Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (97)

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN spricht, dafür zu sorgen, dass die Fuhrleute aus Schaan, Vaduz und Triesen ihre Waren künftig bis 12 Uhr mittags in Balzers abliefern. Falls eine Ware doch einmal verspätet ankommt, so muss der Weitertransport dennoch garantiert sein. Nötigen- falls kann einem Fuhrmann, der diese verspäteten Waren befördert, zusätzlich zum Fuhrlohn eine Aufbesserung bezahlt werden. Diese Lohnaufbesse- rung soll zu Lasten des Fuhrmanns gehen, der die Waren zu spät nach Balzers gebracht hattet2 Im Februar 1793 wurde das Oberamt im Auftrag der Hofkanzlei erneut beim Landesgubernium in Innsbruck vorstellig.683 Doch dieser zweite Ver- such, bei dieser höheren Verwaltungsinstanz im Streit um die Rodordnung Recht zu bekommen, scheiterte ebenfalls.684 Der Konflikt um das Rodwe- sen hatte bereits 1791 eine neue Dimension erhal- ten, da ab diesem Zeitpunkt die Feldkircher Fakto- ren und Kornhändler sich zusehends weigerten, den Unterländer Fuhrleuten die schuldigen Fuhr- löhne zu bezahlen.685 Im März 1794 betrug die Summe der ausstehenden Fuhrlöhne bereits über 1000 Gulden.686 Im Juni desselben Jahres erinnerte das Oberamt die Stadt Feldkirch nochmals daran, dass Faktor Bachmann den Unterländern immer noch die Lohnzahlungen schuldig sei.687 Fünf Mo- nate später teilte das Vogteiamt mit, der Faktor sei aufgefordert worden, die ausstehenden Fuhrlöhne binnen 14 Tagen zu bezahlen. Ebenfalls schlug das Vogteiamt dem Oberamt in Vaduz vor, der Feld- kircher Hausmeister solle künftig die Fuhrlöhne monatlich an die liechtensteinischen Hausmeister abliefern. (Diese wiederum sollten das Geld an die Fuhrleute auszahlen.)688 Ende 1794 hatte Faktor Bachmann nach eigenen Angaben vom Nendler Wirt Andreas Marxer689 eine Auflistung der schul- digen Lohnzahlungen erhalten. Inzwischen war auch eine Unterländer Delegation (bestehend aus Landammann Nescher, Richter Rochus Fehr690 und Franz Joseph Oehry) bei ihm gewesen. Faktor Bachmann versprach ihnen schriftlich, bis zum 21. Januar 1795 den schuldigen Betrag von 2050 Gul- den zu bezahlen.691 Faktor Bachmann wies am 22. Januar in einem Schreiben auf die Schwierigkeit 
hin, die schuldigen Gelder auch wirklich auftreiben zu können: «... da. ich aber viel zu sehr verschreit, eine solche Summa in credito zu bekommen, so wurde ich hiedurch in ganze Ohnmöglichkeit versetzet!,] mein Worth zu halten, schon 5 ganze Tag und Nacht arbeite ich an [der] Ausfärtigung der Conti, und wirklich hab ich einen einzigen [Conto] von Baptist Kuenz von Lutrach von fl. 1530, 15,5 kr. 676) LLA RA 21/255: Auszug aus dem Protokoll der Rodkonferenz vom Dezember 1791, angefertigt durch die Vogteiverwaltung Feld- kirch. 6771 LLA RA 21/269: OA an Vogteiamt Feldkirch, 14. April 1792. 678) LLA RA 21/263: Notiz von Landvogt Menzinger, 7. April 1792. 679) Ebenda. 680) Ebenda. 681) LLA RA 21/280: OA an Gemeinde und Hausmeister in Balzers. 21. Oktober 1792. 682) Ebenda. 683) LLA RA 21/293: HKW an OA mit dem Auftrag, sich erneut an das k. u. k. Landesgubernium zu wenden, 27. Januar 1793. sowie LLA RA 21/294: OA an Landesgubernium Innsbruck, 22. Februar 1793. 684) Im Aktenbestand des LLA fand ich kein Antwortschreiben der Innsbrucker Behörde. Die weiteren Ereignisse lassen jedoch die Vermutung zu. dass der oberamtliche Vorstoss erfolglos war. Der Standpunkt des Landesguberniums ist zumindest aus einem an das OA gerichteten Schreiben des Kreisamts Bregenz ersichtlich: Dem- zufolge wies Innsbruck daraufhin, dass den Bestimmungen der Rodordnung von 1781 Folge geleistet werden müsse. Allerdings gelte diese Ordnung nur für Waren, die von Lindau über den Boden- see in die Faktorei Fussach gelangen. Die über Bregenz laufenden Waren seien also von der Rod befreit. - Vgl.: LLA RA 21/226, 10. Dezember 1792. 685) LLA RA 21/200: OA an Magistrat Feldkirch: Faktor Bachmann und Salzfaktor Hosp sollen mit Zwangsmitteln gezwungen werden, ausstehende Fuhrlöhne zu bezahlen, datiert vom 13. August 1791. 686) LLA RA 21/304: OA an Stadt Feldkirch, 24. März 1794. 687) LLA RA 21/314: OA an Magistrat Feldkirch, 7. Juni 1794. 688) LLA RA 21/354: Vogteiamt Feldkirch an OA. 31. Dezember 1794. 689) Zu Andreas Marxer siehe auch S. 89 sowie Anmerkung 468. 690) Zu Rochus Fehr siehe auch S. 116 f. sowie Anmerkung 627. 691) LLA RA 21/263: Schreiben des Faktors Bachmann vom 22. Ja- nuar 1795. 127
	        

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