Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

ZUR BAUGESCHICHTE DES HOTELS LÖWEN - EINER 
JAHRHUNDERTEALTEN TAVERNE / PETER ALBERTIN 
Die Erweiterung 
von 1488 d 
Modernisierungen im 
16. Jahrhundert 
In einer politisch unruhigen Zeit - die Landesherr- 
schaft ist vom letzten Stammhalter der Grafen von 
Werdenberg-Vaduz, Bischof Hartmann von Chur, 
1416 an die Freiherren von Brandis in Maienfeld 
übergegangen; das Oberland als Grafschaft Vaduz 
und das Unterland als Herrschaft Schellenberg sind 
vereint (1434), das Amt des Landammanns ist ein 
geführt und damit der Bevölkerung in Verwaltungs- 
angelegenheiten gewisse Mitspracherechte zuge- 
sichert - erfolgten im Löwen Neuerungen. 
Nordwestlich des Kernbaues entstand ein neuer 
hölzerner Anbau (Plan 8). Aus dem Bodengebhälk 
les Erdgeschosses sind zwei Lärchenstämme und 
ein Arven- oder Föhrenstamm mit Fälldaten 
Herbst/Winter 1487/88 dendrochronologisch da- 
tiert. Aus der zugehörigen Decke sind in der Nord- 
oöstwand des Erdgeschoss-Raumes 15 der Stumpf 
aines abgesägten Deckenunterzuges und der Rest 
ainer Dielendecke (UK= 469.4 m ü. M.) eingemau- 
art (Abb. 16). Der Deckenunterzug ist als Lärchen- 
nolz ohne Splint mit Endjahr 1471 dendrodatiert. 
Weitere Befunde fehlen. Der neue und erweiterte 
nölzerne Anbau dürfte im Erdgeschoss hallenartig 
genutzt worden sein und barg wohl wiederum die 
Treppen ins Obergeschoss und ins Dachgeschoss. 
Im muralen Kernbau sind keine baulichen Ände- 
rungen bemerkt. 
Dem gotischen Zeitgeist und neuen bautechnischen 
Möglichkeiten entsprechend — seit dem ausgehen. 
den 15. Jahrhundert sind Butzenscheiben erhält- 
ich und ermöglichen grössere Fenster - wurde 
auch der Gasthof Löwen in der ersten Hälfte des 
16. Jahrhunderts modernisiert. Eine genaue zeit- 
iche Fixierung der Arbeiten fehlt uns, stilistische 
ınd relativchronologische Befunde einerseits und 
die wohl um 1530 entstandenen figürlichen Male- 
reien in der Gaststube andererseits umgrenzen die 
Arbeitsausführungen (Pläne 9 und 10). 
'm nordwestlichen Holzanbau wurde die stras- 
senseitige Wand teilweise durch Rüfestein-Massiv- 
mauerwerk ersetzt. Dessen Innenansicht zeigt, ar- 
chäologisch fassbar, wie zum Erdgeschoss ein neu- 
er, strassenseitiger Hauseingang entstand, wohl 
rvundbogig, wie der tiefliegende Sturzansatz verrät 
an seiner Stelle betreten wir noch heute den Ho- 
;elbau. Gleich nebenan entstand das noch heute 
erhaltene rundbogige Fensterchen (Abb. 16). Zum 
Jbergeschoss sind zwei stichbogige Fensterni- 
schen teilweise erhalten mit Negativen rechtecki- 
ger Fenstergewände (Abb. 26 und 27), woraus 
sich Fenster gotischer Art rekonstruieren lassen. 
Analoge Fenster finden wir auch am 1539 erbauten 
Konventbau in Bendern, dem heutigen Pfarrhaus. 
Nordwestwärts stösst die Mauerscheibe gegen 
u 
Plan 8: Die Nordostfassade 
ım 1488, 1:200; Fenster 
stöcke und Dächer hypo- 
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