Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

DER RESTAURATOR UND KIRCHENMALER 
BONIFAZ ENGLER’*® SCHREIBT DAZU: 
«Die Geschichte des barock anmutenden stattli- 
chen Gebäudes Gasthof Löwen, dessen Fassade 
das Wappen der Rheinberger ziert, lag bis zum 
Beginn der Renovation von 1987 weitgehend im 
Dunkeln. 
In dieser Umbruchzeit wurde ich beauftragt, das 
Gebäude in seinem Innern auf mögliche Malereien 
zu untersuchen. Es wurden ornamentale Male- 
reien aus der Zeit um 1744 gefunden. Ganz zufällig 
stiess man bei installationsbedingten Ausbrüchen 
und Sicherungsarbeiten, unter dicken Verputz- 
schichten, auf figürliche Farbspuren. 
Die Verputzschichten wurden entfernt und 
dadurch die Malerei sichtbar gemacht. Es ist eine 
frühe Darstellung der Anbetung durch die Heiligen 
Drei Könige und gleichzeitig eine klare Datierung. 
Wegen Installationsvorschriften konnte die Wand- 
malerei leider nicht am Entstehungsort belassen 
werden. Sie wurde konserviert, aus der Bruch- 
steinmauer gelöst, armiert und versetzt wieder in 
die Mauer eingelassen. 
Die genannte Darstellung ist in Secco-Technik 
gemalt, das bedeutet, sie wurde mit Tempera- 
Casein gebundenem Farbpigment auf den trocke- 
nen Verputz gemalt. Die rötliche Vorzeichnung ver- 
rät einen gekonnten Pinselstrich. Die geschlossene 
Komposition setzt sich aus drei Figuren oder Stan- 
desgruppierungen zusammen. 
In der ersten Gruppierung finden wir stehend 
Josef, in schlichtem grünen Gewande. Er stützt 
sich an einem Stab. In der rechten Hand ist ein 
Beutel oder eine Rundflasche. Seine Schuhe sind 
blau. Seitlich von ihm auf einem Thronstuhl sitzt 
Maria. Sie hält und zeigt das Christkind, das von 
dem vor ihm knienden König ein Geschenk entge- 
gen nimmt. Maria ist mit einem blauen Gewande 
mit typischem Renaissance-Ausschnitt bekleidet. 
Ihr Kopf ist von einem weissen Schleier umhüllt. 
Die Schuhe sind rot. Der Thronstuhl mit Lehne ist 
ein Hinweis auf eine frühe Entstehungszeit des 
Gemäldes. Das Kind, Maria und Josef sind mit 
einem Scheiben-Nimbus versehen. 
Eine Raumbegrenzung zur zweiten Gruppierung 
wird durch eine braune Linie (Holzträger) dar- 
gestellt. In dieser zweiten Gruppierung kniet ein 
König, eine Gabe reichend, vor dem Kind. Sein 
Mantel ist cap.-mort.-rot, das Beinkleid braun, die 
Schuhe rot. Ihm folgt stehend der zweite König, 
umhüllt mit einem Mantel von cap.-mort.-violetter 
Farbe. Das Beinkleid ist blau. In der linken Hand 
hält er ein blaues Bündel. Die rechte Hand reicht 
einen kleinen Schrein nach vorn. Das Beinkleid, 
sowie der Schrein weisen in die frühe Zeit der 
Renaissance um 1500-1530. Am Kopf ist eine gros- 
se Fehlstelle. Darin war ein Holzdübel befestigt, 
der zu einem Halterungszweck benötigt wurde. 
Der dritte Weise zeigt sich schreitend in ganz 
typischem Renaissance-Gewande eines vornehmen 
Mannes. Es ist mit dunklem Besatz bereichert. In 
der linken Hand ist wiederum ein roter Beutel. Die 
andere Hand hält ein Kelchgefäss nach vorn. Sein 
Beinkleid ist oder war rot wie der Beutel. 
Hinter ihm beginnt die dritte Gruppierung mit 
raumtrennendem senkrechten Tragbalken. In ge- 
wisser Distanz ist eine staunende weibliche Ge- 
stalt zu erkennen. Erwartungsvoll breitet sie ihre 
Arme und Hände der Handlung vor ihr entgegen. 
Ihr anmutiges Gewand mit der typischen Hals- 
Schulterpartie ist wiederum ein klarer Hinweis, in 
welcher Zeit das Wandgemälde geschaffen wurde. 
Auf vielen späten Flügelaltären, Stichen, und Ge- 
mälden aus der Zeit um 1500 bis 1530 wiederholen 
sich dieselben Farben und Formen, wie sie sich In 
dem Bild «Anbetung durch die Heiligen Drei Köni- 
ge> zeigen. 
Die weibliche Gestalt war noch nicht der Ab- 
schluss der dritten Gruppierung. Mit etwas Phan- 
tasie könnte noch ein Elefantenkopf mit Rüssel ge- 
sehen werden. Bis zum ursprünglichen Ende der 
Malerei fehlen noch zirka 15 Zentimeter, welche 
schon bei früheren Umbauten verloren gegangen 
sind. Die hier beschriebene, sehr zurückhaltende 
bildliche Darstellung konnte nicht in erster Linie 
als Akzent im Raum verwendet werden. Der Erhal- 
28) Restaurationsatelier im Vorderhof, 9033 Untereggen SG.
	        

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