Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

Die nun insgesamt 14,40 m lange und zirka 6 m 
breite (Aussenmasse) Kelleranlage, inklusive Ein- 
gangspartie und Treppenhaus, befand sich vor der 
Garabung unter dem Garten, unmittelbar vor der 
südwestfassade des Pfarrstalles. Die gemauerte 
Einfriedung zeichnet ungefähr die Grundrissfläche 
nach (Abb. 13, 43). Wie aber die anschliessenden 
Räume über dem späteren, grossen gewölbten Kel- 
ler (2) organisiert waren, haben die nachfolgenden 
Bauperioden verwischt. Der Einbau des gewölbten 
Kellers (2) und die Demontage der Aufbauten über 
lem eben beschriebenen Keller (1) verunmögli- 
chen präzisere Einsichten in die einzelnen Kom- 
partimente der Bauphase 2. Lediglich ein 3,40 m 
janges, innen verputztes Mauerstück (siehe Grund- 
rissplan und Abb. 30) könnte Rekonstruktionen 
begünstigen, die für den Mittelteil der Südostfas- 
sade des Hauses eine Bauweise in Holz - in wel- 
cher Technik auch immer —- vermuten lassen. Mit 
grosser Wahrscheinlichkeit kann man das gleiche 
schon in dieser Bauperiode für den mittleren Nord- 
westbereich der Aussenfassade annehmen (Abb. 
20, 21, 51, 52). 
Zur zweiten Bauperiode gehören auch die unter- 
sten Fundamentlagen der Räume 1, 2a, 2b, 3 und 4 
ım Nordostbereich (Abb. 13) des alten Pfarrhauses. 
Wie die Zugänge zu den Räumen 1, 2a und 2b in 
dieser Bauperiode gestaltet waren, konnte lange 
nicht nachgewiesen werden. Doch die Nachgra- 
yungen in den Jahren 1989 und 1990 brachten für 
diese Fragen mehr Klarheit. Die südöstliche Be- 
grenzung des heutigen Podestes (Raum 1) bildete 
ehedem die nordwestliche Begrenzung des Raumes 
2a. Der kellerartige, jedoch ungewölbte Raum (4,10 
m x 4,10 m) weist deutlich zwei Bauperioden auf. 
Die Nordostmauer - natürlich ohne das neue Tor 
von 1875 —- gehört zum ältesten Bestand. Ein zuge- 
mauertes Kellerfenster ist auf Schwellenhöhe des 
Tores aus dem 19. Jahrhundert erkennbar. Die 
Mauer ist in ihrer Breite gestaffelt; auf der 70 cm 
aohen Sockelzone mit 1,15 m Mauerdicke steht die 
1,25 m hohe Wand, die 1 m Dicke misst und das 
erwähnte Fenster aufweist. Dann folgt ein zweiter 
Schwund der Mauerstärke um weitere 10 cm, 
offensichtlich zur Auflage von Deckenbalken, die in 
nordöstlicher-südwestlicher Richtung verlegt wa- 
ren. Aber schon nach 35 cm weiteren Anstiegs 
verliert die Mauer nochmals um 15 cm an Wand- 
stärke, so dass für die Fassadenmauer schliesslich 
noch 70 cm bis 75 cm übrigbleiben. Die Südost- 
wand (Länge: 4,65 m) der ersten Bauperiode ist in 
einer Höhe bis zu maximal 2,20 m erhalten. Auch 
aier entdecken wir ein vermauertes Kellerfenster. 
Die aufsitzende, jüngere Fassadenmauer überkragt 
den älteren Bestand um 8 cm. Die gegen Südwes- 
ten abschliessende Wand ist nur noch im Ansatz 
der Südecke des Raumes 2a erkennbar und in 
wenig flachen Steinlagen auf Bodenniveau in der 
Westecke. Dieser Mauerrest scheint in der Südecke 
nit dem Fundament der Aussenmauer im Verband 
zu sein (vgl. Grundrissplan). Den Bodenbelag bildet 
vor allem in der Raummitte anstehender Fels; 
die restliche Fläche deckte zu einem grossen Teil 
blaugrauer, gestampfter Lehm —- herbeigeschafftes 
Schwemmgut des Rheines - ein (Abb. 14, 15). 
Die zur nordwestlichen Stützmauer verkommene 
Nordwestwand des Kellers war nur mehr in einer 
Höhe von 1,45 m auf einer Länge von 5,60 m 
erhalten: auch hier eine gemörtelte, 70 cm hohe 
Sockelzone, darauf 75 cm aufgehendes Mauer- 
werk, das gegenüber der Sockelzone um 20 cm 
zurückversetzt ist. 
Wie sich der südwestlich anschliessende Raum 
2b zum eben Geschilderten verhielt, ehe sie zusam- 
mengelegt wurden, kann nicht in allen Einzelheiten 
geklärt werden. Die Südostaussenwand hat im 
Gegensatz zur entsprechenden Mauer des Raumes 
2a kein Vorfundament, und die Steine in den unter- 
sten Lagen sind in lockerer Ordnung gebettet und 
achten wenig auf die innere Wandflucht. Es spricht 
alles dagegen, dass der Raum 2b schon in der 
Frühzeit des alten Pfarrhauses die gegenwärtige 
Form erhalten hat. Vielmehr ist er das Resultat 
späterer baulicher Vorkehrungen. Die archäologi- 
schen Erhebungen in den Räumen 3 und 4 bringen 
in die Erschliessungsproblematik der Räume 2a 
und 2b etwas Licht. 
Es gilt nun, die Verhältnisse in den Grundrissen 
der Räume 3 und 4 zu skizzieren. Die Nordwest- 
wand des Raumes 3 bestand aus Fachwerk oder
	        

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