Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

schlusses. Diesem Eindruck steht Vogts Auftreten 
in Liechtenstein entgegen. Tatsächlich ging Vogt 
auf die von der VDBL angebotene Mitarbeit nicht 
ein, weder 1939 noch in den folgenden Jahren des 
Krieges. Über den Inhalt seiner Privatunterredung 
mit Goop vom Juli 1940 orientierte Alois Vogt 
Regierungschef Hoop.““* Goop versuchte seiner- 
seits, den VU-Politiker im Reich als massgeblichen 
Vertreter einer «nationalen Richtung» in Frage zu 
stellen.““* Dies könnte Vogt erfahren haben, etwa 
durch Klaus Huegel, der sowohl Landesleiter Goop 
wie auch dessen Kontaktperson von der Feldkir- 
cher Gestapo, Karl Kriener, kannte. 
Währenddem in Liechtenstein behördliche Ab 
wehrmassnahmen gegen die VDBL getroffen wur- 
den, schien Vogt im Reich selbst als Anschluss- 
befürworter zu gelten. Dafür gab es Gründe: Bei 
seinen Kontaktversuchen bewegte sich Alois Vogt 
in jenem deutschvölkischen Bekanntenkreis, den er 
einst selbst, als LHD-Politiker, mitinitiierte. Sein 
Verbindungsmann Peter Rheinberger war 1938 
kurzzeitig VDBL-Mitglied gewesen, die Stuttgarter 
SD-Leute Peter und Huegel hatten ihrerseits per 
sönliche Bekanntschaft mit VU- und VDBL-Ver- 
tretern. Vogt gab nach Kriegsende an, dass er zur 
Herstellung von Verbindungen im Reich sein 
deutschvölkisches Image einsetzte. Bei der VOMI 
und der Deutschlandabteilung, die ihm von Klaus 
Huegel als VDBL-Stützen bezeichnet wurden, habe 
er sich als «Nationalsozialist» einführen lassen.“ 
Alois Vogts spätere Angaben bieten einen Er 
klärungsansatz für den Eindruck, den seine ge- 
wagten «Fühlungnahmen» beim SD hinterliessen: 
Vogt als reichsdeutscher Vertrauensmann. Indem 
Vogt diese Rolle bestätigte, so das innenpolitisch 
motivierte Kalkül, überbot er die VDBL, die sich 
als einzige Trägerin des völkischen Gedankens 
sah und den VU-Politiker im Reich zu denunzieren 
suchte.??6 Vogt schickte sich 1940 an, der erste 
Ansprechpartner zu einer liechtensteinbezogenen 
Volkstumsarbeit im Reich zu werden. Und er tat 
dies mit dem grösstmöglichen «Spieleinsatz», zu 
welchem deutsche Reaktionen erwartbar waren: 
die staatliche Zukunft Liechtensteins. Die vom 
Auswärtigen Amt an die SD-Stellen übermittelten 
Rückmeldungen bestätigten eine nichtinterventio- 
nistische Haltung zu Liechtenstein. Dies war eine 
der Auskünfte, um derentwillen Vogt nach eigenen 
Angaben seine gewagten Vorstösse unternahm. 
J)as Desinteresse der Reichsführung an Putsch 
ader politischer Neuorientierung im Fürstentum 
stärkte Vogts Position gegenüber der VDBL. Zu- 
gleich bewahrte es den taktierenden Landespoliti- 
ker davor, sich für oder gegen die Eigenstaatlich- 
keit aussprechen zu müssen. 
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