Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

DIE GESTÄNDNISSE BEI DEN HEXENPROZESSEN IN DER MITTE DES 17. JAHRHUNDERTS Ausser den Bruchstücken von Geständnissen bei einem Hexenprozess des Jahres 1634, die hier in der chronologischen Darstellung der Ereignisse an- geführt sind,359 überliefert Peter Kaiser noch einige weitere Angaben aus den Verfahren um die Jahr- hundertmitte. Dazu zählen die sogenannten «Frag- stucken», nach denen die Angeklagten vernommen wurden. Man fragte sie unter anderem: «Wie ist die Stimme des Buhlen gewesen? Was hat er für Füße gehabt? Hast du nicht müssen den Teufel anbeten, ihm versprechen zu dienen und gehorsam zu sein? Hast du ihm nicht müssen den Hintern küssen? Wie war der Stecken gestaltet, auf dem dich der Buhle zum Nacht-Tanz geführt und wo ist er zu fin- den? Was hast du gesprochen, da du aufgesessen, in wessen Namen bist du ausgefahren? Wie ist es hergangen auf dem Stecken, hoch oder nieder? Was hast du gethan da du zum Tanz kommen? Sind Lichter allda gewesen? Wer ist der oberste Teufel? Was für Ehre müßt ihr ihm anthun? Was für Wetter hast du machen helfen nach dem Tanz, wie ist's hergangen, und auf was Weis und was für Materie ist gesotten worden? Was müßt ihr thun, bis die Materie gesotten ist und wie gibt es alsdann Wetter ab? Was hast du für Vieh, Roß, Schaf, Kühe u.s.w. verderbt, gelähmt und wie hast du es ge- macht? Hast du deine Kinder nichts dergleichen gelehrt? Hast du nicht den Hagel gemacht, welcher vor anderthalb Jahren dahier gewesen, und gleich nach gehaltenem Malefiz-Gericht ausgebrochen ist?»360 Eine gewisse Greta aus Triesen soll bei den Hexenprozessen um die Mitte des 17. Jahrhunderts unter der Folter folgendes Geständnis abgelegt ha- ben: «Vor etwa 10 Jahren her sei der böse Geist, so sich <Jooß> genannt und schwarz gekleidet gewe- sen, mit einem Federbusch auf dem Hute, zu ihr in's Haus gekommen, um seines Willens mit ihr zu pflegen, was sie ihm gestattet. Da habe er ihr Sil- bergeld geben, was hernach nur Feuerspäne und Kuder gewesen, und dann begehrt: sie soll sich Gottes und des himmlichen Heeres verläugnen, 
was sie gethan. Die Ursache ihrer Verläugnung sei gewesen, daß [s]ie Lust zu Männern gehabt und nicht dazu kommen mögen. - Nach diesem sei der böse Geist wiederum zu ihr gekommen und habe sie zu einem Tanz auf einem Kreuzweg abgeholt. Dabei sei sie gar fröhlich gewesen und habe meh- rere bekannte Weiber angetroffen. Vor drei Jahren sei sie auf ihrem Kalb auf das Balznerried geritten, allwo ihre Gespielen versammelt gewesen, da hät- ten sie getanzt bei einer Geigen. Vor vier Jahren seien sie und ihre Gespielinnen auf dem Guggerbo- den beim Mondschein zusammengekommen und hätten Tanz und Kurzweil getrieben und eine jede habe ihres Buhlen Namen in's Holz gesezt, so hät- ten sie die Buchen verdorben und sei keine groß worden. In selbem Jahr hätten sie auch hinter dem Gulmen und auf dem Flahnenspiel nächtliche Zu- sammenkünfte gehabt: da hätten sie Schnee und Ungewitter dermaßen zugerichtet, daß die Leute von der Alp hätten fahren müssen. Vor zwei Jahren sei sie auf einem Bock, der ihr eigen gewesen, zu der Linden auf dem Plaz zu Vaduz geritten, wo sie, ihre Gespielinnen und Buhlen eine nächtliche Mal- zeit gehalten und getrunken; den Wein hätten sie aus des Landschreibers Keller geholt. Der böse Geist habe ihr oft zugemuthet, Unglück und Uebels anzustellen, was sie nicht habe thun wollen, darum er sie jämmerlich traktirt und geschlagen. Vor vier Jahren habe sie dem Andres Jäger seine Kuh in ih- res Buhlen Namen mit einer Ruthe geschlagen, worauf sie abgangen, das Gleiche habe sie einem Kalb des Pauli Müller, einem Ochsen des Jakob Bargezi und vieler andern gethan. Vorigen Sommer habe sie im Bovel zu Triesen361 einen grausamen Wind gemacht, der Bäume und Reben zerrissen, auch sonst an Gebäuden und anderm Schaden ge- than. Am Triesnerberg habe sie aus einem Hafen, der ihr der böse Geist zugestellt, einen Reifen ge- macht, dadurch die Weide ganz verderbt wor- den.»362 Anna vom Triesnerberg gab während oder nach der Folter zu Protokoll: «Vor ungefähr zwei Jahren sei der böse Geist, so sich <Federhans> genannt, zu ihr in's Haus an den Herd gekommen und habe an sie begehrt: sie solle sich Gottes, des Allmächtigen, 72
	        

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