Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL 
BENDERN / GEORG MALIN 
BAUPERIODE 1 
DIE FRÜHESTEN BAUTEN 
Im kleinen, eingefriedeten Garten vor der Südwest- 
fassade des alten Pfarrhauses wurde in den Jahren 
1977 und 1979 ein Kellergrundriss freigelegt, des- 
sen äussere südwestliche und südöstliche Mauer- 
flucht im Oktober 1971, wie bereits erwähnt, ange- 
graben worden waren (Abb. 4, 6, 9, 10). 
Der erste Keller erreicht nicht die volle Breite 
des bestehenden Hauses: Die südöstliche Fun- 
damentlage ist zirka 1,50 m zurückversetzt. Im 
Nordwesten jedoch, dem Rhein zu, überkragt die 
Eingangspartie die jetzige Front um Mauerdicke 
(75 cm). Der älteste Keller ist wie seine Nachfolger 
nach Nordwesten hin orientiert. Die südwestlichen 
Aussenmauerfundamente sind an eine Gruben- 
wand gemauert, deren Profile im obersten Bereich 
aus Humus, zur Hauptsache aus Löss, und zuun- 
terst aus Moränenschutt bestehen. Erscheinen die 
Aussenwände der Mauern als sehr unregelmässig 
und bauchig, so bemerken wir im Innern eine sorg- 
fältige Vermauerung der gebrochenen Steine, als 
ob sie in eine Schalung gelegt und dann steinsichtig 
verputzt worden wären. Die Baugrubentiefe ist 
durch den anstehenden Felsen gegeben, der im 
nordwestlichen Teil etwa zur Hälfte des Grundris- 
ses auch den Bodenbelag bildet, während im 
südöstlichen Teil in Lehm verlegte Rheinkiesel die- 
se Aufgabe übernehmen. Auf diese Weise wird das 
leichte Gefälle des geschliffenen Felsens gegen Süd- 
osten hin halbwegs aufgefangen, so dass ein Boden 
mit ungefähr konstanter Niveauhöhe zustande 
kommt (466.96, 466.68, Abb. 6, 10). Die Nutzfläche 
des Kellers betrug 7,50 m bis 7,25 m x 4,80 m. 
Der älteste nachweisbare Eingang zum eben 
beschriebenen Keller befand sich in der Westecke 
des heute bestehenden Hauses (1875). Ein 95 cm 
breiter Zugang ist durch zwei Flügelmauern nach- 
gewiesen; zudem kann die spätere Vermauerung 
des Zugangs in der Westecke der Fassadenmauer 
beobachtet werden. Die Treppe dürfte in einen Vor- 
raum des Kellers geführt haben. Das grosse, 2 m 
breite Tor konnte so vom Wohnbereich her zugäng- 
lich gemacht werden (Abb. 6, 7). 
Wie dieses Kellertor damals erschlossen worden 
war, ist am ergrabenen Befund nicht abzulesen. 
Man muss schon in dieser ersten Bauphase einen 
weiteren Zugang annehmen: Denn ein Sperriegel 
sicherte das Tor von innen her. In der kellersei- 
tigen, leicht abgeschrägten Torleibung befinden 
sich, 35 cm über dem Kellerboden, zwei ungleich 
‘iefe Balkenlöcher (Abb. 8), die zur Einschlaufung 
eines Torbalkens dienten (Nordseite: 22 cm Höhe 
x 25 cm Breite x 60 cm Tiefe; Südseite: 12 cm Höhe 
x 12 cm Breite x 25 cm Tiefe). Schliesslich wurde 
der nördliche, 90 cm breite Zugang in den Vorraum 
vermauert und die 2 m breite Steintreppe mit sie- 
ben Stufen eingebaut. Die gleichzeitige Benutzung 
der beiden Treppen ist mit Blick auf die grundriss- 
liche Situation sehr unwahrscheinlich. Der Keller 
nusste also über die ganze Zeit hin in der abgebro- 
chenen Südostwand eine zweite Tür aufgewiesen 
1aben, oder eine im Gewölbe angebrachte Öffnung 
ermöglichte den Ein- und Ausstieg zum Keller und 
so die Bedienung des von innen verriegelten Tores 
(Abb. 7, 8). 
Den ersten Keller überwölbte eine gegossene 
Tonne, die auf zirka 1,30 m Wandhöhe zur Wöl- 
Jung ansetzte (468.31). Am Gewölbescheitel dürfte 
die Raumhöhe etwa 2,80 m betragen haben. 
Wie sich der Keller 1a zu weiteren, im Grundriss 
ehedem gewiss vorhandenen Nutz- und Wohnbau- 
ten verhielt, konnte nicht mehr ausgemacht wer- 
den. Eine Ausdehnung der Bauten zum Friedhof 
hin muss ausgeschlossen werden. Die auf der nord- 
östlichen alten Kellerwand neben dem Gewölbe- 
ansatz aufsitzende 8,80 m lange und zirka 1,80 m 
ıohe Wand, welche im unteren Teil gegen Erde 
oder Auffüllung gemauert ist, hilft bei der Interpre- 
sation auch nicht weiter (Abb. 7, 50). Die genaue 
Ausdehnung und Beschaffenheit des frühesten 
Hauses bleibt im dunkeln. Reste einer Mauergrube 
ım Raum 3 des Kellergeschosses (Abb. 7, 13) kön- 
18) Nordecke des Hauses; vgl. topographische Karte, Koordinaten 
X 156 456.50, Y 231 065.00. 
19) LLA, Fasz. 2.13.3, Kostenvoranschlag für Renovation der 
Umfassungsmauern 1842 
FF 
Las 
»
	        

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