DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL
BENDERN / GEORG MALIN
BAUPERIODE 1
DIE FRÜHESTEN BAUTEN
Im kleinen, eingefriedeten Garten vor der Südwest-
fassade des alten Pfarrhauses wurde in den Jahren
1977 und 1979 ein Kellergrundriss freigelegt, des-
sen äussere südwestliche und südöstliche Mauer-
flucht im Oktober 1971, wie bereits erwähnt, ange-
graben worden waren (Abb. 4, 6, 9, 10).
Der erste Keller erreicht nicht die volle Breite
des bestehenden Hauses: Die südöstliche Fun-
damentlage ist zirka 1,50 m zurückversetzt. Im
Nordwesten jedoch, dem Rhein zu, überkragt die
Eingangspartie die jetzige Front um Mauerdicke
(75 cm). Der älteste Keller ist wie seine Nachfolger
nach Nordwesten hin orientiert. Die südwestlichen
Aussenmauerfundamente sind an eine Gruben-
wand gemauert, deren Profile im obersten Bereich
aus Humus, zur Hauptsache aus Löss, und zuun-
terst aus Moränenschutt bestehen. Erscheinen die
Aussenwände der Mauern als sehr unregelmässig
und bauchig, so bemerken wir im Innern eine sorg-
fältige Vermauerung der gebrochenen Steine, als
ob sie in eine Schalung gelegt und dann steinsichtig
verputzt worden wären. Die Baugrubentiefe ist
durch den anstehenden Felsen gegeben, der im
nordwestlichen Teil etwa zur Hälfte des Grundris-
ses auch den Bodenbelag bildet, während im
südöstlichen Teil in Lehm verlegte Rheinkiesel die-
se Aufgabe übernehmen. Auf diese Weise wird das
leichte Gefälle des geschliffenen Felsens gegen Süd-
osten hin halbwegs aufgefangen, so dass ein Boden
mit ungefähr konstanter Niveauhöhe zustande
kommt (466.96, 466.68, Abb. 6, 10). Die Nutzfläche
des Kellers betrug 7,50 m bis 7,25 m x 4,80 m.
Der älteste nachweisbare Eingang zum eben
beschriebenen Keller befand sich in der Westecke
des heute bestehenden Hauses (1875). Ein 95 cm
breiter Zugang ist durch zwei Flügelmauern nach-
gewiesen; zudem kann die spätere Vermauerung
des Zugangs in der Westecke der Fassadenmauer
beobachtet werden. Die Treppe dürfte in einen Vor-
raum des Kellers geführt haben. Das grosse, 2 m
breite Tor konnte so vom Wohnbereich her zugäng-
lich gemacht werden (Abb. 6, 7).
Wie dieses Kellertor damals erschlossen worden
war, ist am ergrabenen Befund nicht abzulesen.
Man muss schon in dieser ersten Bauphase einen
weiteren Zugang annehmen: Denn ein Sperriegel
sicherte das Tor von innen her. In der kellersei-
tigen, leicht abgeschrägten Torleibung befinden
sich, 35 cm über dem Kellerboden, zwei ungleich
‘iefe Balkenlöcher (Abb. 8), die zur Einschlaufung
eines Torbalkens dienten (Nordseite: 22 cm Höhe
x 25 cm Breite x 60 cm Tiefe; Südseite: 12 cm Höhe
x 12 cm Breite x 25 cm Tiefe). Schliesslich wurde
der nördliche, 90 cm breite Zugang in den Vorraum
vermauert und die 2 m breite Steintreppe mit sie-
ben Stufen eingebaut. Die gleichzeitige Benutzung
der beiden Treppen ist mit Blick auf die grundriss-
liche Situation sehr unwahrscheinlich. Der Keller
nusste also über die ganze Zeit hin in der abgebro-
chenen Südostwand eine zweite Tür aufgewiesen
1aben, oder eine im Gewölbe angebrachte Öffnung
ermöglichte den Ein- und Ausstieg zum Keller und
so die Bedienung des von innen verriegelten Tores
(Abb. 7, 8).
Den ersten Keller überwölbte eine gegossene
Tonne, die auf zirka 1,30 m Wandhöhe zur Wöl-
Jung ansetzte (468.31). Am Gewölbescheitel dürfte
die Raumhöhe etwa 2,80 m betragen haben.
Wie sich der Keller 1a zu weiteren, im Grundriss
ehedem gewiss vorhandenen Nutz- und Wohnbau-
ten verhielt, konnte nicht mehr ausgemacht wer-
den. Eine Ausdehnung der Bauten zum Friedhof
hin muss ausgeschlossen werden. Die auf der nord-
östlichen alten Kellerwand neben dem Gewölbe-
ansatz aufsitzende 8,80 m lange und zirka 1,80 m
ıohe Wand, welche im unteren Teil gegen Erde
oder Auffüllung gemauert ist, hilft bei der Interpre-
sation auch nicht weiter (Abb. 7, 50). Die genaue
Ausdehnung und Beschaffenheit des frühesten
Hauses bleibt im dunkeln. Reste einer Mauergrube
ım Raum 3 des Kellergeschosses (Abb. 7, 13) kön-
18) Nordecke des Hauses; vgl. topographische Karte, Koordinaten
X 156 456.50, Y 231 065.00.
19) LLA, Fasz. 2.13.3, Kostenvoranschlag für Renovation der
Umfassungsmauern 1842
FF
Las
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