Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (97)

EIN DOKUMENT AUS DER ZEIT DER FRANZOSEN- KRIEGE / RUDOLF RHEINBERGER den Schanzen wurde tapfer gefeürt, andere streifen durch die Wald, andere über den Schellenberg der Schanze zu. Aber unverrichter Dingen zogen sie wider in ihr vorige Stellung. Samstag um 10 Uhr nahm das Haubt Treffen wider seinen Anfang, das ganze französ. Freicorps setzten über den Schel- lenberg, und stürmten den Kapf28, so dass man sie nur noch mit Steinen abhalten kunte. Einige setz- ten über den Ilfluss, wurden aber mit Verlust zurück gedrängt. 2 französ. Canonen samt einer Haubizen wurden auf den Gandenstein29 geführt, auf die grosse Schanze zu feüren, aber ohne Scha- den. Ein erschröcklich hiziger Tag war es, mit Grausen anzuhören. Im Maurer, Nendler und Tis- ner Wald gieng es ebenfals hizig zu, bis in die tun- kle Nacht. Auf den Abend wurden bey 100 Wagen mit plesirten30 Franzosen abem Schellenberg ge- fürt, darunder wider ihr Comandandt. Alle Wägen sind aufgeboten, Plesirte zu führen, beim Pfarhof in Eschen sind sie verbunden worden, etwelche Tote ligen hier auf dem Freithof, andere in der Bündt, etliche auf dem Nendler Weg begraben. Unverrich- ter Dingen zogen sie auf den Abend in ihre Stelung zurück. Ausser dass es zu beiden Seiten vil Volck gekostet. Wunderbahrlich wurde das Stätle Veld- kirch geretet. Es sind aus Pünten31 ville Wägen bey Nendlen gewesen, die zur Plünderung Veldkirchs bestirnt waren. Über den Sonttag war der hl. Oster- tag, war alles ruehig, äussert dass man 2-3 Tag mit Toten u. Plesirten zu thuen hat. - Montags Morgen in aller Stil zogen die Franzo- sen wider übern Rein zurückh nacher Balzers wo sie eine Brückhe hatten. - Zur gleichen Zeit sint sie auch bey Balzers her- über gefallen und eroberten St. Luzisteig im Flug, welche mit Kaiserlichen besetzt war und in kurzer Zeit ward Pünten in franz. Hand. In Chur wurde der ganze kaiserl. Generalstab gefangen. Jammer u. Elend, Hunger und Verwirung herschet ietz allenthalben, viele Leut starben vor Kumer. Man schätzt den Feind bei 18 000 Man. Bey dem gegenwärtigen feintlichen Überfall ist das Dorf Ruggäll gänzlich verschont gebliben, aber die in Gamprin haben auch etwas geliten. Die in Bendern haben sehr vil geliten, weil sie die ersten 
5) Graz, Steiermark. 6) Die Einnahme von Bregenz erfolgte am 10. August 1796. 7) Ausrufung der «Helvetischen Republik» am 12. April 1798. 8) Schwyz. 9) Der letzte glarnerische Landvogt verliess Werdenberg am 11. März 1798. 10) Schiffe. 11) Bettwäsche/Leintücher. 12) Bettgestelle. 13) Jahrmarkt. 14) Verwundet. 15) 60 Fuder entsprechen rund 67 000 Liter. 16) Kavallerie. 17) Artillerie. 18) «Tiergarten» bedeutet gemäss Angaben des Liechtensteiner Namenbuchs «Dürrgarten». 19) Österreichische Truppen. 20) «Hueb» ist hier gleich zu setzen mit der gleichnamigen Flur in Eschen, nördlich der heutigen «Presta» gelegen. 21) «Grassgarten», im Liechtensteiner Namenbuch «Gräsgarta» genannt, bezeichnet eine Flur zwischen Schönabüel und Rofaberg. 22) «boyen», im Liechtensteiner Namenbuch «Boia» genannt, benennt einen Hügel nordwestlich des Dorfes Eschen. 23) Bataille/Schlacht. 24) Die Verteidiger Feldkirchs hatten bei Tisis und am «Letzebüchel» grosse Schanzen aufgeworfen. 25) Der französische Kommandant war General Müller. 26) Die Kaiserlichen zogen sich auf den Saroyasattel zurück, wo sie eine Schanze errichtet hatten. Siehe hierzu auch Alexander Frick in: JBL 49 (1949), S. 102-105. 27) Die «Maurer Wisen» liegen westlich von Schaanwald. 28) Das «Kapf» ist identisch mit dem «Margarethenkapf». einem nördlichen Ausläufer des Blasenberges, nahe am Fluss III gelegen. 29) «Gandenstein» ist gleich zu setzen mit dem «Gantenstein», einem Gebiet im östlichen hinteren Teil des Schellenbergs. 30) Verwundeten. 31) Graubünden. 191
	        

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