertrag nahmen die Graf- schaft Württemberg und die meisten oberschwäbi- schen Städte teil, jedoch keine Schweizer Städte mehr. Der Riedlinger Münzbund war während gut 50 Jahren für das Münzwesen im Bodenseeraum von entscheidender Bedeutung. Laut den Vertrags- bestimmungen wurde die Zahl der Münzstätten auf drei reduziert (Konstanz, Ulm, sowie Stuttgart für Württemberg), als Nominale waren Schillinge, Pfennige und Heller vorgesehen. Überlingen schied 1436 aus dem Bund aus und prägte nach Riedlin- ger Art selber diese Nominale, aber nach verrin- gertem Münzfuss (rvloneta Parva).34 Ravensburg nahm nicht am Vertrag teil, schlug jedoch ab 1426 selbständig Münzen nach dem Vorbild der Riedlin- ger Prägungen. Im Schellenberger Fund sind die Schillinge und Pfennige des Riedlinger Bundes wie auch der Münzstätten in seinem Umkreis (Überlingen und Ravensburg) vollständig vertreten (Tab. 2). Bei den zwölf Konstanzer Schillingen zeugt der Reichtum an Umschriftenvarianten von der langen Prägedau- Schilling Konstanz 12 Ulm 2 Württemberg 2 Überlingen 2 Ravensburg 
10 Total 28 
Pfennig Heller Total 11 23 9 11 5 
7 23 25 36 
1 47 84 1 113 Tab. 2: Prägungen aus dem Umkreis des Ried- linger Vertrags im Fund 
DER MÜNZSCHATZFUND VOi'vl «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 /DANIEL SCHMUTZ er dieser Münzen und von hohen Emissionszahlen (Nr. 2-13). Dasselbe gilt in etwas reduziertem Mas- se auch für die zehn Ravensburger Schillinge (Nr. 50-59). Die Schillinge der übrigen drei Prägestät- ten sind nur mit einem oder zwei Stücken vertre- ten. Interessanterweise sind die geringhaltigeren Pfennige von Überlingen und Ravensburg in bedeu- tend grösserer Anzahl im Fund vertreten als ihre mehr Silber enthaltenden Vorbilder. Die Vielzahl der für diese Prägungen verwendeten Stempel von teilweise sehr schlechtem Stempelschnitt deutet auf hohe Emissionszahlen hin. Der einzige Heller aus dem Umkreis des Riedlinger Vertrages stammt aus Ravensburg (Nr. 96). Die auffällige Lücke bei den Hellern ist vermutlich auf geringe Prägezahlen zurückzuführen. 
35 DEUTSCHSCHWEIZ Die Münzen aus dem Gebiet der heutigen Schweiz sind relativ schwach im Fund vertreten (37 Stück). Der grösste Anteil davon (30 Stück) entfällt auf Zürich, während die übrigen Münzstätten Basel, Bern, Solothurn und Luzern nur mit einer oder zwei Prägungen vertreten sind. Der Hauptanteil dieser Gruppe besteht aus Plap- parten. In der Zeit um 1420 begannen die meisten münzprägenden Städte der Deutschschweiz mit der Prägung dieses Nominals im Wert von rund zvvölf bis 15 Hallern.36 Basel prägte 1425 erstmals 32) Zum Vertrag von 1417 vgl. Cahn. Konstanz. S. 236-241 und 400-401 (Vertragsurkunde): Schwarz. S. 102-104. 33) Zum Vertrag von 1423 vgl. Cahn. Konstanz. S. 244-254 und 401-409 (Vertragsurkunde). 34) Nau. Oberschwaben. S. 47. 35) Diesen Schluss zieht Zäch aus den Funden des Alpenrheintals. wo Pfennige aus dem Umkreis des Hiedlinger Vertrages zwar vorkommen. die Heller aber auch in Siedlungsfunden weitgehend fehlen. Zäch. Alpenrheintal. S. 228-229. 36) Bern 1421 (nach einer kurzen Emission von 1388), Zürich um 1417. Luzern um 1420'?. St. Gallen 1424. Basel 1425. Solothurn um 1460. 49
	        

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