Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

zu den Eltern 
gesagt, er habe dörre bieren gessen, die seyen sein todt. Kurz vor dem Tod habe er auch erklärt, er wisse schon, dass ihn die 
Marxerin nit mehr gehrn ge- habt habe, sie hätte ihm nämlich das Essen nicht mehr gegönnt. Die zweite Zeugin, die 28-jährige Maria Lampartin von Schellenberg, erklärte, Hans Wetzel, ihr verstorbener Mann, habe sich ihr gegenüber geäussert, seine Krank- heit rühre von den Dörrbirnen her, die ihm die Marxerin eigenhändig gebracht 
hatte. Darauf er leben und sterben wolle. Nachdem er die Schmerzen bekommen habe, sei er zu den Kapuzinern gegangen, die erklärten, sobald sie ihn gesehen 
hatten: Diser man hat ein besondere khrankheit. Sie gaben ihm geweihte Sachen, die er mit sich im Sack heimgetragen 
habe, aber nichts darmit ausgericht. Wäh- rend der Krankheit sei die Marxerin zu Hans Wetzel ge- kommen und um sein Bett herum gegangen. Früher sei ihr Mann gesund und frisch gewesen. Die vorangegangenen Aussagen wurden auch von Hans Wetzeis Mutter, der 56-jährigen Katharina Köchin aus Mauren, unter Eid bestätigt. Laut Rechtsgutachten vom 28. August 1680 war die Mar- xerin gefangenzunehmen und zu foltern. Dennoch erfolgte keine Inhaftierung, statt dessen wurde am 3. September 1680 weiter über sie inquiriert. Dabei sagte zunächst der 38-jährige Hans Kiber aus, dass die Marxerin in einem sehr üblen Ruf stehe und von jeder- mann für ein nichtswürdiges Mensch gehalten werde. Es sei schon so weit gekommen, 
dass auch, das khindt auf der gassen sie für ein unholdt gehalten. Man frage öfters auch, ob man sie noch nit auf das schloss geführt habe. Früher habe er um sie 
geworben (umb sie ahnbuelet). Sein Vater und seine Verwandten hätten aber eine Heirat nicht zulassen wollen, weil sie in einem schlechten Ruf stand. Kiber betonte, dass er weder 
jemanden zu lieb noch zu laid aussage, noch sei er 
dazu angericht worden. Der nächste Zeuge war der etwa 40-jährige Samuel Matt aus Mauren. Er erklärte, er wisse nicht, dass ihm die Marxerin je geschadet hätte. Sie stehe jedoch bei jeder- mann in Stadt und 
Land in einem bösen und üblen ruef, weil sie für Hans Wetzeis Tod verantwortlich gemacht wurde. Auch Samuel Matt betonte abschliessend seine Unparteilichkeit und 
ergänzte: Dise verschrey sey von ehrlihen leüthen entsprungen. Die vorangehenden Aussagen wurden vom 30-jähri- gen Christian Risch aus Mauren unter Eid bestätigt. Der 40-jährige Ferdinand Wangner aus Mauren gab zu Protokoll, er sei bei This Marxer in Diensten gestanden und habe einmal in einer Suppe etwas zu essen bekom- men, dass er glaubte, er müsse daran sterben. Er wisse jedoch nicht, ob ihm die Suppe von Anna Marxerin oder Maria Martin zugerichtet und gegeben worden war, weil 
diese miteinander gekocht hatten. Dass es eine der beiden gewesen war, könne er mit Gewissheit behaupten. Er habe der Marxerin übrigens selbst ins Gesicht 
gesagt, das sie ihm dises zu fressen geben hatte. Man halte auch sonst wenig von ihr, sie stehe in einem schlimmen Ruf. Er betonte ebenfalls, dass er nicht aus Neid aussagte, son- dern weil es die Wahrheit sei. Vor Gericht gestand die Marxerin ihre Schuld zwar schon nach der ersten Folterung, ihre Angaben widerrief sie dann jedoch viermal. Deshalb wurde sie dreimal in das Spanische Fusswasser und auch auf den Esel gesetzt. Unter anderem bekannte sie dabei, dass sie ihrem Knecht Hans 
Wetzel das vom leujfel subministrirte pulver in die Suppe gegeben habe. Anna Marxerin wurde laut Prozessopferliste von 1682 in der ersten Prozessserie des Jahres l680 hingerichtet. 146
	        

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