200 JAHRE GEMEINDEGRENZEN SCHAAN/VADUZ/
PLANKEN / ALOIS OSPELT
Einleitende Vorbemerkung‘
Das Mittelalter in Liechtenstein, besonders die Aus-
gestaltung der Grundherrschaft und des Genossen-
schaftswesens mit all den Auswirkungen und Ent-
wicklungen bis ins 19. Jahrhundert, ist bis anhin
nur spärlich erforscht. Viele Fragen um die Ent-
stehung der Gemeinden, die Herausbildung ihrer
Territorien, ihrer Rechtspersönlichkeit, Organe und
Satzungen, sind bis heute nur in Ansätzen geklärt,
die entsprechenden Quellen noch nicht eingehend
untersucht worden.
Im folgenden soll am Beispiel der Siedlungen
von Schaan, Vaduz und Planken versucht werden,
einzelne solcher Fragen zu klären. Anlass dazu
bildet die vor 200 Jahren erfolgte Güteraufteilung
zwischen den drei Dörfern. Am 13. August 1797
haben bevollmächtigte Vertreter von Schaan und
Vaduz den Teilungsschlüssel bestätigt, am 19. Au-
gust 1797 beeidigte Schiedsrichter den Marken-
beschrieb deponiert. Damit waren die Gemeinde-
territorien von Schaan, Vaduz und Planken bis auf
wenige Ausnahmen abgesteckt. Die gebietsmässige
Grundlage zur Entstehung der heutigen Gemeinde-
hoheiten war geschaffen. In diesem Sinne konnten
1997 die drei Gemeinden ihren 200. Geburtstag
feiern.
Das Thema des Beitrags wird nicht abschlies-
send behandelt. Es wird lediglich ein vorläufiges
Resultat historischer Forschung grob skizziert, die
noch vertieft werden muss.
Es handelt sich um einen Versuch einer Besitz-
und Nutzungsgeschichte des Bodens im Kirchspiel,
in der Ur- oder Mutterpfarrei Schaan. Diese um-
fasste neben Planken bis 1768 auch den nördlichen
Teil von Triesenberg mit den Weilern Rotaboda,
Fromahus und Prufatscheng.? Vaduz gehörte bis
1842 dazu.
Der Gang durch die Geschichte ist in drei Ab-
schnitte gegliedert. Wir sehen zunächst in ältester
Zeit den Talboden und die Alpen als gemeinsame
Mark kleiner Bauernsiedlungen in Schaan, Vaduz
und Planken, dann in gemeinsamer Nutzung der
drei Dörfer, wobei sich zuerst bei Planken, später
auch bei Schaan und Vaduz, getrennte Nutzungen
abzeichneten. Schliesslich haben wir dann Schaa
ner, Vaduzer und Plankner Gemeindegut vor uns,
das in der Folge nach und nach in den privaten
Nutzen oder ins Eigentum der einzelnen Haushal-
tungen aufgeteilt wurde.
1) Der vorliegende Beitrag wurde als Vortrag am 4. September 1997
im Rathaussaal in Vaduz im Rahmen einer Veranstaltungsreihe
zum 200-Jahrjubiläum der Aufteilung des Gemeingutes zwischen
Schaan, Vaduz und Planken und der Entstehung der Gemeinde-
grenzen präsentiert. Die gleiche Materie wurde teilweise bereits am
4. Februar 1997 im Rahmen einer Ringvorlesung des Historischen
„exikons für das Fürstentum Liechtenstein und des Liechtenstein-
Instituts zur Geschichte der liechtensteinischen Gemeinden in
Bendern vorgelegt. Der Beitrag basiert auf den vor längerer Zeit
zemäachten Studien des Autors (Wirtschaftsgeschichte des Fürsten
jums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. In: JBL 1972) und auf
der Sichtung einschlägiger Quellen im Landesarchiv. Anmerkungen
and Nlustrationen sind beigefügt.
2) 1768 erfolgte die Abkurung von Schaan durch Errichtung einer
eigenen Pfarrpfründe für Triesenberg.
3) 1842 löste sich Vaduz von der Mutterpfarrei Schaan und wurde
selbständige Kuratie, 1873 Pfarrei