Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 / DANIEL SCHMUTZ der Weg auf der anderen Flusseite nach Werden- berg und Rheineck fortgesetzt.13 Unterhalb von Schaan war die rechtsrheinische Route mindestens bis Feldkirch, wo die Strasse über den Arlberg ab- zweigte, ebenfalls von Bedeutung. Bei Bendern und Ruggell überquerten Fähren den Rhein, welche die Verbindung Richtung Toggenburg gewährleiste- ten.14 Durch seine erhöhte Lage lag Schellenberg etwas abseits dieser Verkehrsachsen. FUNDORT UND FUNDUMSTÄNDE Die Fundumstände wurden von Kittelberger in sei- nem Aufsatz ausführlich dargestellt: Im Winter 1930/31 fand der Bewohner Johann Kirschbaumer von Mauren, wohnhaft in Schellen- berg, beim Holzsammeln am Schellenberg im Rug- geller Wald im Fürstentum Liechtenstein, ca. 500 Meter von der Ruine Altschellenberg [-Untere Burg] entfernt, 13 alte Silbermünzen, die er mit nach Hause nahm. Im August 1931 setzte er seine Nachgrabungen an demselben Platze fort und [es] kamen weitere 50 Münzen zum Vorschein. In dan- keswerter Weise brachte Kirschbaumer dann bei der fürstlich liechtensteinischen Regierung den Fund zur Anzeige und Ablieferung. Unter der Lei- tung des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein wurden die Nachgrabungen am 24. und 26. August 1931 fortgesetzt und zwar mit voll- em Erfolg, denn weitere 320 Silbermünzen konnten geborgen werden. Etliche 20 Münzen sind dann noch im September von einigen jugendlichen «Schatzsuchern» beigebracht worden. Zur Abliefe- rung kamen insgesamt 423 Münzen und etliche Bruchstücke. An der Fundstelle lagen verschiedene Tonscherben, offenbar von dem Gefäss herrührend, in dem der Münzschatz geborgen war. Die Münzen lagen zerstreut auf einer 6 bis 8 Meter grossen Fläche, ca. 30-35 cm unter der Erde. Dieser Um- stand samt den umherliegenden Scherben lässt mit Bestimmtheit darauf schliessen, dass der Schatz nicht am Fundort selbst vergraben wurde. Etwa 6 Meter oberhalb des Fundortes befindet sich eine kleine Felsspalte, in der der Schatz jedenfalls ur-sprünglich 
verborgen wurde. Im Lauf der Zeit löste sich dann wahrscheinlich ein Teil des Gesteines los und riss Topf und Münzen mit in die Tiefe. Nachfol- gender Schutt deckte die Münzen zu, bis sie nach einer mehr als 400jährigen Grabesruh durch ge- nannten glücklichen Zufall an das Tageslicht ka- men. 
15 Gemäss den Angaben von Kittelberger befindet sich der Fundort des Schatzes im Ruggeller Wald, zirka 500 m von der «Unteren Burg» («Alt-Schel- lenberg») entfernt. Die in seinem Fundbericht er- wähnten Felsen können sich nur auf den nordwest- lichen Abhang des Eschnerberges beziehen, der an dieser Stelle steil und felsig ist. Sehr wahrschein- lich liegt die Fundstelle nordöstlich der Ruine (Abb. 8).16 In diesem Bereich führte vielleicht be- 10) Eine Ortsgeschichte von Schellenberg existiert nicht. Zur mittel- alterlichen Geschichte Schellenbergs vgl. Büchel, Johann Baptist: Geschichte der Herren von Schellenberg. In: JBL 7 (1907). S. 5-101; JB1. 8 (1908), S. 1-98; JBL 9 (1909), S. 27-99; Büchel, Johann Baptist: Geschichte des Eschnerberges. In: JBL 20 (1920). S. 5-36. Zu den historischen Bauten vgl. Poeschel, Erwin: Die Kunstdenk- mälcr des Fürstentums Liechtenstein. Die Kunstdenkmälor der Schweiz. Sonderband. Basel, 1950, S. 274-284; Bill, Jakob: Ergrabe- ne Geschichte. Die archäologischen Ausgrabungen im Fürstentum Liechtenstein 1977-1984. Ausstellung im Liechtensteinischen Lan- desmuseum Vaduz, 31. März bis 31. Oktober 1985. Vaduz, 1985, S. 22-33 (zur «Unteren Burg»); Beck, David: Neu-Schellenberg. Grabungsbericht. In: JBL 62 (1962), S. 3-49 (zur «Oberen Burg»). 11) Büchel, Schellenberg (wie Anm. 10). JBL 7 (1907), S. 14. 12) Die traditionelle Bezeichnung «Alt-Schellenberg» für die «Untere Burg» und «Neu-Schellenberg» für die «Obere Burg» hat sich als falsch erwiesen. Die archäologische Untersuchung der «Unteren Burg» von 1978-1980 hat gezeigt, dass diese Anlage erst Mitte des 14. Jahrhunderts Bedeutung erlangte. Die Ausgrabung der «Oberen Burg» 1960/61 hat hingegen bedeutend mehr ältere Funde zu Tage gebracht als diejenige der «Unteren Burg». Das Fundspektrum reicht von der Mitte des 12. bis zum 16. Jahrhundert mit einem Höhepunkt im 13. und 14. Jahrhundert. Zusammenfassung der Grabungsergeb- nisse der «Unteren Burg» bei Bill (wie Anm. 10); der «Oberen Burg» bei Beck (wie Anm. 10). S. 41-44. 13) Zäch, Alpenrheintal, S. 206. 14) Schulte, Aloys: Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluss von Venedig. 2 Bde. Leipzig, 1900, hier Bd. 1. S. 382. 15) Kittelberger, S. 115-116. 16) Ungefähr bei Landeskoordinate 759 600/233 900. 43
	        

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