Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

ERWEITERUNG FÜR DAS VERSTÄNDNIS DER GEOLOGIE LIECHTENSTEINS Das Verständnis der Tektonik eines Ausschnitts er- gibt sich nun aus dessen Einbettung in den Ge- samtkontext. Konzentrieren wir uns an dieser Stel- le also auf die Bedeutung dieser Publikation für das Verständnis der Geologie und der Tektonik Liech- tensteins. Die Westseite des Alpenrheintals wird fast aus- schliesslich von den helvetischen Alpen aufgebaut. Diese tauchen in südöstlicher Richtung unter den penninischen Flyschen ab. In Liechtenstein zeigen sie sich sozusagen noch ein letztes Mal im Eschner- berg und im Eilhorn beziehungsweise dem Flä- scherberg. Die Falknis-Tasna-Decke ist wie der Flysch dem Penninikum zuzuordnen und vorwiegend aus me- sozoischen Kalken der Flachwasserbereiche beste- hend. Sie stellt eine sogenannte Klippe dar, welche sich von ihrem Ablagerungsraum gänzlich gelöst und, ebenfalls von Südosten kommend, auf die jüngeren tertiären und kretazischen Flysche ge- legt hat. ur von ihrem südöstlichen Ursprung zu verste- hen ist auch die oberostalpine Lechtaldecke, der in Liechtenstein das Gebiet von der Dreischwestern- kette über den Zigerberg und den Ochsenkopf bis hin zum Augstenberg angehören. Bei dieser tekto- nischen Einheit handelt es sich wahrscheinlich um die frühere Sedimentauflage 
der südöstlich gelege- nen kristallinen Silvrettadecke. Und damit nicht genug: Stratigraphisch höher gelegene Teile der Lechtaldecke haben sich in ähn- licher Weise in Richtung orden verabschiedet, um als selbständige Decke die Allgäuer Alpen aufzu- bauen. Diese Abscherung könnte durch die bei uns zum Beispiel im Malbun (beim Sasser Seelein) landschaftsformend auftretenden Raibler Schich- ten begünstigt worden sein. Das Gipsgestein konn- te dabei als Gleitmittel wirken. un soll dies keine Abhandlung der Tektonik Liechtensteins werden, doch zeigt dieser kurze Einblick deutlich, dass sich die Architektur der Liechtensteiner Berge nur durch den Blick über die 
RRZE SIONE / GEOLOGISCH-TEKTO ISCHE ÜBER- SICHTSKARTE VON VORARLBERG UND LIECHTE STEI Grenzen hinaus nach Südosten begreifen lässt. Mit Ausnahme der genannten helvetischen Teile be- steht Liechtenstein ausnahmslos aus den nord- westlichen Ausläufern der penninischen und der ostalpinen Decken. Die geologische Orientierung nach Osten, in die Richtung, wo die Bauelemente Liechtensteins ihre grossräumige Fortsetzung fin- den und aus der die Kraft wirkte, die dieses Gebir- ge entstehen liess, ist für das Verständnis der liech- tensteinischen Geologie unumgänglich. Damit schliesst dieses Kartenwerk die Lücke hinsichtlich der Beschreibung der Geologie Liech- tensteins, die bisher zwischen überregionalen Dar- stellungen wie der Tektonischen Karte der Schweiz 1: 500 000 einerseits und regionalen Kartierungen wie 
der geologischen Karte Liechtensteins 1:25 000 andererseits bestand. AUSFÜHRLICHE ERLÄUTERUNGEN Ausgerüstet mit entsprechenden Kenntnissen der allgemeinen Geologie stellt diese kartographische Arbeit eine hervorragende Grundlage zum Studium der Alpengeologie und der Geologie Liechtensteins und Vorarlbergs dar. Besonders wertvoll sind die 42 Seiten und vier Farbtafeln umfassenden Erläuterungen. Diese be- schreiben in konzentrierter, aber nicht weniger de- taillierter Form die erdgeschichtlichen Ereignisse, welche zum heutigen Landschaftsbild geführt ha- ben und informieren über den geologisch-gesteins- kundlichen Aufbau der besprochenen tektonischen Einheiten. Sehr klar zeigt auch die palinspastische Rekonstruktion der Ablagerungsräume (Farbta- fel 1), in welchen Bereichen des Tethysmeers die heutzutage übereinander liegenden Gebirgsdecken einstmals horizontal nebeneinander entstanden. In Kombination mit dem oben diskutierten geologi- schen Profil wird dadurch jene Dynamik veran- schaulicht, welche das heutige Produkt «Alpen» verursachte. Die Chronologie endet mit einer beispielhaften zweiseitigen zusammenfassenden Darstellung der würmeiszeitlichen Vergletscherung und ihrer Spu- 259
	        

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