schlusses. Diesem Eindruck steht Vogts Auftreten
in Liechtenstein entgegen. Tatsächlich ging Vogt
auf die von der VDBL angebotene Mitarbeit nicht
ein, weder 1939 noch in den folgenden Jahren des
Krieges. Über den Inhalt seiner Privatunterredung
mit Goop vom Juli 1940 orientierte Alois Vogt
Regierungschef Hoop.““* Goop versuchte seiner-
seits, den VU-Politiker im Reich als massgeblichen
Vertreter einer «nationalen Richtung» in Frage zu
stellen.““* Dies könnte Vogt erfahren haben, etwa
durch Klaus Huegel, der sowohl Landesleiter Goop
wie auch dessen Kontaktperson von der Feldkir-
cher Gestapo, Karl Kriener, kannte.
Währenddem in Liechtenstein behördliche Ab
wehrmassnahmen gegen die VDBL getroffen wur-
den, schien Vogt im Reich selbst als Anschluss-
befürworter zu gelten. Dafür gab es Gründe: Bei
seinen Kontaktversuchen bewegte sich Alois Vogt
in jenem deutschvölkischen Bekanntenkreis, den er
einst selbst, als LHD-Politiker, mitinitiierte. Sein
Verbindungsmann Peter Rheinberger war 1938
kurzzeitig VDBL-Mitglied gewesen, die Stuttgarter
SD-Leute Peter und Huegel hatten ihrerseits per
sönliche Bekanntschaft mit VU- und VDBL-Ver-
tretern. Vogt gab nach Kriegsende an, dass er zur
Herstellung von Verbindungen im Reich sein
deutschvölkisches Image einsetzte. Bei der VOMI
und der Deutschlandabteilung, die ihm von Klaus
Huegel als VDBL-Stützen bezeichnet wurden, habe
er sich als «Nationalsozialist» einführen lassen.“
Alois Vogts spätere Angaben bieten einen Er
klärungsansatz für den Eindruck, den seine ge-
wagten «Fühlungnahmen» beim SD hinterliessen:
Vogt als reichsdeutscher Vertrauensmann. Indem
Vogt diese Rolle bestätigte, so das innenpolitisch
motivierte Kalkül, überbot er die VDBL, die sich
als einzige Trägerin des völkischen Gedankens
sah und den VU-Politiker im Reich zu denunzieren
suchte.??6 Vogt schickte sich 1940 an, der erste
Ansprechpartner zu einer liechtensteinbezogenen
Volkstumsarbeit im Reich zu werden. Und er tat
dies mit dem grösstmöglichen «Spieleinsatz», zu
welchem deutsche Reaktionen erwartbar waren:
die staatliche Zukunft Liechtensteins. Die vom
Auswärtigen Amt an die SD-Stellen übermittelten
Rückmeldungen bestätigten eine nichtinterventio-
nistische Haltung zu Liechtenstein. Dies war eine
der Auskünfte, um derentwillen Vogt nach eigenen
Angaben seine gewagten Vorstösse unternahm.
J)as Desinteresse der Reichsführung an Putsch
ader politischer Neuorientierung im Fürstentum
stärkte Vogts Position gegenüber der VDBL. Zu-
gleich bewahrte es den taktierenden Landespoliti-
ker davor, sich für oder gegen die Eigenstaatlich-
keit aussprechen zu müssen.
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