Weh, dessen Mutter eine Quaderer aus Schaan war.
Weh war Österreicher, seit 1938 Deutscher. Als
Nationalsozialist hatte er vor 1938 schon der illega-
en NSDAP angehört. Weh war Baumeister im Feld-
K«ircher Baugeschäft Hilty. Alfred Quaderer ver-
brachte 1939 Ferien bei Weh in Feldkirch und fuhr
nit ihm auf Baustellen und unter anderem auf
den Brenner. Weh vermittelte dem 19-Jährigen ein
positives Bild des Dritten Reiches.
Im Krieg wurde Weh dann 1941 von der deut-
schen «Abwehrstelle Bregenz» der deutschen Mi-
itärspionage beauftragt, Spionageergebnisse aus
der Schweiz zu beschaffen. Weh sagte später, er sei
dazu gezwungen worden, sonst wäre er in den
Krieg einberufen worden. Willy Weh kam im Früh-
'ahr 1941 zu Besuch zu den Verwandten nach Zug,
nit Hintergedanken. Er sass mit der Familie Qua-
derer im Garten, man plauderte. Alfred begleitete
ıhn noch durch die Stadt zum Bahnhof, da gab Weh
ihm plötzlich 50 Franken und forderte ihn auf, ge-
gen mehr Geld militärisch Interessantes zu liefern.
Vom Geld verlockt, sagte Alfred zu. Den Vater Qua-
derer hatte Weh bei jenem Besuch in Zug ebenfalls
zur Spionage gedrängt, unabhängig vom Sohn.
Widerstrebend spähte auch der Vater in der Folge
einiges für Weh aus.
Alfred begann im Frühsommer 1941, an Weh
militärische Informationen zu liefern. Weh wieder-
ım bewog ihn, weitere Personen in der Schweiz
anzuwerben. Alfred zog sonach bald seinen Freund
Roos ins Vertrauen und im Sommer 1941 ins
Geschäft. Er nahm Roos mit nach Liechtenstein,
zum Volksfest in Vaduz am 15. August 1941, dem
Vorabend des Fürstengeburtstages. Bei der nächs-
;en Liechtensteinfahrt, wenig später, führte Quade-
rer Roos nach Schaan. Hier trafen sie sich mit Qua-
derers Cousin, der auf der Schaaner Post arbeitete.
Dieser lud sie zum Mittagessen ins mütterliche
«Bierhüsle» und führte sie nachher zu Weh in ein
Schaaner Privathaus. Quaderer übergab dort ge-
stohlenes schriftliches Militärmaterial an Weh, und
Weh seinerseits überredete nun auch Roos zur
Spionage. Weh, der bei dieser Unterredung die Zie-
je des Nationalsozialismus pries, instruierte Qua-
derer und den Neuspion Roos, was sie zu tun und
wie sie vorzugehen hätten: Sie sollten schweize-
rische Festungsanlagen ausmachen, Truppenein-
neiten und Truppenbewegungen notieren, militä-
risches Instruktionsmaterial sowie topographische
Karten beibringen. Als Zwischenträger für Qua-
derer/Roos und Weh fungierte zeitweilig der er-
wähnte Schaaner Cousin, indem er als Postange-
stellter Aufträge von Weh telefonisch nach Zug
übermittelte oder Wehs Briefe an sie in Buchs zur
Post brachte — was schliesslich die Schweizer Er-
Mnittlungen erleichterte. Zur Rolle von Weh sagte
Alfred Quaderer im späteren Gerichtsverfahren im
März 1944 dann aus:
«Bei meinen ganzen Vorgehen war der Angeklagte
Weh die treibende Kraft.»
Willy Weh und andere Agenten der deutschen
Abwehr in Vorarlberg spannen weitere Fäden. In
Feldkirch arbeitete bei der dortigen Industrie- und
Handelskammer als Grenzgänger der 1921 gebo-
zene Liechtensteiner Willy Kranz aus Nendeln.
Kranz war aktives Mitglied der nationalsozialis-
schen «Volksdeutschen Bewegung in Liechten-
stein». Als 18-Jähriger war er 1939 an deren ge-
zscheitertem Anschlussputsch beteiligt gewesen.
Der junge Kranz wurde nun von Feldkirch aus ab
‚941 ebenfalls Richtung Schweiz eingesetzt, als
Kopf eines wachsenden Spionagenetzes in der
Schweiz und in Liechtenstein. Im Spätherbst 1941
wurde Willy Kranz durch Weh mit Quaderer und
Roos in Kontakt gebracht, indem er ihnen am
22. November 800 Franken Spionageentgelt nach
Zug zu überbringen hatte. Kranz, in Zug zuerst
unter dem Decknamen «Willy Ring» auftretend,
sagte zu Quaderer, er sei «gelernter Spion», er
habe einschlägige «Kurse in München, Innsbruck
and Berlin besucht». Kranz kam danach zu Treffen
mit Quaderer und Roos nach Zug, Zürich, Ziegel-
brücke, Luzern und Erstfeld. Er brachte Geld und
neue Aufträge und übernahm Material. Quaderer
aändigte ihm auch in Schaan und Nendeln Spio-
n1agecouverts aus. Kranz übergab sie Weh, zumeist
nn Schaan, wo Weh unauffällig geschäftlich verkeh-
ren konnte. Weh brachte die Beute im Auto nach
Feldkirch, wo seine Abwehr-Auftraggeber sie er-