Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

SIEDLUNGS- UND BAUFORMEN DER LIECHTEN- STEINER WALSER / THOMAS ZWIEFELHOFER DER STALL Der zum Heimgut gehörige Stall stand wie erwähnt noch im letzten Jahrhundert immer in einiger Ent- fernung zum Haus. Neben diesem Heimstall besitzen die alten Trie- senberger Bauern noch viele Stallgüter, in einzel- nen Fällen bis zu zehn Stück und mehr. Ein solches Stallgut liefert ungefähr für durchschnittlich einen Monat Futter, so dass die Bergbauern, wie auf S. 222 bereits ausführlich geschildert, ähnlich den Nomaden mit ihrer Viehhabe von einem Stallgut zum andern ziehen mussten. Die Ställe auf dem Gemeindegebiet von Triesen- berg hatten alle in etwa dieselbe Bauart (Abb. 39). Auf einem Steinfundament ruht der Blockbau, im unteren Teil aus behauenen Balken dichtgefügt, im oberen Teil oft aus Rundholz aufgetrölt. Dieser Teil, der eigentliche Heustall, ist im Gegensatz zum un- teren Teil nicht dicht gefügt, damit die Luft durch- streichen kann und das Heu gut austrocknet. Auch bei den Ställen ist wie bei den Wohnbauten der First in der Regel gegen das Tal gerichtet.Von der Talseite aus geht eine Tür in den Viehstall. Die- se Türe ist gewöhnlich zweiteilig. Der obere Teil dient der Lüftung und wird nur dann geschlossen, wenn die Tiere sonst zu kalt hätten. An der Aussen- wand rechts oder links ist der Milchbank zum Ab- stellen der Milchtanse, dem sogenannten «Chübel». Das Innere des Viehstalls ist in zwei Hälften geteilt, rechts sind meistens die Kühe, links meist das sogenannte Galt- und Kleinvieh. Die Krippe in einem Walser Stall heisst «Barma», das Heu wird von der «Rüschla» entnommen und in der Krippe verteilt (Abb. 38). Die Rüschla ist eine im gesamten Walsergebiet mit wenigen Ausnahmen vorkom- mende Einrichtung und bildet im ganzen Walser- gebiet ein gutes Unterscheidungsmerkmal eines Walserstalles von einem Stall anderer Bevölke- rungsteile. In die Rüschla wird das Heu vom über dem Viehstall liegenden Heustall durch das soge- nannte «Rüschlaloch» geworfen. Hinter dem Stallteil ist das etwas höher gelegene «Tend» gelegen, geöffnet wird dieses durch das traufseitige, zweiflüglige Tendtor. Dieses Tor hat 
Abb. 38: Inneres eines Stalles mit den sogenann- ten «Rüschla» Abb. 39: Unter Denkmal- schutz stehender Stall auf Hinder-Prufatscheng, Triesenberg 245
	        

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