Abb. 1: K. A. Kayser,
Kirchhügel Bendern von
Nordosten her, Bleistift-
zeichnung, vermutlich
1843
AUSGANGSLAGE
DARSTELLUNG ANHAND DER SCHRIFTLICHEN
QUELLEN
Auf dem Kirchhügel von Bendern nimmt der lange
Zeit baufällige Pfarrstall®, gemittet durch die nörd-
lich gelegene Statthalterei der Prämonstratenser
von St. Luzi in Chur und die südlich des Stalles er-
richtete Kirche, eine reizvolle zentrale Stellung ein.
Allein schon die auszeichnende Lage des Pfarrstal-
les weist darauf hin, dass nicht Viehhaltung und
Tenne die ursprünglichen Funktionen dieses Ge-
bäudes gewesen sein konnten.
Vorerst soll die Geschichte des «Pfarrstalles» —
30 Wird er gegenwärtig genannt —- anhand der
zedruckten schriftlichen Quellen aufgezeigt wer-
den. Als Pfarrhaus war der Bau schon von Beginn
an geplant gewesen. Das Adjektiv «alt» erhielt
das Pfarrhaus vermutlich im 18. Jahrhundert. Die
Mönche von St. Luzi renovierten und barockisier-
ten die nahe gotische Statthalterei auf dem Kirch-
ıügel in der Zeit um 1730. Damals wirkte das
>Mfarrhaus im Vergleich zu der erneuerten Statthal-
terei alt. So wurde das Pfarrhaus zum «alten Pfarr-
naus». Aus der Geschichte sind zahlreiche Namen-
gebungen bekannt, die mit dem baulichen Zustand
der Objekte zusammenhängen. Vor allem die Ad-
jektive «alt» und «neu» können dann zu irrtüm-
ichen Schlüssen über das Alter der Bauten verlei-
‚en. Erst jüngst ist das Verwirrspiel zur Zeitstellung
der nahen Burgen Alt- und Neu-Schellenberg ge-
klärt worden. Die Ausgrabungen auf den Burganla-
zen haben ergeben, dass Alt-Schellenberg jünger
als Neu-Schellenberg ist, und dass Ursache für die
Verwirrung eben bauliche Vorgänge waren. So dür-
fen aufgrund von Adjektiven mit Hinweisen keine
Rückschlüsse über frühe Bauvorgänge gezogen
werden.
Die erste urkundliche Erwähnung des Gebäudes
ın den gedruckten Quellen datiert offenbar vom
Jahre 1636.* Der Prämonstratenser-Mönch und
Pfarrer Bonaventura Schalk° erwarb 1636 für das