Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

INQUIRIERTE PERSONEN AUS DER GRAFSCHAFT VADUZ GRETA SCHIERSERIN AUS SCHAAN (Welz 1, S. 59) Greta Schierserin scheint im Salzburger Rechtsgutachten nicht auf. Ihr wurde 
ein vorgegebner großer bauch zum Vorwurf gemacht. Sie scheint sich vor einer Gefangennah- me sehr gefürchtet und deshalb eine Schwangerschaft vorgeschützt zu haben. Die Anschuldigungen gegen sie reichten laut Dr. Welz nicht für eine Verhaftung aus. Die Regel der Pragmatiker, dass derjenige, der als unschuldig gelten will und sich entschuldigt, bevor er beschuldigt wird, sich zum Ange- klagten 
macht (regula politicorum. quod, qui se excusat, antequam incusetur, dum innocens videri cupit, sese reum faciat), komme bei ihr nicht zur Anwendung. MARIA LAMPARTIN AUS SCHAAN, TOCHTER HANS LAMPARTS UND EHEFRAU JAKOB DINTLS (SRg, fol. 172b-173b u. 223b-224a; VLA, HoA 76,17 Liste von 1682, S. 13 u. 17; Welz 1, S. 25 f. u. 44 f.) Maria Lampartin wurde einmal denunziert und 
war von ihrem ganzen geschlecht eigner person nach in bösem ruß'. Ihr Grossvater väterlicherseits 
sei der hexereg halber entloffen, andere Verwandte habe man verbrannt. Ihr schlechter Leumund rührte auch daher, dass sie zusam- men mit ihrem 
Sohn in letsterm proceß entflohen war und sich erst nach dem Ende der Gerichtsverfahren wie- der zu Hause eingefunden hatte. Über die Lampartin wurde schon am 9. August 1675 in- quiriert. Damals sagte Thomas Walser aus Schaan aus, er habe nicht richtig schmalzen können, als die Lampartin bei ihm zu Hause gewesen sei. Daraufhin habe diese jedoch auf 2 mahliges aufrühren sovil schmalz herausge- bracht, daß weder vor oder darnach er nit mehr bekhom- men habe. Am 12. Juli 1677 gab derselbe Zeuge zu Protokoll, dass ihm von der 
Lampartin zum öfftern daß rihren ge- nommen worden sei. Einmal habe er nach einem Besuch der Lampartin in seiner Stube sechs Wochen lang kein Schmalz mehr gewinnen können. Als sie von 
ihm der zau- berey ins angesicht beschuldiget worden sei, habe sie nur gesagt: Bin ich ein hex, so sein deß krummen Schneiders, Michel Walsers, und Johannes Beckhen eheweiber auch hexen. 
Dr. Welz sprach sich in seinem Gutachten vom März 1679, in dem er ihren Fall versehentlich zweimal bearbei- tete, gegen eine Folterung aus. Sie 
sollte etwas gelinder procedirt werden. Auf ein weiteres Einschreiten der Obrigkeit gegen die Lampartin gibt es keinen Hinweis. Laut Prozessopferliste von 1682 wurde gegen sie nicht prozessiert. CHRISTOPH DINTL AUS SCHAAN, SOHN MICHAEL DINTLS (SRg, fol. 173b-174b; VLA, HoA 76,17 Liste von 1682, S. 13; Welz 1, S. 26 f.) Christoph Dintl 
war von elitern, ahnen, uhr= und guggah- nen [Ururahnen0"'] übel berüchtigel. Am 9. August 1675 wurde über ihn inquiriert. Dabei warf ihm Stoffel Wangner vor, dass er genau darüber infor- miert war, wie die Hexen zum Tanz auf dem Heuberg zusammenkommen. Er wusste sogar über die Zahl der Schnupftücher und des Samens Bescheid. Den Vorwurf Wangners, er 
müsse bey solcher wissenschafft selbst nichts nuz sein, habe sich Dintl nicht gefallen lassen. Ähn- lich detailliert und ausführlich soll sich Dintl auch gegen- über der zweiten Zeugin, Katharina Jehlin von Planken, über Hexentänze geäussert haben. Dr. Welz hielt im Gutachten vom März 1679 dafür, dass Dintl bei den vorliegenden Indizien zwar gefangen, jedoch nicht gefoltert werde. In den Akten findet sich kein Anzei- chen, dass gegen den Inquisiten weiter vorgegangen wor- den wäre. Seine Existenz spricht übrigens dagegen, dass die Schaaner Familie Dintl (Düntel) - wie Peter Kaiser meinte - bei den Hexenprozessen gleichsam ausgerottet wur- de.017 ANDREAS WALSER, GENANNT KRIEGER, AUS SCHAAN618 (SRg, fol. 205a-206a; Welz 1, S. 36 f.) Andreas Walser wurde zweimal denunziert, und man hat- te 
auch sonsten alte indicia gehebt. Bei einer Inquisition am 27. Juli 1676 belastete ihn Georg Conrad aus Schaan, der mit ihm in Streit lebte und ihn für den Tod von zwei Schweinen verantwortlich machte. Am 3. Februar 1679 war Hans Negele aus Schaan Zeuge bei einer weiteren Inquisition über Walser. Dr. Welz erklärte, dass Walser durch die erhobenen Vor- würfe nicht der Zauberei verdächtigt werden konnte, empfahl aber dennoch die weitere Suche nach Indizien 150
	        

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