Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

«... PFLANZT GÄRTEN AN UND ESST IHRE FRUCHT ...» ULRIKE MAYR inhaimßen mögen,...».35 Auch hier werden wieder Birnen dezidiert genannt. Die Griechen bezeichneten die Birnen als «Göt- tergabe» und priesen ihren köstlichen Geschmack. Im Gegensatz zum Apfel hatten sie aber nie eine grössere Bedeutung in der Obstbaumzucht. Das hängt mit ihrem höheren Anspruch an den Stand- ort und an das Klima zusammen. Weiters sind die Früchte nicht so lange lagerfähig wie Äpfel. Den- noch sind kultivierte Birnen in unserem Gebiet seit der Römerzeit bekannt. Dies zeugt von einem erheblichen Stellenwert dieser Früchte in der Ernährung. Auch im Brauchtum wird den Birnen eine grosse Bedeutung zugemessen. So wurde im schwäbischen Raum bei der Geburt eines Mädchens ein Birnbaum, bei der Geburt eines Knaben ein Apfelbaum gepflanzt. Birnen galten in China als Symbol des Alters und in Mitteleuropa als Zeichen der Frucht- barkeit. Der «Birnbaum auf dem Wasserfeld» soll gar mit seinen Blüten die grosse Weltenschlacht am Ende der Zeiten verkünden.36 Die Bedeutung des Birnenfundes von der «Unte- ren Burg» in Schellenberg liegt darin, dass bisher Birnen im allgemeinen eher selten aus archäolo- gischen Kontexten bekannt sind, obwohl diese zusammen mit Äpfeln, Wein, Kirschen, Pfirsichen, Zwetschgen und Pflaumen zu den beliebtesten Obst- sorten des Mittelalters zählten. Mit den wenigen Fundstücken von der «Unteren Burg» lässt sich noch keine Geschichte über die Ernährung auf der mittelalterlichen Burg oder ein umfassendes Bild der mittelalterlichen Umwelt erstellen. Dennoch erlauben uns die Birnen einen schlaglichtartigen Einblick in die Geschichte der Nutzpflanzen des Mittelalters auf dem Schellenberg. 
28) Der österreichische Vererbungsforscher Pater Gregor Mendel (1822-1884) beschrieb als erster im Jahre 1865 jene Gesetzmässig- keiten, nach denen bestimmte Erbmerkmale in den nächsten Ge- nerationen wieder in Erscheinung treten. Nach ihm sind die drei Mendelschen Gesetze - Uniformitätsgesetz, Spaltungsgesetz und Neukombination der Gene - benannt, die diese konstanten Regeln definieren. 29) LUB 1/2, S. 65. 30) LUB 1/4, S. 135. 31) Ein Gersten-Hafer-Gemisch. 32) Peter Kaiser, S. 337 - leider ohne Nennung der herangezogenen Quelle. 33) Obstbaumbestand - nach Jutz (1965). 34) GA T U 36. 35) GA P U 4. 36) Bächtold-Stäubli (1927), S. 1339. 263
	        

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