Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

«DER TEUFEL UND DIE HEXEN MÜSSEN AUS DEM LAND ...» / MANFRED TSCHAIKNER männern beider Landschaften und dem Land- schreiber ihre Klagen gegen diejenigen Personen vor, die der Hexerei verdächtigt wurden. Die Geschworenen aus Schaan erklärten: «Elsa, die Tochter des Klaus Mariß, sei zum Meß- mer gegangen und habe zu ihm gesagt: <Du magst heut wohl schlafen.) Es sei aber die Nacht schön gewesen und am Himmel hätten gar viele Sternlein geschienen bis eine Stund vor Tag. Da sei ein grau- sam ungestüm Hagelwetter eingefallen, das vielen Schaden gethan, und sei nirgends sonst ein Wetter gewesen als zu Schan und sobald er zu läuten an- gefangen, sei es wieder vergangen. Anna, das Weib des Aristoteles Duntel, habe bei der Ernte die Magd des Christa Ganzmann gefragt: <ob sie nicht gehört habe, daß sie auch angegeben worden.) Die Magd habe geantwortet: <Du bist angegeben.) Hierauf habe die Anna gesagt: <Man wird bald von dem las- sen und ein ander Weib anklagen.) Unlang darnach sei der grausamlich große Luft aufgestanden, der Bäume umgerissen und gar großen Schaden ge- than habe. Die Elsa sei ferner zu Vest Meyer ge- kommen, um Weizen zu entlehnen; er habe es ihr aber abgeschlagen, weil er noch nicht gedroschen gehabt. Da sei ihm bald darnach ein Kalb und ein Maststier erkrankt und abgangen.» Die Vaduzer Geschworenen sagten aus: «Dem Hans Maurer sei eine Kuh erkrankt, weil etwa 10 Tage zuvor das Weib Greta derselben mit der Hand über den Rücken gefahren sei. Das gleiche Weib sei zu einem andern Landmann in den Stall gekom- men und habe gesagt: Er habe viel Milch und Schmalz. Tags darauf sei demselben die Kuh er- krankt und in 8 Tagen abgangen.» Die Triesenberger brachten vor: «Große Klage sei am Berge, daß die Leute nicht Schmalz machen könnten. Leute und Vieh er[k]ranken, solches gehe nicht mit rechten Dingen zu. Sie wollen gebühren- de Anzeige machen, damit man diejenigen greife, welche daran Schuld seien. <Im Erbli),51 so erzählte hierauf einer der Geschworenen vom Berg, sei ihm ein Fuchs entgegen gekommen und als er nach ihm habe schlagen und werfen wollefn], sei er nicht ge- wichen, sondern habe sich allmälig erhoben und sei zu einem Menschen geworden. Da habe er 
gesehen, daß es das Weib Greta sei und er habe zu ihr gesagt: <Ich habe nie glauben wollen, daß so etwas hinter Dir stecke, ich werde Dich aber anzei- gen.) Da habe sie ihm entgegnet: <Es wird Dir eine schlechte Ehre sein, wenn Du mich an den Galgen bringst; wir sind ja Geschwisterkinder.») Von den Triesner Geschworenen wurde folgende Erklärung abgegeben: «Bei Lienhard Barvier sei ein Weib von Schan über Nacht gewesen und da er sich mit seiner Frau zu Bett gelegt, so sei dasselbe Weib im Haus und der Stube umhergerutscht und habe gegrunzt wie ein junges Schwein. Leztlich sei sie zu dem Fenster hinausgefahren. Lienhard habe ihr nachgesehen und noch eine Frau bei ihr be- merkt. Gegen Tag am Morgen sei sie wieder zum Fenster hereingefahren. Auch sei einigen Bauern das Vieh erkrankt und hätten nicht schmalzen kön- nen. Einem sei eine Kuh wüthend worden, über alle Zäu[n]e weg und leztlich in den Rhein gesprun- gen. Man habe deßhalb das Weib Nesa in Ver- dacht.» Die Geschworenen aus Balzers sagten aus: «Das Kirchenwachs wolle sich nicht zu Kerzen formen lassen. Die Ursache sei das Weib Ottilia. Als der Kirchenpfleger das Wachs von Feldkirch gebracht, habe sie ihren Gürtel zu demselben gethan. Ferner, als das Weib Rosina vom Triesnerberg in Balzers gewesen und Abends wieder heim gegangen, seien zwei Schweine aus dem Stall des Jos Fritsch ihr auf den Berg nachgelaufen und drei Tage ausgeblie- ben.» 46) Tschaikner, «Damit das Böse ausgerottet werde», S. 47-49. 47) Kaiser, Geschichte, S. 360 f. u. 374 f.; Schädler, Rechtsgewohn- heiten, S. 54; Grabherr, Blumenegger Landsbrauch, S. 127. 48) Schormann, Hexenprozesse, S. 55; Behringer, Bayern, S. 97; Tschaikner, «Damit das Böse ausgerottet werde», S. 64-78. Die Hexenprozesse in Vorarlberg und Liechtenstein in den Jahren von 1595 bis 1598 widersprechen Behringers These von der Verlagerung der Hexenverfolgungen im süddeutschen Raum von Süden nach Norden in Richtung Franken (Behringer, Bayern, S. 165). 49) Vgl. dazu HDA Bd. 5, Sp. 939 f. 50) Vgl. HDA Bd. 3, Sp. 1210-1213. 51) Heute «im Erbi», Rodungsinsel zwischen Fromahus und Prufa- tscheng an der Gemeindegrenze zu Vaduz: LNb Triesenberg, S. 28 f. 13
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.