Abb. 34: Der sorgfältig
verzimmerte, liegende
Dachstuhl von 1786 d
(Abb. 34). Einfache Zierfasen an den Binderbalken
bezeugen die Sorgfalt und den Berufsstolz der Zim-
merleute. Dachgeschoss und Dachstuhl sind frei
von Russ, das heisst, die Kamine führten spätes-
tens seit 1786 den Rauch aus Herd und Ofen übers
Dach hoch ins Freie.*? Die Konstruktion bleibt über
lie neuliche Renovation hinaus eindrückliches Bei-
spiel barocker Zimmermannsarbeit.
Zur Datierung des charakteristischen Umbaues
von 1786 liegen einerseits die in der Dachkehle
über der Nordostfassade aufgemalte Jahrzahl,
andererseits Einträge in der Familiengeschichte
Rheinberger vor. Eingehende dendrochronologi-
sche Datierungen am Bauholz bestätigen das Bau-
datum. Sämtliche untersuchten Bauhölzer sind
einheitlich im Herbst/Winter 1785/86 gefällt wor-
den, so fünf Deckenbalken über der Küche 11-12
gefällt im Winter/Frühling 1786), drei Deckenbal-
<en über den Räumen 23 bis 28, acht Balken aus
3oden und Fachwerkwänden des zweiten Oberge-
schosses, sowie sechs Balken aus dem Dachstuhl.
Das übereinstimmende Zusammentreffen zweier
verschiedener Datierungen wie aufgemalte Jahr-
zahl und dendrochronologisch ermittelte Bauholz-
Fälldaten widerlegt einmal mehr die landläufige
Meinung, Bauholz sei früher vor seiner Verwen-
dung besonders lang und sorgfältig getrocknet
worden. Das Gegenteil ist der Fall, denn schlagfri-
sches Holz lässt sich merklich besser von Hand be-
arbeiten als trockenes - was wir bei der heutigen
Mechanisierung kaum mehr wahrnehmen. Auch
xonnte damals Bauholz nicht ab Lager gekauft
werden, der Bauherr holte die Stämme selber aus
dem Walde.
Ja,