ZUR BAUGESCHICHTE DES HOTELS LÖWEN - EINER
JAHRHUNDERTEALTEN TAVERNE / PETER ALBERTIN
Einleitung
Abb. 1: Der Gasthof Löwen
ın Vaduz in der spät-
jJarocken Gestaltung von
1786, von Norden ge-
sehen; etwas gedrungene
Nordostfassade mit Auf-
zuggiebel, Haupteingang
ınd rechts davon dem
bald 500-jährigen Rund-
bogen-Fensterchen; ganz
rechts die Stallscheune
von 1804
Erwin Poeschel schrieb 1950 in seinem Kunst-
denkmäler-Inventar unter Vaduz:! «Den Typus ei-
1es stattlichen Landgasthauses aus dem Ende des
18. Jahrhunderts repräsentiert das 1786 von Jo-
ıann Rheinberger erbaute Gasthaus zum Löwen
am nördlichen Ende des Fleckens».
Die innere und äussere Erscheinung des reprä-
sentativen Gasthauses an der Landstrasse von Lin-
dau-Bregenz über Chur und die Bündner Pässe
nach Chiavenna-Mailand lässt denn auch kaum
Zweifel aufkommen an seiner Erbauung um 1786.
Zudem wird das Baudatum mit der in der Dach-
kehle des Aufzuggiebels über der Nordostfassade
aufgemalten Jahrzahl «MDCCLXXXVI» (1786) be-
stätigt (Abb. 1 bis 3).
Dem Architekturkritiker fallen zwei Details an
der spätbarocken Gestaltung auf. Zum einen er-
scheint die strassenseitige Ansicht, also die Nord-
astfassade, gedrungen. Es fehlt ihr eine zweiarmi-
ge Freitreppe zum erhöhten Hauseingang, wie wir
es für Häuser dieser Zeit und Bedeutung erwarten
würden. Zum andern möchte man das rundbogige
Fensterchen rechts des Haupteinganges als Zugabe
n Heimatstilart abschätzen —- es blickt jedoch schon
seit beinahe einem halben Jahrtausend dem Vor-
beiziehenden und Eintretenden entgegen.
Auch hat der Geschichtskenner, Architekt und
Bildhauer Egon Rheinberger um die letzte Jahr-
ıundertwende interessante Beobachtungen n0o-
‚jert.“ Er schrieb über den Verlauf der «römischen»
strasse, die er unter anderem beim Hotel Löwen
ıtwa zwei Meter unter dem heutigen Hauptstras-
zenniveau und etwas mehr bergwärts postulierte:
«... dass im Löwen in Vaduz bei der Fundamentie-
rung im Torkel dortselbst, einen Meter unter dem
jetzigen gewachsenen Grunde, noch verkohlte
Holzreste gefunden wurden, weiss ich von einem
Augenzeugen. Es ist dies allerdings kein Anhalts-
punkt für die Annahme der Strassenhöhe, wohl
aber dürfen wir hier, nachdem doch die Grund-
1) Poeschel, Erwin: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechten-
stein. Basel, 1950: S. 175 ff.
2) Rheinberger, Egon: Manuskript aus dem Jahre 1904; RhAV,
Nr. 10.
a )