Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

LANDESVERRAT: DER FALL DES 1944 IN DER SCHWEIZ 
HINGERICHTETEN ALFRED QUADERER / PETER GEIGER 
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Der Fall «Quaderer, Roos 
und Konsorten» 
ALFRED QUADERER UND SEIN UMFELD 
Alfred Quaderer, am 20. April 1920 geboren, war 
Liechtensteiner Bürger von Schaan. Er wuchs hier 
is zur fünften Klasse Primarschule auf. Er sei da 
glücklich gewesen, sagte Alfred später. Familie und 
Freunde riefen ihn «Fredy». Dann zog die Familie 
nach Zug, dort arbeitete der Vater, Josef Alfred, bei 
Landis und Gyr, er war Elektroingenieur und ein 
Erfinder. Die Familie Quaderer wohnte an der 
Schwertstrasse 22. 1933 starb die ältere Schwester 
von Alfred an Tuberkulose, 17-jährig. Die ver- 
bleibende Schwester Klara war ein Jahr jünger als 
Alfred. Der Vater wurde magenkrank, was Geld 
verschlang. Der Junge fühlte sich in Zug isoliert. Er 
durchlief die Sekundarschule und absolvierte eine 
Lehre als Maler für Dekorationen und Schriften. 
Nach der Lehre wechselte er oft die Stelle, die Ma- 
lerarbeit gefiel ihm nicht. Zeitweilig war er ohne 
\rbeit. 
Alfred Quaderer hatte in Zug bei den Pfadfin- 
dern den zwei Jahre jüngeren Kurt Roos, geboren 
1922, kennengelernt. Die zwei Freunde verbrach- 
‚en fortan die ganze Freizeit miteinander. Quaderer 
ıatte später eine Freundin in Uster. Roos kam aus 
ınerfreulichen Familienverhältnissen, war Gymna- 
siast, trat aber vor der Matura aus und arbeitete als 
Kaufmännischer Angestellter. Gemeinsam verübten 
Quaderer und Roos schliesslich die Verratshand- 
lungen, ab 1941. Leitend war dabei der etwas älte- 
°e Quaderer. 
Von sich aus wären sie wohl nicht auf die Idee 
gekommen, Spionage zu treiben. Die beiden be- 
wunderten zwar die deutschen Waffenerfolge, aber 
zie waren im Grunde unpolitische Burschen, ver- 
Kehrten im Zuger Tanzclub, fuhren Ski, suchten 
Vergnügen. Und etwas Geld. Nationalsozialisten im 
‚deologischen Sinne waren sie nicht, auch wenn 
Quaderer später im Verhör aussagte, er sei «sehr 
für die Deutschen eingenommen» gewesen. Viel- 
mehr spannen sich die Fäden über die liechten- 
steinische Herkunft und die verwandtschaftlichen 
Beziehungen. 
In Feldkirch lebte nämlich ein etwas älterer Cou- 
sin von Alfred Quaderer, der 1911 geborene Willy 
Als Bub in Schaan sei er 
glücklich gewesen: Alfred 
Quaderer. Ausschnitt aus 
lem Klassenfoto (siehe 
ibernächste Seite), 
ım 1930
	        

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