ZUR BAUGESCHICHTE DES HOTELS LÖWEN - EINER
JAHRHUNDERTEALTEN TAVERNE / PETER ALBERTIN
Zur Lage und Bedeutung
des Löwen
Zwei besondere wirtschaftstopografische Gegeben-
heiten begründen den Standort des Löwen, einer-
seits sein direkter Bezug zur Landstrasse und
andererseits seine Lage inmitten der bevorzugten
Vaduzer Weinberge. Die Landstrasse, ein jahrhun-
dertealter Saum- und Karrenweg, wurde von 1770
bis 1786 zur Fahrstrasse ausgebaut und damit zur
wichtigsten Verbindung von Lindau-Süddeutsch-
:and durchs Rheintal hoch und über die Bündner
Pässe nach Mailand-Oberitalien, mit der vielsagen-
den Bezeichnung «Deutsche Strasse» und auch
«Reichsstrasse».* Sie führt von Norden kommend
nach der Querung der Möliholz-Rüfe horizontal
lem Hang entlang durch die Rebberge, fällt nach
Passieren des Löwen an den Hangfuss ab und führt
vorbei am geschichtlich sehr interessanten herr-
schaftlichen Vaduzer Siedlungskern St. Florin mit
der Kirche und der historischen Taverne zum Adler
südwärts Triesen zu. Ein zweiter (bronzezeitlicher-
römischer?) historischer Verkehrsweg führt von
Norden kommend nach der Querung der Möliholz
Rüfe die Weinberge aufwärts, durch den Sied-
lungskern Oberdorf mit dem «Roten Haus», über
den Schlossfelsen und vorbei am Schloss Vaduz,
einem bronzezeitlichen Siedlungsplatz, hinunter
zum Meierhof und dem Hang entlang nach Triesen.
Diese verkehrstopografisch ungünstig gelegene
«Obere» Strasse hat ihre einstige Bedeutung ver-
loren (Plan 1).
3) Zur Zeit der Auftragserteilung im April 1987 standen die Bau:
strukturen in den Wohngeschossen bereits weitgehend «nackt»,
denn beinahe alle Bodenbeläge waren entfernt, grössere Wand-
lächen entputzt, alle Gipsdecken ausgeräumt und alle Türen
antfernt. Betroffen von der eingreifenden Modernisierung waren
Jie Wohngeschosse und der Ökonomietrakt, belassen blieb das
<ellergeschoss des Gasthauses. Unser Auftrag beschränkte sich auf
lie Interpretation und Dokumentation freiliegender Befunde und
schloss aufwendige eigene Freilegungen aus - weshalb insbesondere
m Keller des Kernbaues Fragen ungeklärt bleiben.
4) Die Probenentnahmen sind bereits vor dem Beizug unsererseits
erfolgt, veranlasst durch den Architekten Florin Frick. Protokolle
„RD 9/R 1865 vom 7. April 1987, 1865A vom 28. Juli 1987, 1865B
‚om 9. Februar 1989; sowie LRD 4/R 1370 vom 6. Dezember 1984
jezüglich Torkel, veranlasst durch Hansjörg Frommelt im Zuge einer
Datierung diverser Weinpressen.
3) Biedermann, Klaus: Das Rod- und Fuhrwesen im Fürstentum
.jechtenstein. Eine verkehrsgeschichtliche Studie mit besonderer
3erücksichtigung des späten 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des
Jistorischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (JBL), Band
97 (1999). S. 7-183.
ab
gr Pa
De
A) Meierhof
m
e x mr“
” 41 as$S
„obere S
J
Sn
"a
a
nach Trieser
gm
———
4
SG Sa (©)
> D
se
„unter? EC A"
100”
Plan 1: Historische Situa-
tionsskizze, zirka 1:25 000
A Gasthof «Löwen»
B Herrschaftlicher
Gasthof und Zollhaus
«Adler», heute Landes-
NUuseEuUumM
Schloss Vaduz
derrschaftlicher Hof
nit Wohnturm und
<irche St. Florin
zotes Haus mit Sied:
lung Oberdorf
Siedlung Mitteldarf
Siedlung Städtli
Fr
A
On
schaal
1 km
ce“
G
m
Fa Mn
-
17