Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER «SCHWEIZER-» ODER «SCHWABENKRIEG» VON 1499 ALOIS NIEDERSTÄTTER sere Landsknechtsverbände aufstellen und war, indem er selbst mehrfach mit dem Langspiess im ersten Glied der Fussknechte kämpfte, mit hohem persönlichen Einsatz um einen militärischen Men- talitätswandel bemüht. Am militärischen Arbeits- markt entstand an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein intensiver Konkurrenzkampf22 zwischen eidgenössischen Reisläufern und den schwäbischen Landsknechten. Letztere fühlten sich damals den Schweizern erstmals ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen, sie brannten darauf, diese Überlegenheit auch auf dem Schlachtfeld unter Be- weis zu stellen. Noch aber blieben die Eidgenossen Sieger. Das Heer des Schwäbischen Bundes konnte bei Hard deren Sturmangriff, vielleicht auch aufgrund takti- scher Mängel, nicht standhalten, die Artillerie war kaum zum Einsatz gekommen. Wie immer, wenn sich der Gegner der Eidgenossen zur Flucht wand- te, setzte das eigentliche Gemetzel ein, eine grosse Zahl der Königlichen wurde entweder niederge- macht oder ertrank in den Sümpfen und Gräben beziehungsweise im nahen Bodensee. Die Angaben über die Verluste des Bundesheeres schwanken zwischen 500 und 5 000 Gefallenen, einer Freibur- ger Chronik zufolge hätten die Eidgenossen genau 2 233 tote Feinde gezählt.23 Dieser schwarze Tag blieb noch Jahrzehnte als «Bregenzer Grab» im landsknechtischen Bewusstsein. Wie in so vielen anderen Fällen nutzten die Eid- genossen ihren Sieg nicht aus, sie verblieben, ei- nem alten Brauch folgend, drei Tage auf dem Schlachtfeld und zogen anschliessend, mit Beute schwer beladen, heimwärts. Zur selben Zeit brachen grosse Kontingente der Zürcher, Berner, Solothurner und Schaffhauser, insgesamt wohl etwa 8 000 Mann, in den Hegau auf, dessen Adel zum Kern des Schwäbischen Bun- des zählte.24 Auch hier ging es nicht darum, dem Feind die entscheidende militärische Niederlage zuzufügen, sondern dessen Lande zum eigenen Nutzen konsequent auszuplündern und zum Scha- den des Gegners zu verwüsten. Zwar wurde eine Anzahl von Burgen gebrochen, die LIauptlast des Kriegs hatten jedoch die Bauern zu tragen. Dutzen-de 
Dörfer gingen in Flammen auf, das Vieh wurde wegtrieben, viele Menschen fanden den Tod. Der Hegauzug war freilich nicht geeignet, die bei der ländlichen Bevölkerung Schwabens gelegentlich vorhandenen Sympathien für die Eidgenossen zu stärken. Ein Verbot solcher Verwüstungen, das die Tagsatzung, der eidgenössische Bundestag, erliess, fand kaum Beachtung. Die militärische Kraft der Eidgenossen übertraf zwar von Anfang an die des Gegners, ein taktisches Konzept lässt sich hingegen nur schwer erkennen, 17) Vgl. Padrutt, Christian: Staat und Krieg im alten Bünden. Zürich, 1965, S. 124 ff. sowie nunmehr Blaas, Mercedes: Das Calvengesche- hen aus tirolischer Sicht. In: Freiheit einst und heute. Gedenkschrift zum Calvengeschehen 1499-1999. Chur, 1999, S. 173-216. 18) Vgl. dazu neben der chronikalischen Überlieferung vor allem folgende Quelleneditionen: Roder, Christian: Regesten und Akten zur Geschichte des Schweizerkriegs 1499. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 29 (1900). S. 71-182; Büchi, Albert: Aktenstücke zur Geschichte des Schweizer- kriegs nebst einer Freiburger Chronik über die Ereignisse von 1499. Basel. 1901 (Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. 20.); Witte. Heinrich: Urkundenauszüge zur Geschichte des Schwabenkriegs. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins NF 14 (1899). S. m66-m l44 und 15 (1900). S. m3-ml00: Jecklin, Fritz: Der Anteil Graubündens am Schwabenkrieg. Festschrift zur Calvenfeier. Berichte und Urkunden. In: Calvenfeier 1499-1799-1899. Fest- schrift. Hrsg. Constanz und Fritz Jecklin, Davos, 1899, 2. Teil, S. 121-246; Pirckheimer, Willibald: Der Schweizerkrieg. Mit einer historisch-biographischen Studie hrsg. von Wolfgang Schiel. Aus dem Lateinischen von Ernst Münch. Berlin, 1988; Jecklin, Fritz: Der Anteil Graubündens am Schwabenkrieg. Festschrift zur Calvenfeier. Berichte und Urkunden. In: Calvenfeier 1499-1799-1899. Fest- schrift. Hrsg. Constanz und Fritz Jecklin. Davos, 1899, 2. Teil. S. 121-246; Klüpfel; K.: Urkunden zur Geschichte des Schwäbischen Bundes (1488-1533). Stuttgart, 1846, 1. Teil (Bibliothek des Literari- schen Vereins in Stuttgart Bd. 14.): Regesta Imperii 14 (wie Anm. 8). 19) Vgl. hierzu den Aufsatz von Claudius Gurt an anderer Stelle in diesem Jahrbuch. 20) Zum Kriegsverlauf aus militärgeschichtlicher Sicht vgl. u. a. Kurz, Hans Rudolf: Schweizerschlachten. Bern, 1962. 21) Zur Schlacht bei Hard vgl. Bilgeri, Benedikt: Geschichte Vorarl- bergs. Wien, 1974, Bd. 2. S. 266 f. 22) Vgl. dazu Bächtiger, Franz: Andreaskreuz und Schweizerkreuz. Zur Feindschaft zwischen Landsknechten und Eidgenossen. In: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 51/52 (1971/72). S. 205-270. 23) Büchi (wie Anm. 18). S. 571. 24) Zu diesen Vorgängen Maurer (wie Anm. 13), S. 230 ff. 147
	        

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