Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

Eigentümer und Bewohner 
ernhäusern klar ab als repräsentativer Bau einer 
wirtschaftlichen Oberschicht. Denn zu jener Zeit 
mochten wohl nebst dem Löwen erst das Rote 
Haus, der Adler, der Burgturm des Schlosses 
Vaduz, der Tschaggaturm und die Kirche St. Florin 
weitgehend in Mauerwerk erstellt gewesen sein. 
Über die wohl in Holz errichteten zugehörigen 
Bauern- und Winzerhäuser fehlen uns für das 
14. Jahrhundert Kenntnisse. Auf Grund bauge- 
schichtlicher Untersuchungen sind uns jedoch ei- 
aige aus dem 15. Jahrhundert stammende Winzer- 
yauten bekannt.!* 
Seine langjährige Geschichte und besondere Be- 
deutung haben den Löwen zum hierzulande archi- 
tektonisch und bauhistorisch vielfältigen Repräsen- 
tanten wachsen und reifen lassen: 
als spätmittelalterlicher, palasähnlicher Stein- 
bau inmitten einer ausgeprägten Agrarland- 
schaft, 
mit reicher, ornamentaler Ausmalung von 1744; 
ähnliche Wand- und Deckenmalereien finden wir 
im ehemaligen Konventgebäude und heutigen 
Pfarrhaus zu Bendern, 
in besonders repräsentativer spätbarocker Ar- 
chitektur, erbaut durch den erst 23-jährigen 
Johann Rheinberger —- hierzulande fehlen Bau- 
ien barocker Art weitgehend, mangels in jener 
Zeit ansässigen kapitalkräftigen Gewerbes und 
Adandels, 
1786 als eines der ersten Liechtensteiner Häu- 
ser mit Sprossenfenstern versehen, an Stelle der 
weniger lichtdurchlässigen Butzenscheiben, 
1804 durch einen mächtigen Ökonomietrakt 
ergänzt — als Ausdruck der wirtschaftlichen Be- 
deutung des Löwen in einer Zeit grosser Armut 
ınd noch nachwirkender, durch die Napoleo- 
nischen Kriege verursachter Not. 
Die frühen Eigentümer und Bauherren des Löwen 
sind uns nicht bekannt. Es scheint sich jedoch um 
eine private, zweifellos im Zusammenhang mit 
dem hiesigen Weinbau stehende Besitzung zu han- 
deln. Der gleich anliegende, noch heute zugehörige 
zebberg ist unter dem Flurnamen «Stöckler» und 
auch «Leuawörts Wingert» bekannt'!* — und verrät 
damit wohl einstige Besitzer, nämlich Angehörige 
der im ausgehenden Mittelalter begüterten Feld- 
K«ircher Bürgerfamilie Stöckli.'® 
1380 erkaufte sich ein Heinrich Stöckli, Bürger 
von Feldkirch, den gesamten Zehnten des Hoch- 
stiftis Chur in Triesen zu Erblehen.'!° Wobei die eine 
Hälfte bis dato dem Wilhelm von Reichstein zu 
VTriesen gehörte, die andere Hälfte dem Edelknecht 
Johann Heer, Sohn des Ritters Rudolf Heer, des 
zräflichen Vogtes zu Bludenz und danach Ammann 
zu Vaduz. Bereits 27 Jahre später gelangte das 
„ehen jedoch wieder in andere Hände. Besonders 
ıNnteressant scheint mir hierbei das Auftreten der 
Stöckli in der Grafschaft Vaduz um 1380, also etwa 
zur Zeit des frühest bekannten Baudatums zum 
„Ööwen. Laut dem Brandisischen Urbar von 1507 
wohnten zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Vaduz 
stöckli.'” Von 1381 bis 1394 amtete ein Johannes 
sStöckli als erster frei gewählter Feldkircher Bürger- 
meister, danach als Hubmeister. Er entstammte 
einer ritterlichen Familie, baute sich 1381 in Feld- 
<irch ein besonders beachtenswertes, weil «mo- 
dernes» Haus und fiel 1405 in der Schlacht am 
Stoss. Seine sehr vermögende Gemahlin Marga- 
retha Mörlin hätte aus Triesen gestammt.'® 
wird in Anton Walser, * 1674, 
erstmals ein «Löwenwirt» namentlich 
aktenkundig.'” 
Seit den 1760/70er Jahren lag die Hofstätte im 
Besitze der Familie Rheinberger,“® wobei nicht be- 
kannt ist, wann, wie und von wem Joseph Ferdi- 
nand Rheinberger die Liegenschaft übernommen 
aatte. Eine Randnotiz im Stammbaum der Familie 
Rheinberger nennt als möglichen Verkäufer einen 
Baron von Stöckler aus Feldkirch.“! Einziger, nicht 
uninteressanter Hinweis hierzu ist eine rote Pinsel-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.