Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

ten, dass auf den Gewölben der Keller Wohnräume 
in südlicher und südöstlicher Orientierung lagen 
(Räume 5, 6, 7; Abb. 19). 
Über die Geschichte der südwestlichen, der Kir- 
che zugekehrten Giebelfront auf der entsprechen- 
den Fundamentlage des ersten Kellers (1a) kann 
nichts Bestimmtes ausgesagt werden, weil dieser 
Teil des Gebäudes in der nachfolgenden Baupe- 
riode abgebrochen worden ist. 
Der Einbau des Torkels und des grossen Kellers 
2 in das Erdgeschoss verursachte gegen Ende der 
Bauperiode 3 grosse Veränderungen und deutliche 
Eingriffe in die damalige Bausubstanz. Wir können 
sehr wohl davon ausgehen, dass der Eingang an 
der Nordostfassade durch den Raum 1 zu Lager- 
räumen und Kellern führte. Die uns verbliebenen 
grundrisslichen Hinweise sprechen dafür. Wir dür- 
fen aber nicht ausschliessen, dass an der Stelle des 
imposanten Kellers 2 in einer nicht mehr näher 
verifizierbaren Bauphase ein bescheidenerer Keller 
lag, der die schwierige Topographie berücksichtigt 
hat, weil man den anstehenden Felsen noch nicht 
mit Pulver zu sprengen vermochte. Die Steinbre- 
cher sprengten vor dem Aufkommen des Pulvers 
mit Keilen, Brecheisen, Hammerschlag und - wenn 
nötig — durch Erhitzen des Gesteins und Ab- 
Abb. 23: Grundriss 
1. Obergeschoss 
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#3 Bauperiode 3 
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A RAUM 19 
schrecken mittels Wasser. Dies würde hier umso 
leichter gehen, als der Fels stichig und mit Spalten 
durchsetzt ist und schon mit blossem Hammer- 
schlag Steinmaterial abgebaut werden konnte. 
Wahrscheinlich nahm man anfänglich die unebene, 
felsige Beschaffenheit des Kellerbodens einfach 
hin, wie dies in anderen Räumen des Hauses nach- 
weisbar zutraf und auch im Eingangsbereich in der 
nahen Statthalterei zu beobachten war. Nun aber 
konnten wir am Fuss der Südwestwand im ge- 
wachsenen Felsen eindeutig ein Bohrloch finden; 
desgleichen wies ein gesprengter Stein in der un- 
tersten Fundamentlage der südöstlichen Aussen- 
front des Kellers ein Bohrloch auf. 
Seit welchem Zeitpunkt in unserer Gegend Pul- 
ver im zivilen Bereich verwendet wurde, ist of- 
fensichtlich noch nicht hinreichend geklärt. Den 
Einsatz von Pulver und Zündschnüren bezeugt eine 
Urkunde um 1620 für das Kloster Pfäfers.?® Die 
Faustregel, dass Sprengarbeit in unserer Gegend 
erst nach 1700 durchgeführt wurde, hilft in unse- 
rem Fall nur bedingt weiter. Demzufolge könnten 
die Arbeiten für den Einbau des Torkels und des 
grossen Kellers (2) in das Ende des 17. oder in den 
Anfang des 18. Jahrhunderts datiert werden. Im 
Bergwerk Gonzen aber wurde nicht vor 1750 mit 
BOHLEN- ODER RIEGELWAND _ 
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