Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

«Spuren suchen, die zum Wahnsinn der Shoah führten...» URS ALTERMATTS GRUNDLEGENDES WERK ZU KATHOLIZISMUS UND ANTISEMITISMUS IN DER SCHWEIZ 1918 BIS 1945 URS ALTERMATT: KATHOLIZISMUS UND ANTISEMITISMUS. MEN- TALITÄTEN, KONTINUI- TÄTEN, AMBIVALENZEN. ZUR KULTURGESCHICH- TE DER SCHWEIZ 1918-1945. Verlag Huber, Frauenfeld, Stuttgart, Wien, 1999. 414 Seiten, CHF 58.-. ISBN 3-7193-1160-0. 
Die Frage, wie Auschwitz möglich wurde, bewegt auch am Ende des 20. Jahrhunderts die wachen Zeitgenossen und die Wissenschaft, trotz zahlloser Untersuchungen und Publikationen. Mit neuen Me- thoden sowie mentalitäts- und alltagsgeschichtli- chen Fragestellungen sucht man weitere Teilant- worten auf das bohrende Warum. Ohne den «all- täglichen Antisemitismus» wäre der gigantische Massenmord an den europäischen Juden nicht möglich gewesen. Der bekannte, an der Universität Freiburg/Schweiz lehrende Zeitgeschichts- und Ka- tholizismusforscher Urs Altermatt geht in seiner gründlichen, dichten, zugleich leicht lesbaren Stu- die der Frage nach, wie in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg - das heisst parallel zur Brut- und Machtzeit des Nationalsozialismus - der Katholizismus in der Schweiz zum Antisemitismus stand. Bisher fehlte hierzu für die Schweiz eine grundlegende wissenschaftliche Untersuchung und Darstellung. Nun ist diese für den Schweizer Ka- tholizismus überzeugend geleistet. Das Buch «Ka- tholizismus und Antisemitismus» ist zugleich für Diskurs und Methoden zum Thema auch für ande- re Länder von Bedeutung, und zwar für Historiker, Sozialwissenschafter und Theologen. Nicht zuletzt ist es erhellend auch für Liechtenstein. DIFFERENZIERUNGEN ZUM BEGRIFF ANTISEMITISMUS Antisemitismus wird oft nicht weiter differenziert, sondern als «Sammelbegriff für negative Gefühle, Vorurteile und Handlungen, die sich gegen einzelne Juden oder das Judentum als solches richten», verwendet. Hier bringt Altermatt notwendige Klärungen. Er differenziert einmal zwischen dem «christlichen Antijudaismus» einerseits und dem «wirtschaftlich, politisch, soziokulturell oder biolo- gistisch-rassistisch geprägten Antisemitismus» an- dererseits. Ebenso unterscheidet er den «Antizio- nismus» vom Antisemitismus. Der über Jahrhun- derte bestehende christliche Antisemitismus, des- sen Vorurteile in der Volksreligiosität tradiert wurden, beruhte vorab auf einer Auslegung des 270
	        

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