ZUR BAUGESCHICHTE DES HOTELS LÖWEN - EINER
JAHRHUNDERTEALTEN TAVERNE / PETER ALBERTIN
Die Erweiterung
von 1488 d
Modernisierungen im
16. Jahrhundert
In einer politisch unruhigen Zeit - die Landesherr-
schaft ist vom letzten Stammhalter der Grafen von
Werdenberg-Vaduz, Bischof Hartmann von Chur,
1416 an die Freiherren von Brandis in Maienfeld
übergegangen; das Oberland als Grafschaft Vaduz
und das Unterland als Herrschaft Schellenberg sind
vereint (1434), das Amt des Landammanns ist ein
geführt und damit der Bevölkerung in Verwaltungs-
angelegenheiten gewisse Mitspracherechte zuge-
sichert - erfolgten im Löwen Neuerungen.
Nordwestlich des Kernbaues entstand ein neuer
hölzerner Anbau (Plan 8). Aus dem Bodengebhälk
les Erdgeschosses sind zwei Lärchenstämme und
ein Arven- oder Föhrenstamm mit Fälldaten
Herbst/Winter 1487/88 dendrochronologisch da-
tiert. Aus der zugehörigen Decke sind in der Nord-
oöstwand des Erdgeschoss-Raumes 15 der Stumpf
aines abgesägten Deckenunterzuges und der Rest
ainer Dielendecke (UK= 469.4 m ü. M.) eingemau-
art (Abb. 16). Der Deckenunterzug ist als Lärchen-
nolz ohne Splint mit Endjahr 1471 dendrodatiert.
Weitere Befunde fehlen. Der neue und erweiterte
nölzerne Anbau dürfte im Erdgeschoss hallenartig
genutzt worden sein und barg wohl wiederum die
Treppen ins Obergeschoss und ins Dachgeschoss.
Im muralen Kernbau sind keine baulichen Ände-
rungen bemerkt.
Dem gotischen Zeitgeist und neuen bautechnischen
Möglichkeiten entsprechend — seit dem ausgehen.
den 15. Jahrhundert sind Butzenscheiben erhält-
ich und ermöglichen grössere Fenster - wurde
auch der Gasthof Löwen in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts modernisiert. Eine genaue zeit-
iche Fixierung der Arbeiten fehlt uns, stilistische
ınd relativchronologische Befunde einerseits und
die wohl um 1530 entstandenen figürlichen Male-
reien in der Gaststube andererseits umgrenzen die
Arbeitsausführungen (Pläne 9 und 10).
'm nordwestlichen Holzanbau wurde die stras-
senseitige Wand teilweise durch Rüfestein-Massiv-
mauerwerk ersetzt. Dessen Innenansicht zeigt, ar-
chäologisch fassbar, wie zum Erdgeschoss ein neu-
er, strassenseitiger Hauseingang entstand, wohl
rvundbogig, wie der tiefliegende Sturzansatz verrät
an seiner Stelle betreten wir noch heute den Ho-
;elbau. Gleich nebenan entstand das noch heute
erhaltene rundbogige Fensterchen (Abb. 16). Zum
Jbergeschoss sind zwei stichbogige Fensterni-
schen teilweise erhalten mit Negativen rechtecki-
ger Fenstergewände (Abb. 26 und 27), woraus
sich Fenster gotischer Art rekonstruieren lassen.
Analoge Fenster finden wir auch am 1539 erbauten
Konventbau in Bendern, dem heutigen Pfarrhaus.
Nordwestwärts stösst die Mauerscheibe gegen
u
Plan 8: Die Nordostfassade
ım 1488, 1:200; Fenster
stöcke und Dächer hypo-
thetisch
am!
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