Eigentümer und Bewohner
ernhäusern klar ab als repräsentativer Bau einer
wirtschaftlichen Oberschicht. Denn zu jener Zeit
mochten wohl nebst dem Löwen erst das Rote
Haus, der Adler, der Burgturm des Schlosses
Vaduz, der Tschaggaturm und die Kirche St. Florin
weitgehend in Mauerwerk erstellt gewesen sein.
Über die wohl in Holz errichteten zugehörigen
Bauern- und Winzerhäuser fehlen uns für das
14. Jahrhundert Kenntnisse. Auf Grund bauge-
schichtlicher Untersuchungen sind uns jedoch ei-
aige aus dem 15. Jahrhundert stammende Winzer-
yauten bekannt.!*
Seine langjährige Geschichte und besondere Be-
deutung haben den Löwen zum hierzulande archi-
tektonisch und bauhistorisch vielfältigen Repräsen-
tanten wachsen und reifen lassen:
als spätmittelalterlicher, palasähnlicher Stein-
bau inmitten einer ausgeprägten Agrarland-
schaft,
mit reicher, ornamentaler Ausmalung von 1744;
ähnliche Wand- und Deckenmalereien finden wir
im ehemaligen Konventgebäude und heutigen
Pfarrhaus zu Bendern,
in besonders repräsentativer spätbarocker Ar-
chitektur, erbaut durch den erst 23-jährigen
Johann Rheinberger —- hierzulande fehlen Bau-
ien barocker Art weitgehend, mangels in jener
Zeit ansässigen kapitalkräftigen Gewerbes und
Adandels,
1786 als eines der ersten Liechtensteiner Häu-
ser mit Sprossenfenstern versehen, an Stelle der
weniger lichtdurchlässigen Butzenscheiben,
1804 durch einen mächtigen Ökonomietrakt
ergänzt — als Ausdruck der wirtschaftlichen Be-
deutung des Löwen in einer Zeit grosser Armut
ınd noch nachwirkender, durch die Napoleo-
nischen Kriege verursachter Not.
Die frühen Eigentümer und Bauherren des Löwen
sind uns nicht bekannt. Es scheint sich jedoch um
eine private, zweifellos im Zusammenhang mit
dem hiesigen Weinbau stehende Besitzung zu han-
deln. Der gleich anliegende, noch heute zugehörige
zebberg ist unter dem Flurnamen «Stöckler» und
auch «Leuawörts Wingert» bekannt'!* — und verrät
damit wohl einstige Besitzer, nämlich Angehörige
der im ausgehenden Mittelalter begüterten Feld-
K«ircher Bürgerfamilie Stöckli.'®
1380 erkaufte sich ein Heinrich Stöckli, Bürger
von Feldkirch, den gesamten Zehnten des Hoch-
stiftis Chur in Triesen zu Erblehen.'!° Wobei die eine
Hälfte bis dato dem Wilhelm von Reichstein zu
VTriesen gehörte, die andere Hälfte dem Edelknecht
Johann Heer, Sohn des Ritters Rudolf Heer, des
zräflichen Vogtes zu Bludenz und danach Ammann
zu Vaduz. Bereits 27 Jahre später gelangte das
„ehen jedoch wieder in andere Hände. Besonders
ıNnteressant scheint mir hierbei das Auftreten der
Stöckli in der Grafschaft Vaduz um 1380, also etwa
zur Zeit des frühest bekannten Baudatums zum
„Ööwen. Laut dem Brandisischen Urbar von 1507
wohnten zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Vaduz
stöckli.'” Von 1381 bis 1394 amtete ein Johannes
sStöckli als erster frei gewählter Feldkircher Bürger-
meister, danach als Hubmeister. Er entstammte
einer ritterlichen Familie, baute sich 1381 in Feld-
<irch ein besonders beachtenswertes, weil «mo-
dernes» Haus und fiel 1405 in der Schlacht am
Stoss. Seine sehr vermögende Gemahlin Marga-
retha Mörlin hätte aus Triesen gestammt.'®
wird in Anton Walser, * 1674,
erstmals ein «Löwenwirt» namentlich
aktenkundig.'”
Seit den 1760/70er Jahren lag die Hofstätte im
Besitze der Familie Rheinberger,“® wobei nicht be-
kannt ist, wann, wie und von wem Joseph Ferdi-
nand Rheinberger die Liegenschaft übernommen
aatte. Eine Randnotiz im Stammbaum der Familie
Rheinberger nennt als möglichen Verkäufer einen
Baron von Stöckler aus Feldkirch.“! Einziger, nicht
uninteressanter Hinweis hierzu ist eine rote Pinsel-