Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

«DER TEUFEL UND DIE HEXEN MÜSSEN AUS DEM LAND ...» / MANFRED TSCHAIKNER MITLEID UND NEUGIER Gegenüber geschädigten Nachbarn kein Mitgefühl zu zeigen, machte verdächtig. Aber auch das Mit- leid einer Person zurückzuweisen, konnte schlim- me Folgen zeitigen, zum Beispiel wenn dieser kurz darauf in eigenen Stall ein ähnliches Unglück wi- derfuhr. Selbst Äusserungen der Anteilnahme - die frei- lich nicht immer von Neugier zu unterscheiden wa- ren - bewirkten manchmal das Gegenteil. So fragte eine Frau die Magd einer Nachbarin, als diese ein- mal aussergewöhnlich früh unterwegs war, ob sie «etwas Krankes» zu Hause habe. Es ist leicht vor- zustellen, worauf die Magd das Unglück zurück- führte, als sie danach im Stall entdeckte, dass tatsächlich ein Ross schwer erkrankt war. Bei bestimmten Personen erschien es schon ver- dächtig, wenn sie nur fragten, ob an einem gewis- sen Ort ebenfalls ein schlimmes Gewitter niederge- gangen sei, und dann auf eine bejahende Antwort nichts mehr sagten. BANNEN Manchen Leuten wurde die Fähigkeit zugeschrie- ben, Menschen oder Tiere zu bannen. Darunter versteht man den «Zwang, den ein Mensch mittelst eines Zauberwortes oder einer Zauberhandlung auf andere Wesen (Menschen, Tiere, Geister u. a.) ausübt, meistens mit dem Zweck, den Gebannten unschädlich oder unfähig zu machen, seinen Wil- len zu betätigen».259 Der Vaduzer Burgvogt Hans Rusch zum Beispiel soll durch blosses Umkreisen ein Pferd so weit gebracht haben, dass es sich nicht mehr von Fleck bewegte. TIERVERWANDLUNGEN UND DIE WUNDERTIERE Zauberischen Personen wurde zugemutet, dass sie sich in Tiere verwandeln konnten. So erzählte man sich vom Schaaner Wirt Bernhard Beck, dass er 
sich während einer Pause beim Kornjäten in das Ährenfeld begeben, sich dort in einen Fuchs ver- wandelt habe und dann als solcher um seine Ge- schwister herumgehüpft sei. Nachdem der Fuchs verschwunden war, sei Beck wieder aus dem Korn- feld herausgekommen. Viele Leute waren davon überzeugt, dass es sich bei einem aggressiven Hund in Matscheis, an des- sen Bissen ein junger Mann gestorben war, um Ka- tharina Wangnerin aus Ruggell gehandelt hatte. Den Beweis dafür sah man darin, dass das Tier bei einer Auseinandersetzung an der Schnauze verletzt worden war und die Wangnerin zur selben Zeit mit einer Wunde im Gesicht aus Matscheis heimkehrte. Ihre Erklärung der Verletzung mit einem Sturz galt als Ausrede. Für viele Nachbarn bildete es keinen Zufall, dass ein Bewohner von Mauren, der auf der Flur vor dem Dorf mit dem Schrotgewehr eine Elster schies- sen wollte, gerade die verdächtigte Katharina Bre- genzerin getroffen hatte. Elstern galten als Hexen- tiere.260 Auch die Haltung von aussergewöhnlichen Tie- ren machte suspekt. Maria Kaiserin aus Eschen zum Beispiel liess ihre Katze die Vögel von einem Acker vertreiben. Dafür wurde diese reichlich mit Fressen belohnt. Vor herannahenden Leuten habe sich das Tier jedesmal auf einem nahen Baum ver- borgen. Danach habe die «Wachkatze» stets beflis- sen den Dienst wieder aufgenommen. Dr. Welz nannte die Katze der 
Kaiserin doch auch eine rarität. Seiner Meinung nach war deren Verhalten jedoch für eine natürliche abrichtung aus zu deü- ten. 258) Vgl. dazu HDA Bd. 2, Sp. 1775, Bd. 5, Sp. 444, Bd. 7, Sp. 542-548. 259) HDA Bd. 1, Sp. 874. 260) Ebenda. Sp. 1639. 55
	        

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