Ein spätmittelalterlicher
Kernbau des 14. Jahrhunderts
Der ganzflächig unterkellerte, zweigeschossige
Wohnbau steht parallel zur Hauptstrasse und misst
am muralen Erdgeschoss aussen beachtliche 10.6 x
13.3 Meter. Das Niveau seines Baugrundes liegt
strassenseits etwa 1.8 Meter unter dem heutigen
Strassenhorizont auf etwa 465.2 m ü.M. und süd-
westseits etwa 50 Zentimeter über dem heutigen
Gehboden auf etwa 465.0 m ü. M.; das heisst, das
Gebäude stand im 14. Jahrhundert auf horizon-
talem Baugrund und das Kellergeschoss überragte
das Strassenniveau sockelartig um etwa 1.8 Meter!
Das Gehniveau des Erdgeschosses liegt auf etwa
167.0 m ü. M., jenes im Obergeschoss auf etwa
469.9 m ü. M., die Mauerkrone auf etwa 472.6 m ü.
M., die Raumhöhen der beiden Wohngeschosse
massen je etwa 2.6 Meter. Die Strassenchaussie-
rung ist durch die Jahrhunderte infolge diverser
Rüfe-Niedergänge sukzessive um knapp 2.0 Meter
auf ihr heutiges Niveau angewachsen (Plan 17). Mit
starken Wingertmauern haben die Winzer die zer-
störerischen Geröll-Lawinen im Bereiche Oberdorf-
Mitteldorf-Löwen zum Schutze der Reben in die
Strasse kanalisiert. So liegt heute die Kulturerde
der Weinberge teils bis 2.0 Meter tiefer als das
vorbeiführende Strassenniveau.*®
Die Aussen- und Innenmauern in unterschied-
licher Dicke von etwa 65 bis 90 Zentimetern So-
wie die Deckengewölbe sind einheitlich aus kaum
(agig gesetzten Rüfesteinen und vereinzelten Tuff-
bollen in Kalkmörtel erstellt. Exponierte Bau-
teile, wie Mauerecken, Türgewände, sowie Tür-,
Nischen- und Fensterleibungen sind sorgfältig in
Tuffquadern gefügt —- auch sämtliche späteren mu-
ralen Erweiterungen am Wohnhaus sind in dieser
Mauertechnik ausgeführt. Die Fassaden trugen ei-
nen dünnen, steinsichtigen Putz, die Wände in den
Wohnräumen einen deckenden, weiss getünchten
Glattputz; die Kellerwände sind unverputzt, aber
satt ausgefugt.
Türen und Fenster sind besondere Indikatoren
baugeschichtlicher und architektonischer Entwick-
ungen, deren Aussagewert in den letzten Jahren
dank eingehender gebäudearchäologischer For-
schungen ständig verfeinert werden konnte.“ Im
<ernbau sind die Türöffnungen des 14. Jahrhun-
derts teils ganz, teils restweise erhalten, Türblätter
“ehlen. Es handelt sich durchwegs um sorgfältig in
Tuffstein gearbeitete Rundbogengewände mit einer
lichten Weite von etwa 0.9 bis 1.1 Metern Breite
ınd bis 2.3 Metern Höhe. Sie sind aussenseilts
mit 8 Zentimeter breiten und bis auf den Boden
reichenden Zierfasen romanischer Art versehen.
Ursprüngliche Fenster des Kernbaues können
mangels Entputzungen an den Fassaden nur in-
nenseits partiell erfasst werden. Die Fensterni-
schen mit in Tuffquadern gesetzten Leibungen und
backsteinernen Stichbogen messen im Erdgeschoss
etwa 2.4, im Obergeschoss etwa 2.15 Meter Schei-
‚elhöhe, sind bei einer inneren Breite von 1.25 bis
1.35 Metern gegen aussen leicht verjüngt und wie-
sen je zwei Sitzbänke von etwa 50 Zentimetern
Höhe und mindestens 30 Zentimetern Tiefe auf
Plan 5). Über die Grösse und Gestaltung der Fens-
jergewände fehlen uns Anhaltspunkte — solche
wären jedoch hinter den Fassadenputzen wohl
noch teilweise erhalten! Zweifelsfrei lokalisierbar
oleiben im Erdgeschoss drei Fenster zur Stube 14
und im Obergeschoss drei Fenster zu Raum 23 —-
weitere ursprüngliche Fenster haben wohl an Stel-
le der heutigen Öffnungen gelegen. Im 14. Jahrhun-
dert fehlte Fensterglas noch weitgehend, die Öff-
nungen waren mit Ölpapier, Schweinsblasen und
vor allem mit Holzläden verschlossen; so ermög-
lichten die Sitzbänke nahe den Fenstern, «sich ins
rechte Licht zu rücken». Erst gegen das Ende des
(5. Jahrhunderts kamen Butzenscheiben auf den
Markt, auch sie waren noch wenig lichtdurchlässig.