DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL
BENDERN / GEORG MALIN
Kloster St. Luzi ein Haus, das unter dem «Pfarrhof»
lag. Dabei muss es sich nach all dem, was wir über
die Bauten auf dem Kirchhügel von Bendern wis-
sen, um den heutigen Pfarrstall handeln.
Dann folgt eine weitere Erwähnung im Jahre
1647. Damals erschien in der «Tafelstube» des
Pfarrhauses der kaiserliche Notar Dr. Schalk mit
Zegleitung in der Angelegenheit des ersten Noval-
zehntstreites zwischen dem Kloster St. Luzi und
dem Grafen von Hohenems zu Vaduz.® Bei der
Übergabe der Herrschaftsrechte an die Fürsten von
Liechtenstein am 16. März 1699 wurden im alten
>farrhaus entscheidende Gespräche geführt.‘
Mehr als ein halbes Jahrhundert später, am 12.
März 1751, gab der aus Balzers gebürtige Prämon-
stratenser-Abt Norbert Kaufmann® fünf Lehnsleu-
ten aus Gamprin und Ruggell allen der Benderer
statthalterei zur Verfügung stehenden Grundbesitz
zu Lehen. Davon ausgenommen waren die St.-
Luzi-Lehen, die Waldungen, die ummauerten Gär-
en vor der Statthalterei und dem «alten hauß».
Der vor dem «alten hauß» liegende Garten grenze
an den «großen Kürchweeg». Ausbedungen war
auch, dass im alten Haus, welches die Lehnsleute
erhielten, der «große Keller» und zwei Zimmer des
Pfarrers weiterhin von diesem genutzt werden soll-
jen. Sonst erhielten die «Lehnsempfänger» alles:
den «alten keller», den Torkel samt «büttenen und
züber», alle übrigen Zimmer des Hauses, die Korn-
böden usw. Die Mönche liessen die Pächter im al
jen Haus eine Küche und Stube bauen. Für Schä-
den hafteten die Lehnsnehmer. Zur Beschreibung
der örtlichen Umgebung um 1751 dient auch eine
weitere Passage aus dem Lehnsbrief: Danach be-
Kamen die Lehnsleute den um die Pfarrkirche lie-
genden Weinberg und den hinter dem alten Haus
oefindlichen Garten, der sich in der Länge vom
«kleinen Kürchweeg» bis zur Begräbnisstätte der
Kinder, in der Breite vom alten Haus bis an die
Friedhofmauer erstreckte.” Soweit einige urkundli-
che Schilderungen der örtlichen Situation in der
Mitte des 18. Jahrhunderts.
Gewiss wurde in den folgenden Jahrzehnten
manches am alten Pfarrhaus verändert und umge-
yaut. Genaue Angaben hierüber sind heute nicht
bekannt. Am 29, Juli 1813 hiess es, Bayern, das in
der Zeit von 1805 bis 1813 die Lehnsrechte in Ben:
dern innehatte, habe für die Bauten der Pfründe
ınd für Stallungen und die Umgebung viel Geld
aufgewendet.!® Vermutlich ist darunter die Sanie-
rung der Sturmschäden vom Dezember 1810 zu
verstehen. Ein Sturm hatte an den Bauten auf dem
Kirchhügel Schaden an der Bedachung angerichtet,
der sofort behoben werden musste. Und im fol-
zenden Jahr soll ein Stallgebäude für 900 Gulden
errichtet worden sein.'!'! Für grössere Investitionen
der bayerischen Krone in Bendern aber waren die
Voraussetzungen in politisch unruhigen Zeiten
kaum gegeben: Ein bescheidener bayerischer Be-
sitz in einem anderen souveränen Staat, mit mit-
telalterlichen Rechtsansprüchen begründet und
3) Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechten-
stein. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Basel,
1950, S. 254. - Grundbuchamt Vaduz, M. 8, 9a.
4) Johann Baptist Büchel: Die Geschichte der Pfarrei Bendern.
n: JBL 23 (1923), S. 122.
5) Pater Bonaventura Schalk, Pfarrer und Administrator in Bendern
‘1634-1654), Prämonstratenser aus dem Kloster Roggenburg.
Johann Baptist Büchel. wie Anm. 4, 5. 118.
5) «... den dreisigisten monatstag July jm pfarhoff zue Penderen jn
der Tafelstuben ...» Zeitgenössische Abschrift, 30. Juli 1647. PfABe,
LLA Nr. 28, Akt 24. - Johann Baptist Büchel: Die Urkunden des
”farrarchivs zu Bendern. In: JBL 12 (1912), S. 120-123, - Johann
Baptist Büchel, wie Anm. 4, 5. 137. - Peter Kaiser: Geschichte des
Zürstenthums Liechtenstein 1847. Neu hrsg. von Arthur Brunhart
Vaduz, 1989, Bd. 2, Apparat, S. 451, Anm. 274.
7) Otto Seger: Von Hohenems zu Liechtenstein. In: JBL 58 (1958).
S. 113.
8) Pater Norbert Kaufmann. erwähnt 1744-1754, Bürger von
Balzers, Abt des Klosters St. Luzi, gestorben in Chur. - Johann
3aptist Büchel, wie Anm. 4, 5. 119, vgl. auch S. 125-127, 141.
9) Ebenda, S. 125-127.
‚0) Schreiben Landvogt Schupplers an das Bischöfliche Ordinariat
n Chur, 29. Juli 1813. Johann Baptist Büchel, wie Anm, 4, 5. 82-84
11) Um welches Ökonomiegebäude auf dem Benderer Kirchhügel es
sich dabei gehandelt hat, ist nicht sicher festzustellen. Vielleicht geh!
as hier um das Stallgebäude, welches am Fuss des Felsens an der
Nordseite der Statthalterei stand. Der First des Stalles erreichte die
Kellerhöhe der Statthalterei. Das Gelände wurde im Spätsommer
ınd Herbst 1976 archäologisch untersucht. Es könnten damit aber
auch die Ökonomiegebäude, welche an der Stelle des heutigen
Zasthauses «Löwen» standen, gemeint sein.
A A