tionale Lager in Österreich gespalten. Vogt gehörte
einer Studentenverbindung des Katholischen Car-
tellverbands (CV) an.” Der CV sah sich im Gegen-
satz zu «schlagenden Verbindungen», das heisst
Duellwaffen tragenden und zusehends nationalso-
zialistisch gesinnten Burschenschaften. Mit wach-
sendem Einfluss des Nationalsozialismus auf öster
reichischem Universitätsboden und mit Hitlers
Machtübernahme 1933 rückte der CV von seiner
Anschlussorientierung ab und bekannte sich, zu-
mal offiziell, zum österreichischen Ständeregime.*°
Zu Vogts Haltung in diesen Fragen fanden sich kei-
ne Dokumente, allerdings blieb er auch nach seiner
Studienzeit dem CV verbunden. Eine Deutschland-
kritische Zeitung dieser Provenienz hatte Vogt bei
sich aufliegen.?”
MACHTKOMPROMISSE UND SOZIALE
QUERVERBINDUNGEN
Die Wende von der lärmigen Radikalopposition des
LHD zur Selbsteinbindung ins bekämpfte Parteien-
system Liechtensteins machte Alois Vogt mit, in lei-
tender Position, zugleich taktisch moderierend und
verhandlungsbereit.
1935 zählte Vogt zu den Befürwortern einer
Zusammenarbeit von LHD und VP mit der Regie-
rungspartei FBP.*® Vogt nahm an den entsprechen-
den «Friedensverhandlungen» zwischen Oktober
und Weihnachten 1935 teil. Die 1938 durchge-
setzte Regierungs-, Landtags- und Behördenbeteili-
gung wurde bereits in Vorschlag gebracht. Als es
im Gefolge des Anschlusses Österreichs zur liech-
tensteinischen «Märzkrise»*” und zum Abschluss
eines Parteienfriedens kam, war Alois Vogt in des-
sen Aushandlung einbezogen, zusammen mit Dr.
Alois Ritter und im Kontakt mit dem vermittelnden,
wirtschaftlich argumentierenden Holdingunterneh-
mer Guido Feger. Schaedler trat als Hardliner auf:
mit rigorosen Forderungen und über den nicht un-
gefährlichen, eigenmächtigen Umweg in Berlin.“
Am 29. März 1938 wurde Alois Vogt durch den VU-
Landesausschuss als Regierungschef-Stellvertreter
nominiert.
Vogts Beteiligung an der Regierungsmacht 1938
ist nicht allein mit Blick auf einen parteilich
gestützten Ehrgeiz zu beurteilen. Seiner «Anpas-
sungsfähigkeit» lagen überparteiliche Werthaltun-
gen und Beziehungen zugrunde.** Bereits hinter
der rhetorischen Kraftmeierei und Neuerungsgeste
des LHD fand sich ein breiter Konsens mit dem
ländlich-katholischen Liechtenstein. An kulturellen
Grundstrukturen wie Geschlechterrollen, Besitz-
verhältnissen und Machthierarchien rührte die
«Radikalopposition» nicht.** Die liechtensteinische
Kleingesellschaft funktioniert(e) schliesslich über
Beziehungen, die quer zu den parteilichen Einfluss-
sphären und amtlichen Abstufungen verlaufen.
Alois Vogt war diesbezüglich gut verknüpft: gebo-
ren 1906, in eine Zeit vor der Parteiengründung,
arfolgte seine politische Sozialisierung über ver-
wandtschaftliche Nähe, männerbündische Protekti-
ons- und Allianzbeziehungen. Der ältere Cousin
Otto Schaedler und die Verbindung zur entfernt
verwandten Familie Rheinberger standen beim
Eintritt Vogts in den LHD Pate.“** Die Rheinbergers
hatten kulturelle und familiäre Beziehungen nach
Deutschland. Sie wohnten auf Schloss Gutenberg in
Balzers, der Geburtsgemeinde von Alois Vogt.
Schliesslich kam der Student Vogt bereits vor Ein-
tritt in den LHD enger mit Regierungschef Dr. Josef
Hoop zusammen.
Aus den Jahren 1931 bis 1933 ist uns im Liech-
tensteinischen Landesarchiv eine Korrespondenz
zwischen dem Jus-Studenten Alois Vogt und Josef
Hoop überliefert.*” In den Briefen herrscht der Ton
studentischer Kameraderie, Vogt schreibt «Lieber
Alter Herr», Hoop begrüsst mit «Lieber Cartell-
bruder».*°
Im gesamten Briefwechsel schlägt sich auch ein
Protektionsverhältnis Hoops gegenüber dem elf
Jahre jüngeren Vogt nieder. Dieser überarbeitete
für den Regierungschef Korrekturabzüge neuer
Gesetzesregister. Hoop vermittelte ausserdem Stu-
dienstipendien und verwandte sich für eine Anstel-
(jung Vogts bei der Landesverwaltung. Aus Anrede
und Briefform spricht oft der Respekt des jungen,
von allerlei Geld- und Prüfungssorgen geplagten
Vogt gegenüber dem korrekt-väterlich auftretenden